33. Urlaub (1)

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Ren

Es ist kurz nach Mitternacht, als wir uns vom Strand aus zurück ins Hotel schleichen. Heimlich, wie zwei jugendliche Schüler, die nicht vom Lehrer entdeckt werden dürfen, mogeln wir uns am Empfang vorbei und kichern, als wir unser Zimmer erreichen. Haru lässt sich auf das Futonbett fallen.

„Was für ein toller Tag!", sagt er sichtlich fröhlich und erschöpft. „Das war ein toller 25. Geburtstag!", fügt er noch hinzu. „Und für mich war es ein tolles erstes Date, in Kombination mit dem Geburtstag meines Freundes.", ich lache etwas auf. „Wie das klingt. Meines Freundes..."
Ich klettere auf das Bett, beuge mich über ihn und drücke meine Nase gegen seine. „Es klingt noch unreal. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt." Meine Nase bleibt wo sie ist. Ich spüre seinen Atem, der immer noch nach dem Knoblauch aus der Salatsauce riecht. Er lächelt. Ich kann mich nicht daran satt sehen. „Ja, es ist verrückt. Heute war ein so besonderer Tag für uns... und für Hetero-Paare, ist so etwas bestimmt schon fast gewöhnlich. Vielleicht wird es ja auch für uns irgendwann mal normal sein?"
„Wie war das damals mit der Frau? Bist du auch mit ihr auf Dates gegangen?", frage ich ihn. „Nein. Es war keine echte Beziehung. Ich glaube wir waren beide labil und durcheinander. Irgendwas war da..., aber Ich habe keine Ahnung. Ich habe geglaubt, dass ich verliebt war, aber jetzt weiß ich es besser." Er guckt mir aufrichtig in die Augen. „Danach hatte ich keine Beziehung mehr.", fügt er hinzu. „Wie war der Sex mit ihr?", frage ich neugierig weiter. „Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht wirklich daran erinnern. Es ist alles verschwommen. Aber es ist kein Vergleich zu dir. Mit dir kann ich mich an jede Minute und an jede Szene erinnern. Weißt du Ren, beim nachdenken jetzt, glaube ich nicht, dass jemals etwas mit uns gewöhnlich wird. Ganz im Gegenteil. Kein normal, kein gewöhnlich..." Er umschließt mich mit seinen Händen und drückt mich runter.

Ich liege nun komplett auf ihm. Er gräbt seinen Kopf in meine Haare und schmiegt ihn an mich. „Ich bin wahnsinnig verliebt in dich, Ren." Ich schmiege meinen Kopf ebenfalls als Antwort, näher zu ihm.

„Wie lange bleiben wir?", frage ich neugierig weiter, sauge dabei seinen Duft auf. Sein Griff wird fester, seine linke Hand kneift mir in die Pobacke. „Ich habe das ganze Wochenende gebucht. Wir können komplett bleiben oder fahren, wenn oder wann wir möchten. Ein paar Sachen können wir uns hier noch angucken. Ich würde dir ehrlich gesagt gerne noch diese Dinge zeigen. Naja und dann, können wir tun und lassen was wir möchten." Seine Hand an meinen Po, verfällt in eine streichelnden Bewegung, sein Kopf fährt weiter durch meine Haare. „Deine Haare sind länger geworden. Es sieht wilder aus." Er dreht mich mit einem Ruck auf den Rücken, liegt nun über mir. Seine Hand streift durch meine Haare und legt mit einer weiteren Handbewegung meine Augen frei. „Steht dir gut.", murmelt er verschmitzt. „Du siehst ganz anders aus, wenn deine Stirn frei ist." Er küsst mir auf die Stirn. Danach auf die Augenbrauen, auf meine Schläfe und als ich die Augen zukneife, selbst auf die Augen, auf die Nase und schließlich auf den Mund. „Tut mir leid, ich kann nicht anders. Meine Hormone und meine Lust spielen verrückt.", sagt er. „Ich will dich, Ren."
„Ich bin doch hier..." Ich schaue ihn an. „Hier...", sage ich erneut, bevor wir in einen Kuss verfallen, der Raum und Zeit ausschaltet, die Hände überall hingreifen und die Gedanken nur bei einander sein lässt...

Gedämpftes, aber helles Licht, dringt durch den beige-farbenen Vorhang, der vor dem einzigen Fenster hier im Zimmer hängt. Haru schläft immer noch tief und fest, sein Arm liegt auf mir. Ich finde es ungewöhnlich warm. So warm wie schon lange nicht mehr. Ich habe das Bedürfnis nach einer kühlen Dusche und frischer Luft. Oder ist es einfach nur innere Hitze?
Ich versuche mich etwas zu befreien. Erst als ich ihn etwas kitzle, dreht er sich um und gibt mich frei. Er liegt nun mit dem Kopf zum Fenster. So ein Murmeltier, denke ich mir. Bei solch einem Licht könnte ich nicht einfach weiter schlafen. Ich streichle ihm noch einmal über den Hinterkopf und küsse sein Ohr, bevor ich mich endgültig aufrichte. Mein Blick schweift zum Wecker. Acht Uhr...

Als ich mich aufrichte durchzuckt mich ein kleiner Schmerz. Ich greife mir an den Rücken, kann aber nichts weiter sehen. Als ich ins Bad gehe und mich im Spiegel betrachte sehe ich es. Haru... oh man. Es war heiß, er war heiß, er war unkontrolliert gestern Nacht. Ich kichere. Die große Kratzspur finde ich ehrlich gesagt sexy und amüsant.

Ich stelle die Dusche auf lauwarm. Es tut gut, sich das Wasser in den Nacken prasseln zu lassen. Ich könnte stundenlang so stehen bleiben. Haru hat wirklich an alles gedacht. Nicht nur, dass er unser Lieblingsduschgel und Schampoo eingepackt hat, er hat auch sonst alle möglichen Kleidungsstücke und Kosmetika für zwei Wochen mitgenommen. Das passt zu ihm. Übervorsichtig und durchgeplant. Er hat nicht nur unsere Zahnbürsten von Zuhause mitgenommen, er hat auch noch zwei neue in der Tasche liegen. Die hoteleigenen Handtücher müssen wir wohl auch nicht benutzen, so hat er doch das gepunktete Riesenhandtuch und mehrere kleine eingepackt.
Ich lehne meinen Kopf gegen die Wand. Oh Haru... Was wäre ich ohne dich? Ohne diese Erinnerungen...?

In solchen Momenten, muss ich automatisch immer wieder an Akito und die anderen zwei Männer denken, an Harus Blut, an die Verletzungen. Aber ich bin im Hier und Jetzt. Uns geht es gut. Ihm geht es gut.
Ich schalte das Wasser aus, werfe mir das Punktehandtuch über die Schultern, das mich fast bodenlang umhüllt, schaue nochmals in den Spiegel und halte mir die Haare aus der Stirn. Vielleicht sollte ich sie mir schneiden lassen, wenn es ihm gefällt... Eine neue Frisur vielleicht?

Haru liegt immernoch völlig relaxt und ausgebreitet im Bett. Ich küsse ihn nochmal. „Guten Morgen.", sage ich zart. „Der Tag ist voller Überraschungen und ich bin hellwach!", informiere ich ihn weiter. „Es ist gleich halb neun. Wollen wir frühstücken gehen?" Obwohl seine Augen noch geschlossen sind, formen sich seine Lippen zu einem Lächeln. „Mhm.", murmelt er. „Hilf mir wach zu werden... Lass die Sonne hinein.", sagt er leise und immer noch im Halbschlaf.

Ich gehe rüber zum Fenster und ziehe den schweren Vorhang mit einem festen Griff zu Seite.
Mein Herz bleibt stehen.
Ein atemberaubender Blick breitet sich vor mir aus. Noch atemberaubender als gestern. „Das gibt es ja gar nicht.", sage ich fassungslos zum Fenster. „Vom Zug aus konnte man ihn nicht sehen, stimmt's? Und gestern war es schon dunkel. Es ist der Wahnsinn, oder?" Harus Stimme klingt fröhlich und wacher als zuvor. Ich spüre sein Grinsen im Nacken. Er hat sich wirklich wahnsinnige Gedanken gemacht. Es ist perfekt. „Wir sind am Wasser, in der Natur und im 'Gebirge'... wir sind tatsächlich im japanischen Kanada.", sage ich immer noch völlig überwältigt.
Meine Augen sehen nicht nur den völlig unbebauten Blick Richtung der Suruga-Bucht und dem Strand von gestern Abend, sondern durch die klare Luft und freie Sicht, auch den Mount Fuji in seiner vollen Pracht am Horizont. Der Himmel ist das erste Mal seit langem strahlend blau. Die Sonne muss irgendwo schräg hinter unserem Zimmer aufgegangen sein, was den Ausblick noch perfekter darstellen lässt. „Es ist unglaublich. Ich möchte unbedingt noch einmal zum Strand. Ich will Fuji-san noch näher sehen! Und Fotos machen! Es ist perfekt, Haru!"

Ich drehe mich zu ihm. Er streckt sich ausgiebig und gähnt laut. Er kichert, lächelt und hält nun die Arme offen in die Luft, mit der Aufforderung wieder ins Bett zu kommen.
„Runde Zwei? Nein... die wie vielte wäre es? Hast du mitgezählt?", fragt er kichernd, als er mich umschließt. „Drei? Vier..?"
„Keine Ahnung.", sage ich schroff und schwinge mich auf ihn. „Ich hatte anderes zu tun, als mitzuzählen.", grinse ich. Eine Handbewegung später liege ich unter Haru. „Du bist frech.", sagt er und packt mich fester, was sofort eine Reaktion in mir auslöst, die auch ihm nicht verborgen bleibt. Er schaut nach unten. Mein Handtuch, das natürlich weggerutscht ist, entblößt meinen steifen Penis. „Guten Morgen.", richtet er nach unten. Seine Augen und Körpersprache verändern sich innerhalb von Sekunden.
Eben noch verschlafen und müde, ist er jetzt hellwach. Alle seine Sinne sind geschärft. Seine Augen werden anders, sein Blick verändert sich. Selbst seine Atmung scheint sich augenblicklich zu verändern. Er kommt nah an mein Gesicht heran, mich immer noch in seinen Fängen. Seine Haare fallen mir ins Gesicht. Er haucht an meine Lippen, berührt sie jedoch noch nicht. „Selbst schuld, wenn du hier so nackt durchs Zimmer läufst, mit deinen nassen und duftenden Haaren, die Wassertropfen noch im Nacken..., meinst du, das Handtuch würde dich angezogen erscheinen lassen?" Er streicht mit seiner Nase über meine, danach über meine Lippen. Seine grünen Augen bohren sich in meine. Alleine diese Tatsache, lässt mein Herz schneller schlagen. Obwohl er noch nichts macht, ist mein Blutdruck ein anderer. Wie in einem Rausch. Nur durch einen einzigen Blick...

Lange hält aber auch er diesen Blick nicht stand und wir ergeben uns von dem Schweigen und Starren, in wilde Küsse hinein. Beim ersten Aufeinandertreffen unserer Lippen, entfährt Haru ein stöhnen. Er ist grob, wild, sofort da. Alles an seinem Körper schreit Angriff. Und alles was mein Körper schreit, ist pure Ekstase, Unterwerfung und eine sofortige Entspannung mit gleichzeitiger Anspannung. Mein Körper... alles scheint sich zu freuen, ja fast feucht zu werden. Nichts ist mehr von den anfänglichen Schmerzen oder Unfeinheiten zu spüren. Während wir uns küssen, werden Harus Hände wilder und auch meine Hände vergraben sich, ohne das ich es merke, in seinen Rücken, in seinen Nacken und in seine Haare. „Ngh~ ah.. Haru.." Ich atme zwischen einem heftigen Kuss auf, ich schnappe nach Luft. Haru nutzt die Sekunde, um in meinen Hals zu beißen. Mit der einen Hand streckt er mein Bein und Knie bis zu meinem Kopf, er biegt es immer weiter nach hinten, schiebt mir gleichzeitig mit der anderen Hand ein Kissen unter den Rücken. Diesen Biss später, finden seine Lippen wieder meine, bis er sich löst und mich anschaut. „Mhm...", flüstert er leise auf meine Lippen, während er sich kurz danach den Finger ableckt und den Weg zu meinem Eingang sucht...

Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinen Kopf nach hinten zu strecken, die Augen zu schließen und diesem übermächtigen Gefühl nachzugeben. Diese Bewegung..., kaum ist er in mir, schafft er es, mich zu kontrollieren. „Ich liebe dieses Bild... obwohl es in meinem Kopf schon eingebrannt ist, liebe ich es immer wieder aufs Neue... wenn du dich sehen könntest.. Gott.." Er wird schneller und ich fange an zu schreien. Laut, schnell, intensiv. Obwohl er mir immer noch das Bein so nach oben hält und mich mit der anderen Hand befriedigt, spüre ich seine Zunge und Lippen überall auf meinem Körper. „Shhh... nicht so laut... was sollen denn die armen Hotelgäste denken...", er lacht dabei und entzieht seine Finger abrupt, presst seine Lippen auf meine und schiebt sich groß und hart in mich hinein. Schnell, fest. Ich spüre, dass seine Lippen keinen Kuss formen, sondern ein grinsen.

Er stößt wieder und wieder hart und schnell zu, lässt mich nicht stöhnen, so wie ich es will. Er kontrolliert mich vollkommen. „Ahhh.. haaaa.. haaa H-Haru...uuh" Zu mehr bin ich nicht in der Lage. „Mehr, mehr..." Er hält mich mit Küssen davon ab, zu laut zu werden.
Seine Hüfte, sein Becken, seine Beine... meine Hände erreichen seinen Rücken, seinen Po. Ich spüre jeden Muskel von ihm, während er so schnell und hart zustößt. Diese Kraft und Anspannung... es ist unfassbar heiß. Schweißperlen überziehen seinen Körper, doch er lässt sich in seiner Härte keine Schwäche oder Anstrengung anmerken. Seine Augen sind mittlerweile geschlossen. Seine Stirn liegt an meinem Hals und ich höre in seinem Atemrhythmus, sein passendes Raunen direkt an meinem Ohr. Er murmelt leise unverständliche Sachen vor sich her.

Er presst sich zwischen den Stößen wahnsinnig tief in mich hinein, er kreist umher, verändert den Winkel, stößt weiter. Er liebt es, so zu spielen, jeden Zentimeter zu erforschen, jede Reaktion aus mir herauszuholen. „Mehr, mehr... ich kann nicht genug davon kriegen...", raunt er weiter, diesmal so, dass ich ihn verstehen kann. Einige Zeit schaffen wir es, diesem Rhythmus standzuhalten, noch bei Bewusstsein zu bleiben.
Als er seinen Kopf aufrichtet, streicht er mir mit seiner Stirn über meine. Ich öffne meine Augen - und da ist sie wieder, diese grüne und wunderschöne Tiefe. „Ich liebe dich so sehr... ahh... gleich... küss' mich dabei...", sagt er völlig außer Atem. „Ja...", ihm brauche ich nicht zu sagen, wie weit ich bin, meine Muskeln tanzen in der Anspannung, unter der Reibung, unter seinem stoßen. Er weiß, welche Knöpfe er drücken muss.

Wir küssen uns schließlich leidenschaftlich, als er mir mit vereinzelten und heftigen Stößen, einem fast schmerzhaft fest werdenden Griff um meinen Oberschenkel und einem stöhnen in meinen Mund während des Kusses zeigt, dass er kommt. Auch ich folge ihm sofort darauf.
Schwer atmend liegen wir im also hier... Haru entzieht sich mir und lässt auch von meinem Bein ab. „Danke.", sagt er. „Danke?", frage ich. „Für diese Trips. Solche Gefühle, solche Erlebnisse... Danke.", sagt er und guckt einfach schwer atmend zur Zimmerdecke. „Ich kann es immer noch nicht glauben." Diesmal wirkt er hellwach und motiviert, entspannt und friedlich.
Ein paar Minuten liegen wir schweigend nebeneinander, die Hände ineinander verschlungen, bis er sich plötzlich aufrichtet und mich anschaut.
„Wer ist jetzt der Teenager?", frage ich amüsiert, als sich seine Laune wieder dunkel färbt. Er grinst.

Gegen zwei Uhr haben wir es endlich geschafft, geduscht und angezogen zu sein. Selbst ein kleines Frühstück konnten wir noch ergattern. Ich kann es kaum erwarten und mein Schritt führt immer schneller werdend, den Weg Richtung Strand entlang. Haru, bewaffnet mit einer Decke und etwas Obst, hinter mir laufend. Kaum ist die letzte Abzweigung erreicht, schon taucht das Meeresrauschen wieder wie aus dem Nichts auf.
„Das ist wirklich unglaublich!"
Jetzt im Tageslicht, kann ich nicht nur unendlich weit über die Bucht gucken, sondern tatsächlich auch noch genauer und näher Fuji-san sehen, wie er sich einfach nur mächtig und riesig, links den Blick Richtung Norden hin, auftürmt. Seine weiße Spitze in Kombination mit dem blauen Himmel und dem Sonnenschein, weckt das erste Mal so ein richtiges Heimatgefühl in mir. Tief in meinen Wurzeln. Tief in den Wurzeln, die ich nicht kenne. Aber genau dort keimt es. Japan, meine Heimat...
Haru greift mir von hinten um die Hüfte und umarmt mich still, während ich in den Horizont hinein starre. Ich beuge meinen Kopf nach oben und lächle. Haru, meine Heimat..., denke ich mir.


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Hochgeladen am 28.07.16
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