11. Hollywood

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Hallo an alle!
Ich möchte euch schnell von mir erzählen.
Nicht selten schreiben Autoren vor ihren Geschichten, wie sehr sie sich freuen und sich Kommentare und Meinungen wünschen. Ich dachte mir immer, wie überschwänglich das klingt und wollte es in dieser Form nie tun. Aber oh man, ich kann es nun so gut nachvollziehen! All die Gedanken die man hat tatsächlich zu Papier zu bringen, ist gar nicht so einfach und wirklich zeitaufwändig. Dann aber zu sehen, dass es wirklich Menschen gibt, die daran interessiert sind, weckt ganz neue Gefühle in mir! Und ich möchte es nicht mehr missen! Dankesehr! Ich würde mich also tatsächlich auch wirklich über Kommentare und Feedback freuen... Das ist eine ganz neue Art von Spannung, mit Freunde und Neugier vermischt. Herrlich. So, nun geht es aber weiter! Soraly ^_~
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Nur mit einer dünnen Tagesdecke halb bedeckt, schläft Ren friedlich neben mir. Nur kurze Zeit verging und seine Erschöpfung hatte ihn im Griff.
Zarte Haut und lange Wimpern, ein paar Strähnen seiner in diesem Licht schwarz wirkenden Haare ins Gesicht fallend, liegt er da. Ich liebe ihn so sehr. Ich kann nicht fassen, was wirklich eben gerade passiert ist. Ich habe mich tatsächlich fallen gelassen. Ich drehe mich auf den Rücken und seufze. Grinsend und brummig im Wechsel schauend, zerreibe ich mir meine Haare auf meinem Kopf. Man... Warum kann ich diesen Schritt nicht einfach wie ein normaler und frisch verliebter Mensch genießen? Wir haben doch alles geklärt? Ist es so einfach? Geht es ab jetzt vorran? Ist es nun in Ordnung, weil ich von Rens absoluter Zustimmung weiß? Die rechtlichen Probleme sind doch eigentlich immer noch da? Aber dennoch ist es anders...

Es war so unglaublich...

Die Tür knallt mit einem lauten Schlag zu. Mein Herz schlägt schnell. Irgendwie fühle ich mich ertappt. Unterdrückt nehme ich ein Gespräch wahr. „Halt die Klappe! Ich fasse es nicht! Es nervt mich so unfassbar!"
„Aki ich glaube, du fixierst dich zu sehr darauf. So jung und modern du manchmal bist, dein Charakter ist manchmal wirklich sehr altbacken. Beruhige dich doch mal und versuche das große Ganze zu sehen."
„Ihr könnt mich alle mal im Großen und Ganzen am Arsch lecken. DU solltest zu MIR halten. Nicht zu IHM!"

Es vergeht einige Zeit und ich hege die Hoffnung, dass die beiden denken, wir wären nicht da. Als ich mich leise aufrichten will, ziehe ich Ren aus Versehen etwas die Decke weg und er klammert sich prompt an meine Hüfte. Ich höre Schritte und es klopft.

„Bruder – " seine Stimme ist leise und sanft. Shima.
„Ich habe eure Schuhe gesehen, darf ich reinkommen? Seid ihr wach?"
Scheiße was mache ich jetzt? „Äh – Shima. Willkommen zu Hause... also... es ist gerade schlecht, ich komme gleich zu dir. Ren schläft." Mir wird heiß und ich schwitze. „Ja. Gut. Wir sollten uns unterhalten."
Ruhige Schritte entfernen sich wieder. Gott sei Dank. So etwas sollte niemand sehen. Alles zerwühlt, zerzaust, nackt und schwitzend. Der ganze Raum schreit, dass wir Sex hatten.

Ich schaffe es endlich leise aufzustehen und streife mir meine Boxershorts und Jogginghose über. In meinem Schrank finde ich ein grünes Shirt. Passt, denke ich mir und schluffe nach draußen. Beim Verlassen des Zimmers schaue ich nochmal auf Ren, der immer noch nackt im Bett liegt. Ein Schlag trifft mein Herz. Wahh... wenn ich ihn noch länger anschaue, wird das heute nichts mehr.

Shima sitzt auf dem Sofa mit einer Flasche Wasser und Kräckern. Die Uhr zeigt 15:10. Als ich auf ihn zugehe, erstarre ich und laufe nochmal rückwärts zur Uhr. Was?? Nachmittag??? Wie soll ich mich da denn nun wieder herausreden?
„Hi Shima.", versuche ich unbeeindruckt zu klingen.
„Wie war eure Feier und euer Essen?"
„Gute Frage Haru. Du pass' auf, ich rede direkt drauf los. Ich bin auf deiner Seite, weißt du, aber es fällt mir schwer Aki im Zaum zu halten. Wir müssen reden. Alle zusammen.", sagt er ernst, seinen Kopf auf den ausgeschalteten TV gerichtet. Scheiße. Was ist denn nur los? So dermaßen ernst klingt er selten. „Okay. Was ist los?"

„Es geht um dich und Ren. Die Aufmerksamkeit die ihr auf euch zieht. Ich werde ganz ehrlich zu dir sein. Die Leute reden, Haru. Auf verschiedenste Weisen. Getrübt oder die Wahrheit sehend. Wusstest du, dass Frauen und Mädchen zum Nachmittag ins Café kommen, nur um zu sehen, wie du Ren nach der Schule begrüßt? Wusstest du, dass dir Männer und Erwachsene wütend nachblicken, wenn du Ren umarmst und ihn küsst? Ihr fallt wirklich oft auf. "

Ich stehe einfach nur da. Ja natürlich weiß ich das alles. Das ist doch mein Problem?!
„Es gibt nochwas, Haru. Frauen versuchen durch Aki und mich an dich heranzukommen. Deine Arbeit als Host damals hat dich bekannt und beliebt gemacht. Die Frauen wollen dich - und einige schreien uns an, dass wir Brüder Schuld daran sind, dass du das aufgegeben und das Café nebenan eröffnet hast. Einige machen sich an Aki ran, nur um an dich heranzukommen. Nur um anschließend zu sehen, das du in unseren Jüngsten verliebt bist. Da wären wir dann wieder beim Anfang des Kreislaufes."

Shima so viele Worte auf einmal sprechen zu hören, überwältigt mich schon immens ehrlich gesagt, der Inhalt ist für mich aber kaum zu greifen und er zieht wie ein Film an mir vorbei.

„Aki ist sauer. Auf alles und jeden. Er war wirklich verliebt in Yuna-san. Letztendlich hat sich gestern Abend herausgestellt, dass sie die letzten Wochen so viel Zeit mit Aki verbracht hatte, um über dich zu reden und ihn über dich auszuquetschen. Gestern hatte sie ihm dies gegeben."

Aki und verliebt? Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Aki und verliebt?? Yuna... Yuna... kenne ich eine Yuna? Mein Kopf muss hörbar rattern...

Shima reicht mir ein Stück Papier. Mich trifft es wie ein Schlag, als ich erkenne, um was es sich handelt. Eine offizielle Heiratsanfrage ihrer Familie. Yuna Kobayashi. Oh mein Gott. Sie ist die kleine Schwester der Koba-Schwestern. Zwei wirklich aufdringliche Besucherinnen an meiner Ex-Arbeitsstelle als Host. Mit solchen Frauen konnte ich nie gut umgehen.

Scheiße...
Ein offizielles Dokument mit Daten und Bildern, mit der Bitte um ein Treffen.
Das dies wirklich noch so gehandhabt wird, zeigt mir wieder einmal, in was für einer konservativen Gegend Tokio's wir wohnen. So etwas hatte ich in meiner Zeit als Host öfters erlebt - dass mir nachspioniert wird und meine Familie ausgenutzt wird, um an mein Gesicht und meinen Namen zu kommen, ist allerdings neu. Aki...

„Shima... ich weiß nicht was ich sagen soll."
„Mach es öffentlich Haru. Rede endlich offen. Nie wieder so etwas wie Freitag Abend.", er dreht sich um und guckt mich an.
„Was, ich kann nicht einfach allen– "
„Shima meint glaube ich uns, Haru. Unter uns Brüdern ." Diese Stimme.
„Ren?"
Ren steht wie aus dem Nichts hinter mir. Was hat er alles mitbekommen?
Er sieht verschlafen und entspannt aus, angezogen mit dem Schlafanzug von gestern Nacht. Als er meine Hand greift und sie mit seiner anderen umschließt, zucke ich kurz zusammen, aber er hält sie fest. „Shima es tut mir Leid, aber nach den jüngsten Ereignissen kann ich deinen Bruder nicht mehr loslassen. Ich liebe ihn wirklich sehr. Ich möchte das Beste für ihn. Wenn ich Chaos verbreite tut es mir leid, aber ich werde nicht gehen." Der Film fährt weiter ab.

„Glückwunsch. Ihr habt also nun endlich eure Beziehung geklärt?", fährt Shima unbeeindruckt fort. „Ja. Wenn man das so nennen kann, ist es wohl so.", erwidert Ren ebenso monoton. „Ich denke, du warst intelligenter als Haru und ich von Beginn an. Wir haben etwas länger gebraucht, bis der Groschen gefallen ist." Was für ein unwirkliches Gespräch.

„Es tut mir leid, dass du mit zwei homosexuellen Männern als Mitbewohner vorlieb nehmen musst. Es ist alles etwas kompliziert... aber ja, so ist es." „Anders kenne ich es ja nicht.", lacht er leise auf. Ren und Shima grinsen sich an.

„Ehm. Was passiert hier gerade.. ich kann dem nicht folgen."
„Sag es Aki, Haru. Er denkt, dass wenn du den Frauen und Mädchen im Café soviel Aufmerksamkeit schenkst, nutzt du das nur für den Umsatz aus. Er glaubt, du bist dir allem bewusst und nimmst das kommentarlos hin. Trotz seiner Wut, verteidigt dich Aki gegen Homosexualität und sagt, dass ihr nur ausländisch seid, und man in Kanada so miteinander umgeht. Er legt sich mit allen an, die dumme Kommentare machen. 'Das Schwuchtelcafé', 'das Inzest-Café', 'Pädo-Café'... nicht selten werden wir damit von unseren Gleichaltrigen aufgezogen. Er begreift das alles nicht. Wenigstens wir in der Familie müssen untereinander einen klaren Tisch machen - und über alles reden. Ich weiß nicht, ob er tief im Inneren die Wahrheit kennt, aber so geht es jedenfalls nicht weiter. Seine Wut ist jetzt größer denn je, das mit Yuna-san hat ihn sehr verletzt."
Ren drückt meine Hand fester als zuvor. In seinen Augen sehe ich eine Mischung aus Wut, Enttäuschung, Angst und Schuld. Ich kenne Ren nur zu gut. Am liebsten würde er gerade wegrennen. Sein Gesicht und sein Körper allerdings behält diese Ausdrucksleere, die wir von ihm kennen. Shima starrt auf unsere Hände und ich zu Shima.

Mein Herz schlägt schnell... ein dunkler Schleier legt sich über diesen Film - und über mich. Soetwas habe ich nicht nur gefürchtet, so ein Durcheinander ist mein Alptraum. Ich bin ein sehr egoistischer und schlechter Mensch. In meinem eigenen Chaos habe ich nicht mitbekommen, was ich in meinem Umfeld überhaupt anrichte. Ich habe nichts von Akis Kämpfereien mitbekommen. „Es tut mir wirklich Leid. Ich mache nur Probleme.", sagt Ren aus dem Nichts.
Diesmal drücke ich seine Hand fester und gucke besorgt zu ihm herab. „Aber ich werde Haru nicht verlassen. Ich entscheide also, das wir reden werden." He? Ich bin erstaunt... Da ist er wieder. Der 'andere Ren'. Selbstbewusst und männlich.

„Danke, dass du hinter Haru stehst, Shima."
Ren reicht ihm die Hand. Shima tut ihm dies gleich.

Der Schleier verdichtet sich.

„Aber nicht direkt.", unterbreche ich die beiden.
„Ren und ich gehen nachher ins Kino. Ich habe es ihm versprochen. Wahrscheinlich ist es eh nicht schlau jetzt mit Aki zu sprechen. Ich habe die knallende Tür gehört. Anschließend besorgen wir für uns alle etwas zu essen auf dem Heimweg.", sage ich überzeugend und ernte einen fragwürdigen Blick von Ren. „Thailändisch wäre gut.", meint Shima. Er scheint erleichtert und ich imitiere seinen Blick in der Hoffnung, dass er meine spontane Lüge durchgehen lässt. Sein Blick wird heller.
„Mit viel Fleisch.", sagen wir gleichzeitig und lachen.

Als Shima sich endlich umdreht, den TV anschaltet und sich dem Knabberzeug widmet, verdunkelt sich mein Gesicht. Mit einem gekonnten Ruck drehe ich auf dem Absatz um und gehe mit festem Schritt auf mein Zimmer. Ren immer noch an der Hand. Als die Tür zufällt werde ich noch wütender. Ich zerreiße gleich, mir ist speiübel, ich kann nicht atmen! „Zieh dich an, wir gehen. Ich muss hier raus. Jetzt. SOFORT."
Ren tut, was ich sage.


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Hochgeladen am 03.06.16
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