61. Sushi

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„Fleisch, Fleisch, Fleisch, Fleisch und davon, davon und hiervon. Und Reis. Und das da hinten, was auch immer das ist!!"
Ein fröhliches Gelächter bricht am Tisch aus. „Beruhige dich Aki, du bekommst von allem etwas...", grinse ich, während ich seinen Teller fülle. „Ich will nicht von allem etwas, ich will am liebsten von allem alles!?" Er verzieht eine herrlich komische Miene.
„Diese Babys müssen groß und stark werden und ich liebe es, wenn du so ein Festmahl kochst! Ich verhungere immer, so ganz allein auf meinen Reisen..." Er kichert wieder und zeigt auf seine... Muskeln. Die wirklich tatsächlich nicht vorhanden sind. Ich lege ihm noch ein paar marinierte und gedämpfte Gemüsestreifen mehr dazu. „Außerdem kann ich ja nicht ewig so schmächtig bleiben wie Shima hier." „Du hast dich wohl versprochen und wolltest wohl eher größer und besser gebaut sagen?", lacht Aoi ihn an, während sie ihm ein Brot vom Teller klaut. „Na warte, komm her!"
Shima und ich verdrehen beide hörbar die Augen, während Ren genügsam auflacht und Nanami im Arm hält. „Deine Mama ist ganz schön kess und schlagfertig!", lacht er sie an, woraufhin Nanami mit ihrem kleinen Mündchen auflacht. „Bist du groß geworden, kleine Maus. Wer ist denn schon sechs Monate alt? Na wer? Du? Bist du etwa schon... sechs Monate alt??" Er kichert vor sich her und spielt mit ihren Füßen, worauf hin sie jedes mal fröhlich aufgluckst.

Shima, der bisher ruhig auf dem Stuhl saß und sich das bunte Treiben angeschaut hat, richtet sich auf und klimpert gegen sein Glas.
„Also, ähm..., ich möchte euch allen danken, dass ihr hergekommen seid. Und ich freue mich sehr, dass Haru und Ren von ihrer Reise wieder da sind und auch, dass Haru trotz Jetlag und anderen aufregenden Ereignissen der vergangenen Tage, gestern Abend schon angefangen hat zu kochen und auch heute morgen schon super viel vorbereitet hat.."- „Mach kurz, Bruderherz, das Essen wird kalt, wir lieben dich auch.", unterbricht ihn Aki, woraufhin Shima ihm einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf gibt. „Was ich damit sagen will, so ein kleiner Keks wie unsere kleine Nanami, hält einen doch ganz schön auf Trapp und ich möchte mich für die Hilfe bedanken. Desweiteren möchte ich mich bei meiner wundervollen Frau bedanken, dass sie mich und uns alle so akzeptiert, wie wir sind und dass sie die Schwangerschaft und den Umbau unserer Häuser so gut mitgemacht und geholfen hat, wo sie nur konnte. Wir haben uns damals auf unserer Geburtstagsparty kennengelernt und wir haben nicht nur festgestellt, dass wir zusammen Geburtstag haben und das als Eisbrecher genutzt, sondern auch, dass wir viele weitere Gemeinsamkeiten teilen. Dann kam eins zum anderen und vor zwei Jahren hast du mich geheiratet und mir vor einem halben Jahr eine wunderbare Tochter geschenkt. Ich liebe dich und ich danke dir. Alles Liebe zum Hochzeitstag. Lasst uns alle zusammen feiern! Guten Appetit!" Shima, der sichtlich berührt und emotional wird, setzt sich hin und wird beherzt von Aoi in den Arm genommen. Sie lächeln sich an und ich muss augenblicklich zu Ren schauen, der schon das selbe macht und meinen Blick warm und liebevoll erwidert.

Die Wohnung hier ist deutlich liebevoller geworden. Es ist blumiger, vielleicht auch etwas mädchenhafter, aber auch familientauglicher, als es noch unsere Wohngemeinschaft war. Rundum kann man sich hier sehr wohl fühlen. Auf der kleinen Terrasse steht schon eine kleine Muschel bereit, die man halb mit Sand und halb mit Wasser zum planschen füllen kann. Ich glaube, die beiden können es nicht abwarten, sie mit der Kleinen auszuprobieren. Wohl eher aber im nächsten Jahr.

Die Gespräche laufen rege und durcheinander, die Stimmung ist total losgelöst. Aki erzählt von seinen Reisen, seinen Städten und zeigt uns neue Magnete für unsere Kühlschränke. Er plant über Weihnachten in die USA zu reisen und einen für ihn lukrativen Job als Blogger bei einer Gaming Convention zu arbeiten. Er lebt gerade ein für sich rundum glückliches, freies Leben. Eines, in dem er viel sieht und viel erlebt, sowie hier und da Bekanntschaften, aber immer hier in Japan sein Zuhause bei uns hat. Wir erzählen ihm von Owen und seinen Magneten, sowie von dem Hawaiizimmer und seinen Erzählungen und das wir glauben, die zwei würden sich gut verstehen. Zwischendurch bin ich fasziniert, wie gut und interessant er seine Blogs und Berichte schreibt, wie spannend er die banalsten Dinge ausschmücken und den Leser damit begeistern kann. Und ich bin fasziniert wie viel Geld er auch damit verdienen kann... Klicks, Follower... ich kann ihm aber nur bis zu einem gewissen Punkt folgen... und danach übersteigt es meinen Horizont ein wenig muss ich gestehen. Ich bin einfach wahnsinnig stolz auf ihn! Und ich versuche ihn das wissen zu lassen, wann auch immer ich nur kann.
Zwischenzeitlich erzählt uns Shima von einer App die er nun programmieren möchte, er fühlt sich nicht ganz ausgelastet in seinem Job und fühlt sich zu mehr bereit. Aoi hält ihm dafür einen Tag in der Woche den Rücken frei, sodass er sich komplett seiner Idee widmen kann. Er verrät uns noch nicht ganz genau worum es geht, da er aber ständig mit Aki tuschelt oder sie darüber reden, dass sie dieses und jenes noch aufgreifen müssen als Idee, schlussfolgere ich, dass es mit den Blogs von Aki zusammenhängt.
Ich spüre Rens Fuß an meinem Fuß unterm Tisch, er schaut mich an. „Es ist doch offensichtlich, dass seine App und seine Blogs zusammenhängen, oder?!", flüstert er fast unhörbar für die anderen. Ich nicke und grinse. Er tut es mir gleich und isst weiter seinen Lieblingsreis und wird dabei von Nanami mit großen Augen beobachtet. „Wird sie nicht schwer so einseitig?", flüstere ich ihn wieder an. „Niemals!", antwortet er sofort und ich muss auflachen. Genau wie Aoi. „Eure Bindung scheint in Kanada nochmal stärker geworden zu sein.", sagt sie sanft und deutet auch auf unsere Ringe. „Sie stehen euch hervorragend!". „Deine und Shimas Bindung genauso. Und gleichfalls, danke!", erwidert ihr Ren das Kompliment, woraufhin sie etwas rot wird.

Sie passt gut zu Shima. Sie ist eine kleine, zierliche Japanerin mit mittellangen, tiefschwarzen Haaren und einer roten Brille. Sie arbeitet ebenfalls bei Shima in der Firma, für die er als Entwickler arbeitet. Sie ist nur in einer anderen Abteilung beim Personalwesen. Witzigerweise wussten sie das auch nicht voneinander, als sie eine Freundin von Aki zum Geburtstag der beiden begleitet hat. Ich würde sagen, das war auch eine Verknüpfung der Schicksale. Nach Ren glaube ich immerhin auch nicht mehr an Zufälle.

Im Laufe des Abends zeigen wir Fotos von Kanada, von dem Grizzly, von Rob und Fumie und erzählen auch nochmal ausführlicher von Martha und Owen, sowie der Vergangenheit von Ren.
Wir stoßen am Ende des Essens auf Shima und Aoi an, auf Nanami, auf Aki und seine Magnete und auch auf uns und unsere Verlobung. Mit jedem Anstoßen wird die Stimmung von Shima und Aki immer lockerer, woraufhin sie auch auf das Türkis des Sees, die Wolfsform des Sees und auch auf jede andere Kleinigkeit anstoßen, bis der Sake leer getrunken ist.
In dieser angeheiterten Stimmung zeigen uns die beiden eine Vorführung wie sie als SonGoku und Vegeta fusionieren, streiten sich aber eine Weile, wer denn nun wer sei. Es ist einfach urkomisch. Ren und Aoi sitzen auf dem Sofa und schauen sich das Schauspiel der beiden an und ich räume etwas auf. Es ist so schön, Ren so losgelöst und fröhlich frei auf dem Sofa sitzen zu sehen. Er trägt seine Brille, worüber eine Strähne seiner Haare ihm echt sexy ins Gesicht fällt. Er trägt eine lockere Leinenhose von mir und ein enges Shirt, welches er sonst nur zum Sport machen trägt. Es betont einfach alles an ihm... Da sich unsere gesamte Wäsche fast noch im Wasch- und Trocknungsprozess befindet, blieb ihm nur diese Wahl und nach gestern, fällt es mir echt schwer ihn heute neutral anzuschauen, vor allem wenn er wie jetzt meine gierigen Blicke im Nacken spürt. Ich grinse...

„Wo gehen wir denn das nächste Mal mal wieder alle zusammen essen? Also auswärts? Habt ihr mal Lust?", fragt Aki in die Runde.
„Wie kannst du denn jetzt noch ans Essen denken? Wird dir denn niemals schlecht, Kakarot?" „Ich bin nicht Son-Goku! Er ist stark und alles, aber Vegeta ist zehn Mal cooler." „Vom Essen her müsstest du aber Kakarot sein!" „Voll nicht, du bist doch der Familienvater und alles." „Na und? Vegeta war auch Vater." „Ja abe-", „Sushi.", unterbricht Ren ruhig und leise, aber in einer Stimme, die uns alle augenblicklich aufhorchen lässt.
„Sushi?", frage ich ruhig zurück zu Ren, der gebannt auf sein Handy starrt. „Sushi.", antwortet er trocken, woraufhin ich mich zu ihm und Aoi aufs Sofa setze und auch Aki und Shima mit ihren Spielchen aufhören.
„Mikiko-san hat mir gerade ihre neuen Informationen zusammengefasst und geschrieben, es scheint, als würde mein leiblicher Großvater und Onkel ein paar Bezirke weiter ein Sushi-Restaurant betreiben.", entkommt es ihm wieder trocken, fast schon ein bisschen im Schock. „Nicht dein Ernst!", entkommt es Aki, der plötzlich komplett nüchtern geworden zu sein scheint.
„Gonzo Sushi. Vollständige Adressen und Mikiko bestätigt, dass diese Menschen, tatsächlich der Vater und Bruder meiner Mum sind." „Oh Ren, das ist so toll!", kommt es aus Aoi und umarmt ihn seitlich im sitzen und auch Shima, der hinters Sofa gegangen ist um auf Rens Handy mitzuschauen, tätschelt seine Schulter und Aki durchwuschelt seine Haare. Ren hat daraufhin seine Hand auf mein Bein gelegt und drückt es sanft aber kraftvoll. Ich lege meine beruhigend auf seine. „Also, Sushi.", bestätige ich fröhlich und liebevoll. „Dann sind wir wieder um ein paar Familienmitglieder reicher.", lacht Shima auf und strahlt Ren an. Und auch Ren selbst, erhellt sich. Er nimmt seine Brille ab, streichelt über Mikikos Nachricht und fällt mir in die Arme.


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Hochgeladen am 23.07.2020
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