14. Aki

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Aki


Klasse, meine Gedanken fahren Karussell. Mein Gott... Er ist durcheinander? Das soll ja wohl ein Witz sein. Und dieses scheiß Gewitter macht es auch nicht besser, jetzt sitzt er da... im Regen. Passt ja perfekt. Wütend trete ich eine Coladose weg. Meine Güte. Was soll ich denn jetzt machen??? Wie soll ich da rauskommen? Ich mache auf dem Absatz kehrt.
Als ich ihn wieder sehen kann, werde ich noch wütender.

Der Regen prasselt von oben gnadenlos hinab. Es ist stockdunkel mittlerweile, das Laternenlicht scheint ihn blass an. In seiner Jacke hat er Tanuki versteckt. Obwohl er so klein und ängstlich ist, sitzt er aufmerksam, warm und trocken auf seinem Schoß. Alleine sein winziger Kopf guckt heraus. Da Haru sich aber schützend über ihn gebeugt hat, wird er nicht nass. Haru hingegen sieht wirklich erbärmlich aus. Er hat mich noch nicht einmal registriert.
Ich seufze – und ich bin immer noch wütend.

„Wieso entschuldigst du dich eigentlich?", maule ich ihn an. Tanuki verbiegt die Ohren nach hinten und murmelt sich weiter ein.
Seine blonden Haare liegen plattgeregnet, aber dennoch wild durcheinander an seinem Kopf. Regenwasser tropft von seinem Kinn, seine Hose und sein Shirt sind hauteng und durchtränkt. „Du bist so ein Arsch!", maule ich weiter.
Er guckt nicht einmal hoch zu mir. Wie eben. Guckt nur starr auf den Boden. Kannst du mich nicht ansehen?

Ich stoße ihn an seiner rechten Schulter nach hinten und ich hätte gerade ziemlich Lust mich zu prügeln.
„Sieh mich an, Haru!" Keine Reaktion. Warum sieht er mich nicht?
„Haru!! Warum siehst du mich nicht!!", wiederhole ich mich diesmal laut.
Endlich schaut er zu mir auf.
Seine grünen Augen sind leer, scheinen durch mich hindurch zu gucken.
„Aki es tut mir so leid. Was soll ich tun? Bitte... Nein, ich kann nichts tun... Muss ich mich entscheiden? Ich kann mich nicht entscheiden. Wie soll ich das machen? Was soll ich nur tun? Ich werde mich nicht entscheiden. Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Aber ich entschuldige mich nicht für meine Liebe zu ihm. Aki, bitte. Ich bin durcheinander, aber... ja ich weiß es nicht, meine Gefühle sind durcheinander. Es ist auch neu für mich."

Er plappert völlig wirr, aber er lächelt sanft. So, wie er es immer tut. Ich kann nichts genaues sehen wegen dem Regen, aber ein paar der Tropfen auf seinem Gesicht sind meine Schuld.

„DU!", ich drehe durch! Argh! „Mein Gott Haru!" Ich schüttle ihn etwas und knie mich zum ihm runter. „ICH bin derjenige, der durchdreht. Nicht du. Ich bin durcheinander."„Es tut mir leid, dass ich so ein Chaos verursache!", antwortet er darauf.
„Du verstehst mich einfach nicht.", sage ich weiter wütend.

„Haru ich hab euch in der Nacht von Freitag auf Samstag gehört. Du hast mich durch euer Gespräch geweckt und ja ich habe gelauscht. Alles, okay? Deine Stimme war so laut und emotional. Ich konnte nicht wieder einschlafen, nachher musste ich ins Bad. Ist ja auch egal. Bruder, ich habe jedenfalls alles mitbekommen. Du brauchst mir also nichts mehr zu erklären."

Haru wirkt, als hätte ihn ein Blitz getroffen.
Seine Augen vibrieren förmlich, sein Körper reagiert äußerlich nicht, aber ich kann es trotzdem genau sehen.

„Ich bin zwar echt geknickt wegen Yuna-chan, aber das ist nicht grundsätzlich deine Schuld. Gestern Abend ist wieder das ganze Thema mit dir und Ren, deinem Café und eurer Wirkung aufgekommen. Ich habe euch verteidigt. Ich war nur sauer... Auf alles und jeden. Auf mich am meisten. Shima hasst diese Ader an mir. Er meinte, wenn ich dir nicht bald meine wahren Gründe nenne, weshalb ich sauer bin, würdest du dich noch mehr sorgen und ich würde dich noch mehr verkorksen, als du es eh schon bist! Er hält immer zu dir, dieser Idiot! Ihr seid beides Idioten." Shima....! Ich nenne das edelmutig... tz. Außerdem ist es einfacher, nichts zu sagen, denke ich mir kleinlaut.

Ich stehe wieder auf und laufe wie ein eingepferchtes Tier im Kreis.
„Hier ist nur Chaos. Es nervt so. Jeder redet irgendwas und dann wird es zu einer anderen Story und nachher ist es nochmal was völlig anderes! Getratsche und Gerüchte, Halbwahrheiten und Rumgenerve! Und im Café ist es nicht mal am schlimmsten, die Mädels in meiner Uni sind besessen von dir. Die haben ihre Spinde mit Zeitungsausschnitten vollhängen. Natsu-san. Natsu-san... Dein scheiß Host-Name ist überall tapeziert. Warum warst du eigentlich so erfolgreich??? Und ich bin so sauer! Es nervt mich, ja! Aber es nervt mich noch mehr..., weil ich den Natsu-san liebe – denn er hat mich ernährt! Er hat meine Schule finanziert. Er hat meine Prüfungen finanziert. Mein Dach über dem Kopf, mein Essen. Dieser Natsu-san wurde geboren als er einen Monat im Koma lag, nachdem unsere Eltern beim Autounfall gestorben sind, in dem er auch involviert war. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du hast es nie einfach gehabt, Haru. Nicht mit der Scheidung von Haruko und Pa, sondern auch mit Haruko allein. Dann der Tod und der Unfall. Der Unfall nach dem Sommer bei Ren. Deine Verletzungen... und am Ende hattest du uns an der Backe! Du musstest alleine leben, weil meine Großeltern nur ihr eigen Fleisch und Blut aufnehmen wollten. Aber du hast gearbeitet, um uns alle zu finanzieren. Was Oma und Opa nicht konnten. Und du hast das alles im Doppelpack getan. Denn Shima und ich sind nun einmal zu zweit! Deshalb hasse ich dich, den Natsu-san in dir, diese Frauen und Mädchen. Oh mein Gott. Weil du mein Bruder bist!! Ich wünsche dir dein Glück. Ständig hast du es schwer! Es nervt! Ich hätte mir gewünscht, dass du niemals Natsu hättest sein müssen! Und du denkst auch noch, dir dürfte nichts gutes widerfahren. Ren ist dein 'Gutes'. Du hast ihn doch schon längst. Werde doch endlich glücklich.
Weißt du, worüber ich schon seit Samstag nachdenke? Ich wünsche mir, dass du dich und Ren öffentlich machst! Aber das darf ich mir nicht wünschen. Das wäre egoistisch. Ich hätte zwar meine Ruhe auf der Uni - Natsu wäre vom Markt, aber das darf ich mir nicht wünschen, denn Ren ist noch minderjährig und du gefühlte 100 Jahre älter."

Ich schüttele ihn nochmal.
„Sag du MIR, was ich machen und denken soll!!!" Ich seufze laut. „Außerdem tut es mir Leid, dass ich eifersüchtig auf Ren war, als er das erste Mal nach Japan kam. Ich habe es euch nicht leicht gemacht und vielleicht bin ich auch mitverantwortlich für etwas an eurem Chaos, denn ich habe mehr als nur einmal blöde Sprüche zu Ren gebracht.", füge ich schnell und kleinlaut hinzu.

„Weißt du, ich war ganz schön sauer auf dich heute Nachmittag. Was Shima mir erzählt hat, dass du denkst ich würde meine Vergangenheit für das Café ausnutzen, um mehr Gäste anzulocken, oder Ren ausnutzen oder es billigend in Kauf nehmen, wenn Gäste kommen und uns beobachten. Stimmt das, Aki?" Er fragt mich, aber er guckt nicht zu mir.
Er umklammert Tanuki unter seiner Jacke. „Weiß nicht, kann wohl sein, dass ich so etwas mal in Rage gesagt habe... Keine Ahnung." Shima, du Petze. „Wie denkst du nun darüber?", fragt er ruhig.
„Anders.", antworte ich direkt.
„Aki ich will, dass wir gut miteinander auskommen. Ich möchte, dass wir heimgehen und nochmal mit Shima und Ren zusammen reden. Kriegen wir das hin?"

„Lass uns los.", ich kicke die Coladose ein Stück vor mir her, als wir im immer schlimmer werdenden Regen nach Hause laufen. Letztendlich hebe ich sie auf und entsorge sie in einem Mülleimer. Harus Blick verrät ein winziges Lächeln, als ich dies tue.

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Hochgeladen am 14.06.16
Nächstes Mal in Extralänge: Pakt
Zusätzlich: Charakterinfos

Super Lovers / Mein Leben mit RenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt