09: "Happy Monday"

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Diego geht mit zwei vollgepackten Händen in Richtung der 'Frye' Bar.
Eine neue Lieferung seiner Getränke ist eingetroffen, welche der junge - aber äußerst selbstständige - Bar Besitzer angenommen hat und nun in seinem Laden verstauen will.
Das seichte Licht an diesem neuen bewölkten Montagmorgen sorgt für ein kühles Gefühl an der frischen Luft.
Vor seiner Bar fegt ein älterer Mann sorgfältig den Bürgersteig, da die Hauptstraße - als Herzstück der Stadt - makellos aussehen muss, um neue Besucher in dem kleinen Ort nicht abzuschrecken.
"Hi, Walther!", begrüßt Diego den alten Mann und nickt ihm freundlich zu.
Der Mann stützt sich auf seinem Besen ab und nickt im freundlich zu,
"Morgen Diego! So früh schon so fleißig?"

Diego nickt und seine braune Haut schimmert im Fenster der bunt beleuchteten Bar.
"Klar, mi padre hat neue Getränke geliefert. Du musst nicht immer für mich fegen, ich schaffe das schon.", antwortet Diego und möchte nicht, dass Walther sich große Umstände macht.
"Es ist mir eine Ehre. Dein Papá war immer für mich und meine Geraldine da. Ich möchte euch etwas zurückgeben.", erklärt er ihm in seiner alten brüchigen Stimme.
"Papá ist in Portland, er wird schon nicht urteilen.", lacht Diego nett und betritt mit den vollen Getränkekisten seine Bar.

Über den Asphalt der Straße zischt ein stechender Wind, welcher die Blätter von den Bäumen löst.
Walther schaut hinauf und sieht wie die Blätter langsam auf die Straße und den gerade erst sauber gemachten Bürgersteig rieseln.
Er atmet aus und verzieht seinen Mundwinkel nach unten, als er sieht wie sich der Bürgersteig mit Blättern bedeckt.
"Wie ärgerlich.", sagt eine männliche Stimme hinter ihm.
Walther dreht sich um und schaut einem ihm unbekannten Mann in die Augen.
Vor ihm steht ein schlanker Mann, mit einer braunen Lederjacke und einer dunklen Hose. Seine hellbraunen Haare wehen leicht im Wind.

Er trägt trotz des kalten Wetters eine Sonnenbrille.

Er lehnt den Besen gegen den Türrahmen der Bar und seine Mundwinkel heben sich wieder.
"Hallo, Freund! Kennen wir uns?", fragt er in einem leichten russischen Akzent und schaut ihn freundlich und aufgeschlossen an.
Der Mann schaut auf den wieder schmutzigen Asphalt und schüttelt den Kopf.
"Nein, leider nicht..aber es gibt ja für alles ein erstes Mal, oder?", fragt er und zieht seine Hände aus den Jackentaschen.
Walther streckt seine Hand aus.
Es herrscht eine kurze Stille zwischen den beiden. Eine unangenehme Stille.
Der mysteriöse Fremde erwidert den Handschlag nicht.
"Kennen Sie persönlich Mitglieder der Familie Prawl?", fragt der Mann Walther direkt und in einem leicht unverschämten Unterton.
Walther senkt seine Hand wieder und runzelt seine Stirn.
"Sie sind mir ja einer. Wie kommen Sie darauf gerade mich so etwas zu fragen?", wundert der alte Mann sich und greift wieder nach seinem Besen und beginnt, desinteressiert an der Konversation, weiter zu fegen.

"Ich habe gehört der Besitzer Frye Bar kennt den ältesten Prawl, ich bin auf der Suche nach Ihm.
Ich bin neu in der Stadt und kenne mich nicht so gut aus, verzeihen Sie mir mein unsittliches Verhalten.", entschuldigt sich der Mann und runzelt unter seiner Brille leicht die Stirn.
Walther freut sich über die Einsicht seines Gesprächspartners und wirft ihn während seiner Arbeit einen Blick zu.
"Da müssen Sie Diego fragen. Der Junge kennt die gesamte Stadt. Ich arbeite hier nicht, ich mache das ehrenamtlich.", antwortet er nun auf die dringende Frage des Mannes.

Sofort baut sich der mysteriöse Fremde etwas auf und lächelt nett,
"Vielen Dank. Sie scheinen guten Kontakt zu diesem Diego zu haben. Kann er mir denn auch weiterhelfen?"
Walther nickt und bekommt einen weiteren kalten Windzug ab.
"Die Prawls sind langjährige Freunde von ihm.", antwortet er direkt, in der Hoffnung dem Fremden helfen zu können.
"Na, wenn das so ist..", grinst der Mysteriöse und streckt Walther nun doch die Hand aus.

Der alte Mann stellt seinen Besen erneut ab und grinst breit.
Er freut sich über das erneute Angebot eines Handschlag's, was nun von dem anderen ausgeht.
"Ich bin Walther Reyes.", stellt er sich vor und seine breiten Lachfalten ziehen sich schnell über sein Gesicht.
Er schlägt ein und schüttelt ihm die Hand.
Der Mann setzt nun seine Sonnenbrille ab.

Walther blickt in die teuflisch glühenden Augen seines Gegenübers und reißt wir erstarrt seinen Mund auf. Aber er kann nichts sagen. Er kann keine Hilfe holen, oder sonst eine Aktion ausführen, die ihm möglicherweise aus dieser Situation retten könnte.

Der Blick des Mysteriösen brennt sich in die Seele von Walther.
"Und ich bin Valerian.", begrüßt er ihn ebenfalls.
Walther kann nicht mehr los lassen und seine Hand beginnt zu zittern.
Valerian schließt seine Augen und plötzlich ist er wie in einem kleinen Lichtblitz verschwunden.
Es war wie ein Funke von einem Schweißgerät. Ein klitzekleiner Moment und der Mann ist verschwunden.
Diego kommt aus der Bar heraus und schaut Walther verwundert an.
"Fängt es an zu Gewittern?", fragt der Südamerikaner den alten Reyes verwundert und schaut in den Himmel.

Walther schüttelt seinen Kopf und zieht seine Augenbrauen hoch.
"Nein, wie kommst du darauf?"
Diego zuckt mit den Schultern,
"Ich dachte es hätte geblitzt."
Er will wieder zurück in die Bar gehen.
"Du Diego, sag mal...können wir gleich wenn ich fertig bin kurz reden? Über deine Freunde die Prawls.", fragt Wather ihn flüchtig.
Diego geht in die Bar und nickt nichtsahnend mit dem Kopf.
"Klar, alles was du willst, Kumpel."

Walther dreht sich zufrieden von der Tür weg. Er lächelt böse und einsam einher.
"Danke für den Körper, Walther.", murmelt er leise und in seinen Augen sind kleine rote Blitze zu erkennen.
"Keine Sorge, ich bleib nicht lange. Ohne Einwilligung des Wirts ist das nicht lange möglich. Ich werde bald gehen und deinen Körper verlassen.", erklärt Valerian Walther, der sich nun tief vergraben in seinem eigenen Körper befindet.
Valerian spürt es, wie ein donnern in seinem Kopf. Walther will raus, aber er schafft es nicht. Das Wesen ist einfach viel zu mächtig. Mächtiger als Dämonen und mächtiger als Siphoner.
"Und wenn ich weg bin suche ich mir einen richtigen Körper. So etwas wie ein Dauerticket, weißt du? Aber keine Sorge, du wirst nicht viel davon mitbekommen. Ich werde deine schwachen Organe fressen und in deinem alten Blut baden.", flüstert Valerian und schaut interessiert in die Scheibe der Bar, auf den dort arbeitenden Diego.

"Happy Monday.", lächelt Valerian und atmet düster aus, während die vorbeigehenden Bürger der Stadt nicht ahnen welche Finsternis mitten unter ihnen wandelt...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt