3.04: "Grenzen"

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* RUMMS *

Die große Tür zur Villa Mortimer, wird durch einen mächtigen Stoß - bestehend aus schwarzer Magie - durch den ganzen Korridor geschleudert, während ein paar Leute langsam hineinschlendern.
"Joshua? Komm schon, ich sagte dir doch du hast Zeit. Es gibt keinen Grund die Dinge zu überstürzen.", hallt die Stimme von Lucien durch die kalten und leeren Gänge der einst so belebten Villa.

Wo vor einigen Monaten die Erben der Nacht ihren Unterschlupf fanden, ist kein einziges Lebenszeichen von diesen übrig geblieben. Die Regale sind leer, die Ritualtische zerschmettert und die wunderschönen Vorhänge liegen auf dem staubigen Boden verteilt.

"Wir wissen was wir wollen. Der Dunkle hat geredet. Die Erzengel sind unter uns, wir haben keine Zeit für deinen primitiven Rachefeldzug.", rät Lucien seinem Anhänger und schiebt den breiten Schirm seines Hut's etwas hoch, um besser durch die Gänge der verwüsteten Villa sehen zu können.
Doch alles was der oberste Traveller sieht sind Leichen, welche den Korridor zieren. Genau wie das Blut, welches von dessen Leichen ausgeht. Es sind Erben der Nacht. Die jungen Frauen, welche mit Angelica die einst so starke Siphoner Gruppierung bildeten.
Über den Leichen, am Ende des Flurs - vor einem großen Fenster - steht Joshua.
"Keine Sorge. Ich bin fast fertig.", lacht die große Liebe von Raven laut.
"Joshua...bitte..wir waren Freunde..", winselt eine der Erben der Nacht. Die junge Frau - welche schwach und keuchend vor Joshuas Füßen liegt - war vor langer Zeit, als Joshua am leben war, Mitglied seiner Klasse. Emilia, so wie der Name der blonden ist, ist selbstverständlich gealtert, im Gegensatz zu Joshuas physischer Gestalt, welche nach wie vor im Jahr 2004 steckt.
Joshua schaut zu ihr hinunter und bückt sich still,
"Verstehst du das nicht, Emilia? Mitgefühl und Aufrichtigkeit haben mir den Tod gebracht.", fragt er sie und schaut auf die anderen Leichen,
"Nicht so wie all deinen Freundinnen hier, nicht?", grinst er und steht wieder auf. Emilia fängt an zu weinen und lehnt sich schwach gegen die Wand, unter dem Fenster.
"Wieso tust du das?", schluchzt sie in purer Todesangst. Josh' schaut sie emotionslos an. Lucien und ein paar andere Traveller kommen hinein und beobachten die Situation still.
"Weil das hier mein Sieg wird.", antwortet er und zückt ein Messer, welches er ihr blutig in die Kehle rammt und so stark zudrückt bis kein Geräusch mehr aus dem Mund der sterbenden Emilia kommt. Er lässt von der Leiche ab und betrachtet seine eigene Reflektion, für nur einen ganz kurzen und unscheinbaren Moment, in der leichten Spiegelung des Fensters.
"Und jetzt...jetzt ist Xander an der Reihe.", keucht er mordlustig.

Er dreht sich um und will die Villa verlassen, doch Lucien stellt ihm sich in den Weg.
"Ganz ruhig, mein Junge. Wir haben eine Mission.", erklärt Lucien dem Traveller seine Priorität freundlich. In einem schon fast familiären Ton. Es scheint so als würde der Anführer seine Traveller Gefolgsleute wirklich hoch ansehen und Wert auf das Wohlbefinden aller setzen.
"Du kannst den Teufel selbst von der Kette lassen. Ich habe mein eigenes Ziel.", entgegnet Josh ihm entschlossen. Lucien legt seine Hand auf die Brust des wütenden Travellers und schaut ihn lächelnd an.
"Aber, Joshua! Wenn du mir folgst bekommst du Xander auf einem Silbertablett serviert. Er und die restlichen Erben der Nacht werden uns folgen. Klar...natürlich werden sie das.", meint er selbstsicher und beruhigt die Emotionen von Josh etwas.
"Wieso bist du dir da so sicher?", möchte Josh wissen und scheint interessiert.
"Weil unser Ziel ein ganz besonderes ist. Ein Ort den Xander mit etwas grausamen verbindet.", antwortet Lucien in seiner dunklen Stimme,
"Einen Ort voller Emotionen, geboren im Kern von Xanders Psyche. Die Magie dort erhob sich im Mantel der Hölle. Der Ort von dem ich rede heißt 'Nighthowl Bay'...der Ort wo Xander seinen Bruder verlor'...durch seinen eigenen Vater.", offenbart Lucien den Platz an den die Traveller ihr Vorhaben ausführen wollen, um den Teufel ein für alle mal zu befreien.

---

An der Stadtgrenze jedoch spielt sich ein weiteres Szenario ab, welches den Erben der Nacht ungemeine Probleme bereiten könnte.

"Was tust du da?", fragt Nick und schaut auf die dämonische Version seines Bruders, welcher mit einem roten Kreidestück die genaue Stadtgrenze markiert, um diese deutlich sichtbar zu machen.
"Vorbereitungen treffen. Ich habe einem Freund etwas versprochen.", antwortet Xander und beendet die Linie perfekt. Er wirft das Kreidestück weg und klopft sich stolz die Hände ab.
"Einem Freund? Seit wann hast du Freunde?", fragt Nick und kann die alternative Variante von Xander nicht ernst nehmen. Dieser wirft ihn jedoch einen mürrischen Blick zu,
"Valerian. Ich habe ihm die Menschlichkeit versprochen. Du weißt schon. Das Versprechen was Xander brach und dadurch Shawn tötete?", wirbelt er das Thema wieder auf um Nicks Hass auf seine wahre Familie zu stärken. Als er das Zähneknirschen von Nick bemerkt, schaut er erfreut einher.
"Also, wie gesagt. Ich habe ihm etwas versprochen. Und um das zu erreichen redete ich mit Lucien, denn er ist der einzige der ohne Probleme so etwas zaubern kann, deswegen unterstützte Valerian die Flucht der Traveller überhaupt.", fährt Xander fort. Nick hört still zu und schaut auf das flimmernde Schimmern der Magie, welches die ganze Stadt umhüllt und von der magischen Barriere ausgeht.
"Dann gab Lucien mir einen Auftrag. Ich soll die Barriere mit meiner Dämonen Magie an einer einzigen Stelle, für 48 Stunden brechen, damit er und die anderen zum wahren Höllentor können.", erklärt er und legt seine Hand leicht an die direkte Grenze der Stadt.
"Wenn ich das dann schaffe, bekomme ich das Serum für Valerians Heilung. Ist doch ein Kinderspiel, oder?", grinst er, während seine Augen sich schwarz färben. Nick runzelt seine Stirn und wird unruhig,
"Warte, das WAHRE Höllentor?", fragt er überrascht. Xander nickt,
"Jap. Lucien absorbierte die Macht von dem Höllenportal in Rosewood. Damit will er verhindern, dass deine sogenannte 'Familie' es vorzeitig schließt."
Nick's Pupillen weiten sich und er scheint nervös.
Xander lacht nur und erzeugt mit Leichtigkeit mehrere Risse in der Barriere, welche einem angeknacksten Fenster ähneln.
"Keine Sorge, Nick. Du wirst auch deine Rolle spielen. Ich hab dich nicht ohne Grund hergeholt.", versichert der schwarzäugige Dämon ihm düster. Nick sieht wie sich Xanders Hand langsam in seine Richtung bewegt.
"Xander was tust du d-"

* KNACK *

Nick's Hals dreht sich wie der Blitz um 180 Grad und er kippt auf der Stelle, ohne ein einziges Wort sagen zu können, tot um. Die Risse in der Barriere sind erfolgreich entstanden und können den Traveller die Reise nach Nighthowl Bay ermöglichen. Als die Arbeit getan ist wendet sich Xander seinem erneut toten Bruder zu, welchen er so hinterlistig verraten hat.
"Sorry, nichts für ungut. Bald stehst du sicher nicht mehr auf der Seite von diesen...Personen. Da bin ich mir sicher.", spricht er zu der Leiche von Nick.

Momente später verschwindet er in seiner schwarzen Rauchschwabe und lässt die Leiche skrupellos an der Grenze zurück...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt