2 Wochen später, zurück in Rosewood...
Xander sitzt mit gesenktem Kopf auf einer der vielen Treppenstufen des Bunkers, aus dem kein einziges Geräusch zu hören ist. Der lange Tisch in der Bibliothek ist genauso leergefegt wie alle anderen Räume in denen es sonst immer so viel Aufruhr und hitzige Diskussionen gibt. Er schaut auf seine Hände und denkt nach.
Er denkt nach, über die unzähligen Male die er als Retter versagt hat. Genau wie als Bruder. Die Geschehnisse in Nighthowl Bay, genau wie das ungewisse Schicksal vor dem seine Heimat nun steht, ist eine große Last auf der komplizierten Seele des Prawls.
Sein rechter Zeigefinger wandert über die Innenflächen seiner vernarbten linken Hand, während seine Pupillen etwas flimmern.
"Egal was ich anfasse wird zerstört. Hätte ich die Dunkelheit da gelassen wo sie hingehört, würde Nick noch leben. Hätte ich Valerian geholfen, so wie er uns am Ende half, würde Shawn noch leben. Die ganze Rückfahrt war der Horror. Sie wollen es nicht zugeben, aber Gabriel und Lily wissen genau, dass ich Schuld bin. Wie sich mich angesehen haben...sogar Minerva. Haha, ich weiß einfach nicht was ich tun soll, jede einzelne Sekunde die ich auf dieser Erde verbringe ist eine in der meine Seele ein Stück weiter dunkel wird.", flüstert er leise, mit jeder weiteren Berührung einer anderen Narbe.
"Ich hab gemordet, gelogen und Familien zerstört. Tust du mir das alles deswegen an? Nick und Shawn waren unschuldig. Du hattest nicht das Recht sie mir zu nehmen.", summt seine schwache Stimme, als er seinen Blick zur Decke des Bunkers richtet. Xander spricht zu Gott.Der Fakt, dass Luzifer aus der Hölle befreit wurde und es sich bei Angelica um einen der Erzengel handelt, legt den Grundstein für Xanders Gedanken, dass es noch weit aus höhere Mächte gibt.
Leise Schritte sind nun zu hören, woraufhin Xander sich sofort hektisch durchs Gesicht streift, um seine Tränen zu verwischen.
"Ich weiß genau wie du dich fühlst.", keucht die Stimme von Raven, welche in einem dunkelroten Kleid, welches pompös bis zum Boden ragt, aus einen der vielen Korridore des Bunkers erscheint. Xander faltet seine Hände grinsend vor Gesicht zusammen,
"Tust du nicht. Niemand weiß wie ich mich fühle.", antwortet er und steht auf, um eine Konversation mit der Königin zu vermeiden. Doch als er schnell an ihr vorbeihuschen will, greift sie schnell nach seinem Arm. Xander atmet stark ein und bleibt abrupt stehen.
"Doch. Tue ich.", entgegnet sie mit ruhiger Stimme. Xander dreht sich um, woraufhin sich Ravens Pupillen rasch weiten. Sie blickt das erste Mal in ihrem Leben, in das verweinte Gesicht von Xander, welchen sie noch nie so niedergeschlagen gesehen hat.
"Ach, ja? Es war nicht mal ein Tag, bis ich wieder auferstanden war, aber ich sah die Hölle. Ich sah, was mich am Ende meiner nutzlosen Existenz erwarten wird. Ich...ich spürte meine Reue...als Schmerz, in jeder einzelnen Zelle meines Körpers.", offenbart er ihr die Erinnerungen, welche er an seinen Tod hat.
"Ich habe noch nicht einmal mit Gabe darüber gesprochen. Seit Monaten schleppe ich das mit mir rum und du kommst und sagst mir 'du weißt wie ich mich fühle?' Ich denke die ganze Zeit, dass Nick und Shawn auch so ein Schicksal erleiden müssen, verdammt. Unser Aufenthalt in Nighthowl Bay brachte keine weiteren Antworten auf eine Möglichkeit Nick zurück zu bringen. UND WENN ER IN DER HÖLLE IST, DANN NUR WEGEN MIR!", brüllt er brüchig. Seine Tränen kullern ihm schnell die Wangen hinunter, doch Raven hebt vorsichtig ihre Hand.Seine Tränen laufen wie ein strömender Fluss, doch er versucht weiterhin stark zu sein. Die sanften Finger Raven's streichen ihm über seine rauen Wangen und lassen die Tränen langsam verschwinden.
"Ich war jahrelang tot, für mich gab es auch keinen Himmel. Ich litt so viele Jahre unter der Folter der Dämonen, dass ich vergessen hab wer ich überhaupt war. Bis Angelica mich rettete.", erklärt sie ihm und teilt auch ihr Leid. Xander hebt seinen Kopf etwas an,
"Du warst auch dort?", fragt er sie und schnieft kräftig. Raven nickt.
"Und wenn es hilft, ich verzeihe dir. Du bist nicht mehr wie damals. Und Joshua ist es auch nicht. Ich verzeihe dir was du getan hast, weil vor langer - langer - Zeit gab es Tage an denen ich dich liebte. Und, egal was du getan hast, ich hätte dich niemals so verraten dürfen...niemals..", gesteht sie ihm ihre Verfehlungen und nähert sich dem Prawl langsam. Er runzelt seine Stirn, doch trotz dessen umarmt sie den schluchzenden Xander kräftig. Xander will die Freude über die Umarmung nicht zulassen, aber versagt. Seine Emotionen brechen aus, bis er schließlich weinend in den Armen von Raven liegt.
"Ich...i..ich wünschte ich würde n..nichts fühlen, Raven. Ich wünschte ich w..würde nichts fühlen...", schluchzt er und alles was sie tut ist zuhören und langsam über seinen kräftigen Rücken zu streicheln.--- Rosewood, Hauptstraße ---
Die Lichter der vielen Straßenlaternen, welche sich die ganze lange Straße entlang ziehen, erhellen die dunkle Nacht auf der Hauptstraße von Rosewood. Der reparierte Uhrenturm leuchtet ebenfalls und es herrscht Ruhe auf der, bei Nacht, kaum befahrenen Straße der Stadt. Es ist schon fast so als hätte hier vor wenigen Wochen nicht der große Ausbruch der Traveller aus dem Schleier stattgefunden, da der Tod von Lucien seinen Einfluss auf die Bewohner nahm und diese sich nun keinesfalls daran erinnern je' Jagd auf die Prawls gemacht zu haben.
Angelica sitzt auf einer Holzbank, vor der rot beleuchteten Frye Bar, auf der ein kleines goldenes Schild befestigt ist, auf dem 'Rest in Peace Diego Frye' steht. Sie schaut still über die Straßen und mustert friedlich die alten Oldtimer Modelle welche dort fahren, da es diese in Rosewood wie Sand am Meer gibt. Der Erzengel denkt nach. Niemals könnte sie in den Himmel zurückkehren, solange diese große Bedrohung in der Welt frei herum läuft. Sie schloss zwar die Barriere, welche der böse Xander und die Traveller öffneten, erneut, doch Rosewood ist dadurch nicht sicherer als vorher.
"Es ist ein schöner Abend, oder?", fragt eine raue männliche Stimme hinter ihr. Sie dreht sich halb um und erblickt einen Mann mittleren Alters, welcher einen ungepflegten Stoppelbart trägt. Seine braunen Haare sind zerzaust durch den Wind, dennoch steht ihm die Frisur perfekt, genau wie seine braune Lederjacke.
"In der Tat. Machen Sie Ihre nächtliche Runde?", fragt sie den scheinbar gewöhnlichen Mitbürger der Stadt. Dieser lächelt als Antwort auf ihre Frage und setzt sich still neben sie. Er überschlägt seine Beine und schaut, wie sie vor ein paar Momenten, friedlich über die Straßen der Stadt. Angelica schaut den Mann verwundert an,
"Entschuldigung?"
Er atmet tief ein und beginnt sich zu räuspern,
"Ist es nicht verrückt wie ruhig es hier doch sein kann? Du hast dir wirklich einen schönen Platz ausgesucht, keine Frage."
Die Worte des Mannes lassen Angelica die Haare förmlich zu Berge stehen. Er dreht sich halb zu ihr um und atmet kräftig aus,
"Ich habe gehört du und deine Freunde haben meine Kinder ermordet. Ist das hier die geläufige Art und Weise seinen Bruder zu begrüßen?"
Angelica steht rasch auf und weicht von der Bank zurück.
"Luzifer...", keucht sie voller Angst. Er nickt und knackt sich gemütlich seine Finger,
"Du hast mich wirklich nicht gespürt? Deine Kräfte haben nachgelassen, Schwester.", scherzt er über sie und steht ebenfalls auf. Er streckt sich gemütlich und verschränkt seine Arme,
"Wieso so ängstlich? Kein 'Hallo', oder 'ich habe dich vermisst'? Du hast Nerven."
"Was willst du von mir, bist du gekommen um dich über mich lustig zu machen? Wieso steht diese Stadt noch, wenn du nun endlich deine passende Hülle gefunden hast?", fragt sie und sieht wie er die Augen schließt.
"Ich bin hier um mir zu holen was mein ist. Willst du es mir einfach machen und ihn mir direkt aushändigen, oder müssen wieder andere sterben damit du es begreifst?", verlangt er von ihr nach etwas Mysteriösen. Angelica schüttelt den Kopf,
"Niemals. Michael überließ ihn dir nicht, also werde ich es auch nicht tun. Dieses Ding kann Welten ausradieren, Bruder!"
Luzifer öffnet seine Augen, welche in einem feurigen Rot zu leuchten beginnen. Langsam nähert er sich seiner Schwester,
"Ganz genau. Deswegen habe ich Michael vor euren Augen in Stücke gerissen. Was denkst du hält mich davon ab genau dasselbe mit dir zu tun?", fragt er sie und durchdringt ihre Seele förmlich mit seinem Blick.
Angelica schaut ihn ernst an,
"Weil ich die einzige unserer Geschwister bin, die du wirklich liebst.", antwortet sie ihm. Das Leuchten in Luzifers Augen verschwindet.
"So willst du es also? Dann lass uns die Party starten. Aber denk an das, was bestimmt ist...das weißt du genau.", antwortet er und verschwindet magisch ins Nichts. Angelica atmet erleichtert aus und schaut sich panisch um,
"Verdammter Mist..."
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ROSEWOOD - Erben der Nacht
Paranormal"Was wäre wenn die Geschichten stimmen? Was wäre wenn es Magie wirklich gibt?" Die von den Ereignissen der Vergangenheit zerrüttete Familie Prawl kehrt zurück nach Rosewood - den einzigen Ort ihrer Jugend den sie nicht mit Tod, Leid und Hass verbind...