4.13: "Was wir verdienen"

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Leise plätschern kleine Tropfen von der Decke der dunklen und feuchten Minenschächte von Rosewood, welche vor vielen Jahrzehnten zum Goldabbau und der Transportierung von Kohle genutzt wurde. Doch heute geschieht etwas ganz anderes an dem historischen Ort, denn die schweren Stiefel von Xander stapfen durch den Kies neben den unterirdischen Schienen. Der Prawl schaut sich vorsichtig um und erkennt eine kleine Einkerbung in den Wänden der Mine. Dieser nähert er sich vorsichtig und platziert letzendlich die - rot glühende - Box der Pandora in der kleinen Kuhle.

"Nach all den Jahren...seit wir in Rosewood angekommen sind, ist dieser Moment hier doch genau das, was du dir schon immer erhofft hast, nicht?", fragt der Dämon seine wahre Hälfte, die er tief in seinem Verstand gefangen hält.
"Ich tat schlimmes, aber nie hätte ich unschuldige Seelen im Jenseits dafür vernichtet.", antwortet Xander, welcher auf einer der leer stehenden Loren sitzt und dem Dämon nur zuschauen kann, ohne eine Möglichkeit zu handeln.
"Vernichten ist so ein schlimmes Wort, alles was ich tue ist den Tod ewig zu machen. Und das benutzt du als Vorwurf? Magie hat uns alles genommen, Xander.", entgegnet der Dämon und ritzt streicht mit seinem Finger über die Wand, in der sich die Kuhle befindet. Ein Schutzzauber versiegelt die Box nun vor den Eingriffen anderer.
"Durch die Magie bekamen wir unsere Geschwister zurück. UNSERE FAMILIE!", brüllt Xander ihn nun an und versteht sich selbst kein Stück. Der Dämon dreht sich zu seiner besseren Hälfte und lässt seine Augen schwarz aufflimmern.
"Tot ist tot. Und davon erholt man sich nicht. Du sagst mir ich bin ein Monster, aber in Wahrheit tue ich genau das, was richtig ist. Ich gebe ihnen allen ein Leben frei von dem Leid und all dieser verdammten Scheiße die uns hier passiert ist. ICH BIN DER RETTER!", brüllt er ihn nun an und zeigt auf die Box, welche die Magie in sich nur knapp auffassen kann. Xander schüttelt den Kopf,
"Aber das ist nicht echt...du schickst jeden von uns in eine einzige Lüge." Der Dämon lächelt höllisch,
"Wohl eher in das Leben welches du immer wolltest. Naja, das Leben welches ich bekommen werde und seit unzähligen Jahren verdiene. Denn wenn der Zauber Rosewood vernichtet, dann muss ich dich nie wieder sehen.", flüstert er und lässt die Projektion seines selbst in's Nichts verschwinden. Er wendet sich wieder der Box zu und schließt seine Augen.
"Mein Zorn soll entfesselt werden..." Die Box bricht auf und ein roter Nebel, welcher flimmert und donnert, tritt aus dieser aus, um sich federleicht in der Mine zu verteilen, um die Oberfläche der Stadt zu erreichen.

Xanders Zauber kommt...

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Lily und Noore blicken außerhalb des Bunkers in den Himmel, welcher am Horizont immer roter wird. Die beiden Freundinnen wissen ganz genau was dieses Omen zu bedeuten hat. Xander setzt seinen Plan in die Tat um und Gabriel ist verschwunden. Auf um seinen Bruder aus der Dunkelheit zu zerren und den Zauber am Ende doch noch aufhalten zu können.
"Mom und Raven bereiten ein paar Schutzzauber vor. Wenn wir Glück haben halten wir der Magie des Rubins lange genug stand, bis Hilfe kommt.", erklärt Lily der Finsternis und hofft tief im Inneren immernoch auf ein Happy End. Doch sogar bei dem Kampf gegen Luzifer und dem Beginn der Apokalypse, hatte sie mehr Hoffnung in den Augen der Finsternis gesehen.
"Wer denkst du wird kommen? Raphael? Oder Shiva? Das ist doch ein Witz, sie alle erzittern vor der geballten Macht des Rubins.", flüstert Noore und lehnt sich an einen der sonst so gesunden Bäume des Waldes, welche nun langsam beginnen rau und trocken zu werden, da die Magie in Rosewood wie die Luft zum Atmen für den Kern der Stadt dient. Und gerade in diesem Moment baut sich der mächtige Zauber bis in den Himmel auf und entzieht der Stadt jegliche Kraft, welche sie seit Jahrhunderten bennötigte. Lily schluckt kräftig als sie die Mimik von Noore bemerkt.
"Niemand kommt um uns zu retten...", keucht sie leise vor sich hin.

Doch während der Himmel immer blutiger wird, zieht ein einsamer - tiefschwarzer - Helikopter in der Ferne über die kleine Stadt, welche in wenigen Stunden Geschichte sein wird...

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Auf der Hauptstraße der Stadt beginnen die ersten Bürger und Passanten sich über die riesige Rauchschwabe, welche aus der dunkelsten aller Magien besteht, zu wundern, aber verfallen noch nicht in Panik. Für's Erste. Allerdings öffnet sich die Tür zu Belphegors Geschäft, im dem die Helden bis vor ein paar Stunden die große Wahrheit über ihren Bruder erfuhren und die edlen Lederschuhe von Belph treten in diesen hinein. Nach einem ganzen Jahr der Abwesenheit ist er nun doch wieder zurückgekehrt um sein heimisches Geschäft zu sehen, bevor Xander die gesamte Stadt vernichten kann.
Der Blick des Dunklen schweift über all sein Hab und Gut, welches er seit dem Tag seiner erlangten Unsterblichkeit sammelte und bis zum heutigen Tag in dem kleinen Geschäft im Herzen von Maine aufbewahrt. Doch sein Besuch ist nicht nur emotionaler Art, er hat noch etwas ganz anderes im Sinn.

Er stapft zu einem der vielen Bilder, welche die rustikale Tapete des Ladens schon ewig ziert, nur um dreimal präzise auf dessen Rahmen zu klopfen. Ein Lächeln erhebt sich aus seinem Gesicht, als das Bild sich löst und wie eine Art Klappe den Blick auf einen kleinen - aber effektiven - Tresor freilegt.
"Ich wusste schon immer das Geld würde sich lohnen.", flüstert er und gibt einen Code ein.
'4.8.15.' und die stabile Metalltür öffnet sich. Im Inneren des, seit langer Zeit geschützten, Tresors befindet sich ein einziges Fläschchen mit einer pink glitzernden Flüssigkeit, welche wohl unvorstellbare Kraft haben muss, wenn der Dunkle in den letzten Stunden der Magie auf genau diese zurückgreift. Langsam greift er nach der Flasche und trinkt dessen Inhalt ohne zu zögern.
Schwer schluckt er den, scheinbar ekelerregenden, Trank und lässt das leere Glas auf dem Boden seines Ladens zerschellen.
"Du wirst nie klüger sein als ich, Xander. Du hast vielleicht die Macht, aber ich habe die Kontrolle.", lächelt er und trabt zu dem breiten Schaufenster, von dem er den rubinroten Zauber ebenfalls erkennen kann und wie dieser langsam den kompletten Himmel einfärbt.
"Wie schon immer..."

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt