Rosewood, August 2016...
Klimpernd öffnet sich die Tür von Belphegors frisch sanierten Antiquitätengeschäft, durch die eine junge Frau in einem beigen Jumpsuit spaziert. Vorsichtig schaut sie sich die vielen Artefakte und Unikate an, welche der wohl reichste Mann in ganz Rosewood selbstsicher in seinen gläsernen Vitrinen ausstellt. Vor ein paar Tagen kamen zwei massive Schwarzeichenschränke an, welche wohl vermutlich ebenfalls mit unzähligen Gegenständen gefüllt sind.
"Belphegor!", ruft die Stimme der Frau fordernd. Doch es gibt aus dem - von einem roten Vorhang abgegrenzten - Hinterzimmer keine Reaktion.
"BELPHEGOR!", brüllt sie nun, als die ersten Falten im Vorhang zu sehen sind und der Besitzer des Ladens mit einem neutralen Gesichtsausdruck, in einem dunkelroten Anzug, an den Kassentisch schlendert.Die Frau lehnt sich auf genau diesen und starrt den Anzugträger ernst an,
"Sie haben unseren Deal gebrochen.", faucht sie schon förmlich, aber er zieht einfach nur lächelnd seine Augenbrauen hoch.
"Angelica, wir kennen uns schon eine Weile. Ich denke du weißt ganz genau, dass ich ihn nicht gebrochen haben.", antwortet er gelassen und sieht die Panik und Nervosität in den Augen seines Gegenüber. Angelica beginnt den Laden auf und ab zu gehen und fasst sich an den Hals.
"Woher wissen meine Geschwister dann, dass ich diese Gestalt hier angenommen habe?", fragt sie ihn und zeigt auf einen der runden Spiegel an der Wand, durch den sie sich anschaut. Belph tritt um den Kassentisch herum,
"Werden die Engel ungeduldig?", scherzt er und nähert sich ihr.
"Wir beide haben gesehen was kommen wird. Du hast eine Mission, also spar dir die unnötigen Fragen.", ergänzt er und deutet etwas an. Angelica dreht sich zu ihm und beißt sich wütend auf die Unterlippe.
"Ich weiß. Luzifer wartet nur auf den Tag des Endes. Aber vor dem Dunklen muss ich keine Rechenschaft ablegen."
Er lehnt sich an die Glasvitrine,
"Wirklich? Ihr da oben seid so engstirnig. Für euch ist und bleibt Luzifer das Ende allen Lebens, aber hat einer von euch jemals in Erwägung gezogen, dass er vielleicht nur der Anfang ist?"
Angelica beginnt zu lachen,
"Wer soll denn sonst das Ende sein? Sie? Sie wissen ganz genau, dass Sie nicht ansatzweise so mächtig sind wie ich. Für Wesen wie Euch gibt es keine Magie mehr in dieser Welt. Dafür haben die Hexen mehr als perfekt gesorgt.", grinst sie ihn überlegen zu.
Belph atmet ein und zeigt auf den Spiegel, durch den sich der Erzengel betrachtet hat.
"Du hast vielleicht die Macht, aber ich habe die Kontrolle. Seit wie vielen Jahren versuchst du die Retter schon nach Rosewood zu bringen, hm?", fragt er nach der Mission den Erzengels, damit der Kampf gegen Luzifer am Ende der Zeiten doch noch gewonnen werden kann. Angelica bleibt still und starrt erneut in die Reflektion, in der sie sich in ihren eigenen - himmelsblauen - Augen verliert."Ich kann dir helfen. Solange du mir und meinen Zielen nicht im Weg stehst.", schlägt er ihr vor. Angelica schluckt sich den Kloß kräftig den Hals hinunter.
"Und unser Deal? Du wirst niemanden sagen was ich bin. Egal was kommt.", wiederholt sie die Vereinbarung der beiden Feinde erneut.
"Nach wie vor.", bestätigt der Dunkle und stellt sich neben sie.
"Menschen sind emotionale Wesen. Die Retter haben die selben Schwächen wie alle Bewohner dieser Welt hier. Gefühle...lass mich dir helfen und ich zeige dir wie du die Retter an den Ort bekommst, an dem sie bestimmt sind zu sein."
Angelica dreht sich halb zu ihm und nickt,
"Was willst du dafür? Egal was du mir bietest, ich werde dir deine schwarze Magie nicht geben..."
Belph lacht und schaut nun auch in den Spiegel,
"Ich brauche nichts. Ich bin genau da, wo ich schon die ganze Zeit sein wollte...", keucht er und lächelt düster in das Gesicht des Erzengels.--- Gegenwart... ---
Lily klopft nervös an der Tür der Villa Mortimer und schaut beunruhigt auf die Straße, der Forgotton Hills, hinter sich. Wenig später öffnet sich die Tür und eine überraschte Noore, welche scheinbar die Villa als Residenz nutzt und im Laufe des letzten Jahres wieder auf Vordermann gebracht hat, steht vor ihr.
"Lily? Was ist passiert?", fragt sie die Prawl, da ihr Gesicht Bände spricht. Lily schluchzt einmal und schaut Noore verzweifelt hat,
"D...darf ich reinkommen?", fragt sie die Finsternis traurig.Wenig später sitzen die beiden Frauen am runden Tisch im alten Ritualraum der Villa, welcher heutzutage ein kleines aber feines Esszimmer ist, auf dem fast jeden Vormittag eine pfeifende Kanne Tee brodelt.
"Xander will die Stadt und damit sämtliche Magie auslöschen?!", fragt sie verwirrt.
"Das hört sich aber nicht nach ihm an. Ich dachte er hat sich geändert.", murmelt sie etwas. Lily wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und nickt,
"Meine Brüder sagten er hat Raphael betrogen um an den Phönix Rubin zu kommen. Das Jenseits und alles was die magische Welt am leben hält, steht kurz vor dem Ende...", erklärt sie ihr und trinkt einen Schluck des grünen Tees.
"Wenn die Magie endet, wird mein Vater auch nicht weit sein. Aber wenn du sagst, dass die Geschwister von euch wieder da sind, wieso sollte Xander dann den Plan ausführen? Sie würden wieder sterben. Und ich...", beendet Noore ihren Satz und schaut leer einher. Lily legt ihre Hand auf die von Noore und nickt,
"Noore, ich verspreche dir, dass du nie wieder an diesen grausamen Ort zurück musst. Ich habe einen Plan."
Die Finsternis richtet ihren Kopf zu Lily und macht große Augen.
"Wirklich? Was denkst du könnte den Menschen aufhalten, der die Macht des Rubins in seiner Hand hält?", fragt sie selbst unsicher. Lily grinst ungewöhnlich.
"Etwas gleichartig mächtiges.", antwortet sie sofort. Noore richtet sich auf und erkennt Lilys Anspielung.
"Die Box der Pandora!", keucht sie und nickt.
Lily folgt Noore und steht auf, nur um sich lässig auf den Tisch zu setzen.
"Nachdem dein Dad mich...nachdem er mich töten wollte..", stammelt sie unsicher,
"Wo hast du sie versteckt? Ich brauche sie im Bunker um meine Brüder zu beschützen.", möchte sie wissen. Noore lächelt erfreut,
"Siehst du. Du bist auch eine Retterin."
Sie hebt ihre linke Hand an und lässt in einer schwarzen Rauchwolke die Box erscheinen, welche sie Lily sofort hin hält.
"Ich habe sie am Grund des Marianengrabens versteckt. Es hat seine Vorteile als wahre Gestalt aus purer Magie zu bestehen.", scherzt sie, während Lily die Box greift.Sanft streicht die Prawl über den Smaragd der Box und schaut diese genussvoll an.
"Danke. Du weißt ja, für die Familie tut man einfach alles.", bedankt sich Lily.Als sich später die Tür zur Villa schließt und Lily, zusammen mit der Box, auf der nassen Straße, der Forgotton Hills, steht, starrt sie die Villa kühl an. Aus ihrem typischen Gesichtsausdruck wird ein breites Grinsen.
Eine Wolke aus Magie umhüllt den Körper der Prawl, welcher sich in die wahre Form von Belphegor verwandelt. Der Anzugträger schaut durch das große Fenster der Villa, durch welches er seine Tochter beobachtet, die ausgeglichen ihre eigene Tasse Tee trinkt.
"Danke, Schatz.", flüstert er und verschwindet Sekunden später in's Nichts...
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ROSEWOOD - Erben der Nacht
Paranormal"Was wäre wenn die Geschichten stimmen? Was wäre wenn es Magie wirklich gibt?" Die von den Ereignissen der Vergangenheit zerrüttete Familie Prawl kehrt zurück nach Rosewood - den einzigen Ort ihrer Jugend den sie nicht mit Tod, Leid und Hass verbind...