Mittags...
* Kling *
Die Glocke von Belphs Ladens klimpert, als Xander in seinem langen Ledermantel durch die Tür tritt.
"Belph?", fragt er und ist offensichtlich auf der Suche nach dem Dunklen.
"Belphegor!", wiederholt er und sieht wie der dunkelrote Vorhang zum Hinterzimmer beiseite geschoben wird. In den Hauptraum tritt der scheinbar schlecht gelaunte Belph und wirft dem Prawl einen gleichgültigen Blick zu.
"Xander. Ich bin heute wirklich nicht in der Stimmung für euer Drama.", weist Belph direkt ab und rollt etwas mit den Augen. Xander muss lachen und kratzt sich am Kinn,
"Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden? Sieht aus als hättest du einen extrem beschissenen Tag gehabt.", scherzt der Prawl und grinst breit.
"Schön wär's. Es ist noch viel besser.", antwortet Belph und lehnt sich etwas auf den Kassentisch, während Xander auf ihn zukommt.
"Noore ist hier. Und sie sucht dich.", offenbart Belph ihm direkt und ehrlich die Situation von vor ein paar Stunden. Sofort sieht er den Schauer den er über Xanders Rücken gejagt hat.
"Wie bitte? Wieso hast du uns nicht angerufen?!", grummelt der Prawl mit weit aufgerissenen Augen.
"Du hast mich blockiert.", antwortet er ihm. Es herrscht eine kurze Stille.
"Wie dem auch sei, ich bin wegen etwas anderen hier. Luzifer will den Phönix Rubin, um die Hölle auf Erden loszutreten. Du bist doch praktisch die schwarze Magie, also weißt du sicher wo er ist, oder?!", fragt Xander und ist übertrieben am gestikulieren. Belph faltet seine Hände in seinem Gesicht zusammen,
"Um Gottes Willen...spielt ihr Stille Post, oder so? Für diese Frage, ist deine tolle Freundin Noore auch die Antwort. Denn der Rubin ist der Grund für ihre Suche nach dir."
Xander schaut den Dunklen überrascht an,
"Also bin ich umsonst den Weg in die Stadt gelaufen? Wo ist sie denn?"
Belph zuckt mit den Schultern.
"Seh ich aus wie ein magisches GPS? Ich habe keine Ahnung. Aber an deiner Stelle würde ich mich beeilen, da Luzifer sicher auch schon in allen Welten nach dem Rubin sucht."
Xander nickt und dreht sich um. Schnell verlässt er den Laden und knallt die Tür schwer hinter sich zu.
"Dir auch einen schönen Tag.", flüstert Belph mürrisch.Xander drückt nervös auf seinem Handy herum, welches er sofort aus seiner Tasche zog, als die Tür des Ladens zufiel. Ohne zu zögern ruft er Gabe an, um ihm die neuen Infos über den Rubin mitzuteilen.
'Diese Nummer ist zurzeit nicht erreichbar, hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Singnalton.', spricht die Stimme aus dem Telefon. Wütend legt der Prawl auf und steckt sein Handy sauer weg.
"Wofür hast du das Ding, wenn du nie rangehst?", fragt er und geht entzürnt den Bürgersteig auf der Hauptstraße entlang. Als der Uhrenturm laut zu klingeln beginnt, schaut er sich auf der Hauptstraße etwas um.
"Verdammt.", flucht er und will die Kurve an der Frye Bar passieren. Doch als er weitergehen will, erblickt er jemanden, mit dem er nie gerechnet hätte.
"Du?", fragt Xander verwirrt und erblickt seine böse Hälfte, welche ihm direkt gegenüber steht.
"Ja, ich.", lächelt er und pustet kräftig in seine Hand, aus dem sofort ein feiner Puder sprüht, welchen den Prawl sofort im einem tiefen Schlaf versetzt. Als der originale Xander schlafend auf dem Asphalt des Bürgersteiges zusammenklappt, grinst der böse Xander ihn stolz an,
"Darauf ist immer verlass."--- Frye Bar, bei Dämmerung... ---
Schwach öffnet Xander seine Augen, um sofort festzustellen, dass er an einen der hölzernen Stühle in der bunt beleuchteten Frye Bar gefesselt ist. Nach seinem magischen Schlummer, schaut er sich vorsichtig um und sieht durch die gläsernen Fenster, dass es bereits schon am dämmern ist.
"So eine Scheiße.", flucht der Prawl und mustert die leere Bar, wo einst der junge Diego stand und munter Getränke eingeschenkt hat, bevor die Welt des Übernatürlichen sein Leben zerstörte.
"Weißt du was dieser Ort hier ist, schwächere Hälfte?", fragt seine eigene Stimme, welche langsam in sein Blickfeld tritt, höhnisch.
"Der Ort an dem ich mich gerne besaufe?", fragt Xander grinsend, aber immernoch müde von dem magischen Pulver.
"Fast. Der Ort an dem ich und mein Gargoyle uns besoffen haben. Bevor du alles worauf er hingearbeitet hat im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle geschickt hast.", entgegnet der andere Xander antwortend. Xander beginnt zu lachen,
"Wow, deswegen hast du mich entführt? Um mir Valerians Tod vorzuhalten? Ich dachte du stehst für alles Böse in meiner Seele und nicht für schnulzige Vampir Dramas."
Sofort bekommt er einen bösen Blick zugeworfen. Der andere Xander geht zu einer kleinen Handtasche, welche auf einen der sauberen Tische liegt, nur um einen Dolch aus dieser hinaus zu holen.
"Siehst du das, bessere Hälfte? Das ist der Schrei nach Freiheit. Ist das Teil erst einmal vollständig...dann kann mich nichts mehr stoppen.", erklärt er ihm und zeigt ihm eine gewölbte Klinge, welche in ihrem Griff ein großes Loch besitzt. Für Xander sieht es so aus, als würde ein Teil der Klinge fehlen. Der Dämon hebt die Hand und löst telepathisch die Fesseln, welche seine originale Variante festhielten.
"Zeit für ein wenig Selbstliebe.", flüstert er leise. Xander reibt sich seine Handgelenke und steht sofort von dem knorrigen Stuhl auf,
"Was soll der Scheiß? Du kannst mich nicht töten. Du bist ich und ich bin du. Ich denke wir beide wissen was das heißt."
Der böse Xander lässt seine dämonischen Augen schwarz aufflimmern und baut sich mächtig am anderen Ende der Bar auf.
"Du bist eine Lachnummer. Damals haben wir die getötet die uns im Weg standen und an ihren Gräbern gelacht. Und jetzt empfindest du wieder etwas für diese dreckige Siphoner Hure, die dich für diesen Schwächling verlassen hat.", grummelt seine Stimme enttäuscht von ihm und löst eine Art Verwunderung in ihm aus. Xander schaut den Dämon schräg an,
"Woher...woher weißt du davon?", flüstert er schon fast.Der Dämon grinst und streift mit seinen Fingern amüsiert über den Dolch.
"Ich kenne deine Gedanken und deine Gefühle. Wir sind verbunden, Xander. Für immer. Genau wie ich und unsere Geschwister...genau wie Nick.", schmunzelt er und imitiert die Haltung des Prawls perfekt. In Xander beginnt es zu brodeln,
"Wieso hast du Nick getötet? Du hattest keinen Grund."
"Keinen Grund? Nicks Bestimmung liegt jenseits der Existenz als Traveller. Glaub mir, früher oder später wirst du es erkennen. Es wird nicht mehr lange dauern bis alles so ist, wie es sein sollte. All die Jahre und schon bald kann ich es endlich tun."
Xander zieht die Augenbrauen hoch.
"Du meinst Luzifer? Also hälst du es für das Richtige, dass er die Apokalypse startet?", fragt er entsetzt über seine Aussage.
"Und wenn schon. Entweder deine Familie stirbt durch die Apokalypse oder durch mich. Es wird immer das selbe sein, und wir werden immer wieder die verlieren, die wir lieben. Und all das...jede einzelne Sekunde davon...ist deine Schuld.", erklärt der Dämon in Rage.
"Was?", keucht Xander schon fast lächelnd.
"Du hast richtig gehört. Du bist Schuld...du konntest sie nie beschützen. Nicht vor Dad und nicht einmal vor dir selbst.", wirft der Dämon ihm vor und hält die unvollständige Klinge zitternd in seiner Hand, als er langsam auf ihn zukommt.
Xander beobachtet die Körpersprache seiner dämonischen Version und scheint einfühlsamer,
"Du...hast Angst.", stellt er fest. Der Dämon schüttelt den Kopf und lässt das schwarz in seinen Augen verschwinden, aus welchen jetzt nur sanfte Tränen laufen.
"Ich h...hasse d..dich.", stammelt der böse Xander und schaut dem anderen direkt in die Augen. Xanders Pupillen sind groß, als er langsam seine linke Hand hebt. Er legt diese auf die Schulter des Dämons und schaut ihn verständnisvoll an.
"Aber ich dich nicht. Du...du bist ich. Und ich bin du.", wiederholt er die Worte seiner anderen Hälfte, welche sich plötzlich schmerzend an die Brust fasst. Die Klinge fällt zu Boden, während seine andere Hälfte schwankend durch die Bar taumelt.
"Was...WAS PASSIERT HIER? DU...DU KANNST MICH NICHT VERNICHTEN...ICH WERDE ZURÜCKKEHREN...", brüllt er und keucht gequält. Xander hebt die Klinge auf und schaut dem Dämon dabei zu, wie er höllische Schmerzen erleidet.
"Nicht in dieser Welt.", antwortet er und sieht das rapide Wechseln der Mimik des Dämons.
"Dann in einer anderen...", faucht der Dämon voller Hass, doch plötzlich bleibt er stehen und verstummt schnell. Xanders Mund steht offen, als er sich selbst tief in die Augen schaut. Der Dämon beginnt zu lächeln und scheint keine Schmerzen mehr zu haben.
"Du...du hast es geschafft.", freut er sich und lacht glücklich. Xander nickt und freut sich ebenfalls.Der Hass, welchen er seit seiner Kindheit auf sich selbst aufbaute, ist wie weggeblasen und drückt nicht mehr auf den dunklen Teil in seiner Seele. Der Dämon fällt seiner anderen Hälfte in die Arme und atmet tief aus.
"Danke...", keucht er, ehe er in einem hellen Licht aufgeht, welches die gesamte Bar erhellt....
Das Licht ist verschwunden, genau wie die schlechtere Hälfte von ihm selbst. Nur er alleine steht in der Bar und starrt auf die unvollständige Klinge welche der Dämon hinterlassen hat. Er wischt sich eine kleine Träne weg und schaut in die gläserne Reflexion der Barschränke. Als er sich sieht muss er erneut lächeln.
Aber nicht düster, oder grimmig. Der Prawl lächelt ehrlich und im vollem Einklang mit sich selbst.
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ROSEWOOD - Erben der Nacht
Paranormal"Was wäre wenn die Geschichten stimmen? Was wäre wenn es Magie wirklich gibt?" Die von den Ereignissen der Vergangenheit zerrüttete Familie Prawl kehrt zurück nach Rosewood - den einzigen Ort ihrer Jugend den sie nicht mit Tod, Leid und Hass verbind...