4.14: "Abschied auf ewig"

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* KLOPF KLOPF *

donnern kräftige Fäuste gegen die metallische Tür des Bunkers. Noore reißt ihre Augen auf und ihre Pupillen weiten sich schlagartig.
"Vater...", flüstert sie und richtet sich auf. Vor ein paar Momenten war sie in Gedanken, schon fast einer Meditation, um den Kern des schrecklichen - Welten und Magie, vernichtenden - Zaubers zu ergründen, doch der wohl unerwartete Besuch störte ihre Ruhe letzendlich. Binnen eines Augenzwinkerns steht sie vor der Tür, oben über den Stahltreppen und hebt ihre Hand. Langsam entriegelt sich die schwere Tür und sie sieht das, was sie bereits erwartete. Ihren Vater, den Dunklen.
"Was willst du hier..?", keucht sie schaut auf seine frisch polierten Lederschuhe, da sie nicht in seine Augen blicken will. Doch alles was er tut ist lächeln,
"Noore, ich...", freut er sich sie wiederzusehen und geht auf sie zu. Sofort baut sie Augenkontakt zu ihn auf und reißt ihre Arme in die Luft. Der Dunkle atmet auf und wird telekenetisch über das Gitter der Treppe gestoßen und landet auf dem Kartentisch, welcher ohne großen Widerstand zu leisten zerbricht. Langsam trabt sie die Treppen hinunter und knackt ihre Finger.
"Alles was hier geschieht ist deine Schuld. All dieses Leid...", murmelt sie, während der Dunkle sich angestrengt aus den Trümmern des Tisches aufrichtet.

Schon schnell erreichen Lily, Minerva und Raven, durch die Bibliothek, den großen Eingang des Bunkers und erblicken die beiden. Lily stockt der Atem.
"Du...", faucht sie schon förmlich. Belph hebt seine Hände und schüttelt den Kopf,
"Lily, es ist nicht so w-"
Minervas Augen beginnen in ihrem Traveller-typischen lila zu glühen.
"Nicht so wie es aussieht?", vervollständigt sie seinen Satz fragend und hebt ihren Kopf etwas an.
"AHHHHH!", schreit Belph auf und fasst sich an seinen Kopf.
"WAS TUST DU DA?!", brüllt er und sackt auf seine Knie zusammen. Noore klatscht in die Hände und legt ihrem Vater magisch, die wohl schwersten Handschellen an die es gibt. Überzogen von Runen und weiteren Magie dämpfenden Symbolen. Die Mutter der Prawl nähert sich dem beinahen Mörderer ihrer Tochter selbstbewusst,
"Ich habe sämtliche Nerven in deinem Schädel platzen lassen. Aufgrund deiner wunderbaren Regeneration ist das wohl viel schlimmer als jeder Schlag in den Magen."
Sie senkt ihren Kopf wieder und die Schmerzen des Dunklen lassen nach. Verschwitzt und geschockt von dem Angriff schaut Belph erschöpft in die Gruppe.
"Ich...ich bin hier um...um euch zu helfen..", keucht er und richtet sich erneut auf, trotz der Handschellen.
"Wir wollen aber keine Hilfe von dir.", krächzt Lily, doch Raven fasst ihr an den Arm.
"Ich war mit Xander und ihm in Nighthowl Bay. Hör ihn an.", bittet sie sie inständig. Belph lächelt etwas,
"Vielen Dank. Also kurz gefasst: Der Zauber von Xander wird euch alle im euren eigenen Verstand verbannen. Er löscht alles an Magie aus und erschafft sich durch seine gottgleichen Fähigkeiten sein perfektes Rosewood. Wo er mit seiner Familie lebt und all das bekommt was er immer wollte.", erklärt er wozu Xander imstande ist. Lily runzelt ihre Stirn,
"Na und? Wir würden niemals freiwillig bei ihm bleiben."
Belph nickt,
"Exakt, deswegen wird er sämtliche eurer Erinnerungen neu schreiben. Es wird nichts mehr von uns übrig bleiben. Von niemanden in dieser Stadt. Wenn dieser rote Rauch uns erreicht, sind wir verloren. Und sogar ich kann den Zauber nicht stoppen. Dafür habe ich nicht die Macht..."
Noore lacht und schüttelt den Kopf,
"Dann siehst du ja, wohin all die Lügen dich gebracht haben."

Doch Nick und Shawn erreichen nun auch noch den Raum und scheinen außer Puste zu sein.
"Gabe...wir haben ihn gefunden.", keucht Shawn und drückt Raven eine Karte in die Hand.
"Er will sich Xander stellen...er wird sterben..", ergänzt der Prawl nervös und zeigt auf das markierte Kreuz, welches den ländlichen Friedhof der Stadt abzeichnet, der schon vor vielen Jahrzehnten geschlossen wurde.
"Wie habt ihr das geschafft?", will Lily wissen.
"Einer meiner alten Traveller Tricks. Dank mir später, wenn wir die beiden gerettet haben."

Belph schaut sich um und sieht den Gesichtsausdruck der Gruppe. Trotz der Gefahr sind sie entschlossen dem Prawls zur Hilfe zu eilen. Niemanden dort schreckt ab was da draußen auf sie wartet. Für die Erben der Nacht zählte schon immer der Zusammenhalt und die Familie und jetzt müssen sie dies in ihrer finalen Prüfung unter Beweis stellen. Diese Einstellung beeindruckt den Dunklen zutiefst, trotz allem was er ihnen angetan hat.
"Das macht ihr nicht alleine.", sagt er und ist in Gedanken bei den Worten von Xander, als er in den Spiegel blickte.
"Wir sind Freunde..."

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt