ROSEWOOD - Erben der Nacht

06: "Wo die Wahrheit wartet..."

"Hast du mich vermisst?", fragt Raven und starrt Xander förmlich in die Seele. Lilys Mund klafft weit offen und sie rührt sich keinen Zentimeter.
"Nicht ein bisschen...", donnert Xanders Stimme durch den Park und er läuft mit dem Messer auf Raven zu.
"BRUDER, NEIN!", ruft Gabe, aber Xander lässt sich nicht abhalten.

Er hebt das Messer und kommt Raven immer näher, aber diese zögert keinen Moment und hebt die linke Hand.
"Das hättest du wohl gern'.", sagt sie und sie erzeugt eine übernatürliche Druckwelle die Xander im hohen Bogen gegen einen Baum schleudert.
"AHH!", keucht er als er mit voller Wucht gegen das harte Holz des Baumes prallt und zu Boden geht. Raven geht auf ihn zu.
Gabriel schaut sie sauer an und ballt seine Faust.
Mit der rechten Hand schwingt sie einen hohen Bogen, welcher Gabriel direkt auf den kalten Asphalt des Parks befördert.
Raven runzelt ihre Stirn und schaut Xander bösartig an.
"Du hast mich getötet...", murmelt sie und formt mit ihrer Hand einen Würgegriff. Plötzlich greift sich Xander an den Hals und beginnt zu husten.

Aus dem Baum heraus wachsen Ranken und Wurzeln die das Familienoberhaupt der Prawls langsam aber sicher umschlingen.
"Ich sollte dich töten.", fügt sie hinzu und genießt diesen Moment der puren Macht, den sie nun über ihren Mörder hat.
"Wieso tust du es dann nicht?", lacht Xander keuchend und beginnt zu husten, als sich die Ranken um seinen Hals schließen.
"BITTE, HÖR AUF!", fleht Lily ihre alte Bekannte an. Shawn steht schützend neben seiner Schwester und beobachtet die Situation still.
"Angelica sagte du brauchst uns.", wirft Gabriel ein und richtet sich vom Boden auf.
Raven atmet genervt aus und senkt ihre Hand.
"Ihr Langweiler, deswegen sagte ich ja ich 'sollte' ihn töten.", antwortet sie und rollt mit den Augen.

Die Ranken verschwinden und lassen Xander los. Hustend hockt er am Fuße des Baumes und schnappt nach frischer Luft.

"Du bist keinen Tag gealtert.", stellt Shawn fest und mustert die nun wesentlich düsterer gekleidete Raven.
"Das haben Wiederbelebungen so an sich, Schnösel.", faucht sie ihn an und klopft sich ihre Hände ab.
"Also ist es wahr...Magie..", flüstert Lily und faltet ihre Hände vor ihrem Mund zusammen.
Raven zuckt mit den Schultern.
"Können wir den Schockmoment überspringen? Wir haben einiges aufzuholen.", fragt sie die Familie Prawl gestresst und in der Ferne kommt ein altes Auto angefahren.
Ein 1959er Cadillac DeVille.
"Ich muss dir etwas zeigen. Alleine.", erklärt Raven Xander ihr Vorhaben.

Gabriel schaut zu dem Auto, aus dem ein eleganter Mann aussteigt und die Tür offen lässt. Seine langen Haare sind perfekt zurückgekammt, welches er mit einer schwarzen Sonnenbrille unterstreicht. Sein schwarzer Anzug, welchen er wie aus dem Leib geschnitten trägt, sitzt perfekt.
Er geht auf Raven zu und hält ihr den Schlüssel hin.
"Belphegor. Du kommst genau richtig.", begrüßt sie den mysteriösen Mann überlegen.
Der vermeintliche Anhänger von Ravens Gemeinschaft trägt einen schwarzen Anzug, kombiniert mit einem dunkel-lilanen Hemd.
"Meine Königin!", begrüßt er sie schon fast ironisch und verbeugt sich elegant.
Sie geht zu ihm hin und hält ihren Finger direkt vor seine Augen.
"Geh nach Hause und vergess den heutigen Tag, Schätzchen.", sagt sie und aufeinmal wippt er wie benebelt umher.
"Selbstverständlich. Schönen Aufenthalt.", verabschiedet er sich freundlich.

Shawn schaut verwundert zu Lily.
"Was tut sie da?", fragt er leise.
Belphegor schüttelt ruckartig seinen Kopf und stellt sich gerade hin.
Sofort dreht er sich um und geht in Richtung Stadt.
"Wer ist das?", fragt Lily verwundert.
"Nur ein Pfandleiher von der Hauptstraße. Einer meiner unbedeutsamen Gefolgsleute...er ist ein Niemand. Er spielt mit Magie die er nicht versteht.", antwortet sie ausführlich auf die Frage der Prawl.

"Hast du gerade seine Gedanken manipuliert?", fragt Gabe entsetzt.
Raven zwinkert ihm höhnisch zu.
"Ich lasse dich nicht mit meinem Bruder alleine, wenn du solche Fähigkeiten hast.", äußert Gabriel sofort seine Meinung und baut sich erneut auf.
"Willst du auch ne' Runde fliegen?", fragt sie provokant, aber Xander stellt sich zwischen die beiden.
"Es reicht. Es ist in Ordnung. Ich höre mir an was sie zu sagen hat.", beschließt er und wirft Raven einen misstrauischen Gesichtsausdruck zu.

Sie lächelt und winkt ihn zu sich herüber.
"Fahrt in das 'B&B' und nehmt euch ein paar Zimmer. Ich bin bei Tagesanbruch zurück.", erklärt Xander seinen Geschwistern
"Xander.", sagt Gabe und tritt ein paar Schritte näher.
"Du wirst sie beschützen. Ich vertraue dir, Bruder.", antwortet Xander sofort und greift nach der Hand von Gabriel.
Gabe lächelt und nickt leicht.
Xander erwidert das Lächeln und dreht sich zu Raven.
"Wohin geht es?", fragt er in einem schlagartig geänderten Tonfall.
Sie setzt sich hinter das Steuer des Cadillacs und startet den Motor.
"An einem Ort wo nur die Wahrheit wartet. Der Grund wieso wir Euch brauchen. Der Grund wieso ich wieder am leben bin...", antwortet Raven, während der Motor laut aufheult.
Xander steigt mit einem grimmigen Gesichtsausdruck widerwillig ein.
"Wehe ihr labert wieder so groß drum herum.", sagt er ihr sauer und schnallt sich an.
"Kein Grund sauer zu werden. Entweder du wirst was du siehst verstehen und akzeptieren...oder dir wird die Wahrheit vor lauter Wahnsinn das Hirn schmelzen und dein Körper zerfällt zu Staub.", zwinkert sie ihn zu und beißt sich auf die Unterlippe.

* Rums *

schließt sich die Tür des Autos und sie fahren in einem Höllentempo los.