2.08: "Welten des Schicksals"

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Das 'Rosewood B&B' brennt Lichterloh, während der dunkle Rauch in den Himmel aufsteigt und fast ein dutzend Löschfahrzeuge um das Bed and Breakfast parken und versuchen den Brand einzudämmen.
Gabe und Lily rennen über die Hauptstraße, in die große Menge voller Bürger - welche staunend auf den großen Brand starren der den Himmel mit Rauch füllt.
"Ich denke wir wissen wo Xander war.", merkt Lily an und runzelt besorgt ihre Stirn, als die Wassersäulen der Feuerwehr konzentriert auf das brennende Konstrukt des B&B's schießen.
"Er war sauer. So sind Dämonen dann nun mal. Impulsiv.", lacht die Stimme von Shawn, welche Lily neben Gabe direkt in der Masse von Menschen erkennt. Gabe dreht sich nach links und erblickt seinen anderen Bruder.
"Valerian..", stellt er fest, da er immernoch in der Hülle von ihm steckt.
"Ding Ding Ding, du gewinnst den Jackpot.", antwortet der Gargoyle in seiner normalen menschlichen Form, ohne Flügel und anderen Merkmalen eines Gargoyles.
"Wo ist mein Bruder?", keucht Gabe und beißt seine Zähne zusammen. Valerian lächelt und kichert höhnisch vor sich hin,
"Ganz ruhig, wir wollen doch nicht jeglichen Rahmen sprengen. Ich meine...sieh nur wie viele Menschen hier sind. Was denkst du wie viele könnte ich mit einer Handbewegung töten?", fragt Valerian und demonstriert argumentativ seine Macht. Lily stellt sich zu den beiden und starrt den ehemaligen 'Feind Nummer Eins' ernst an.
"Hast du mit Xander geredet? Wirklich, wir wollen keinen Ärger, nur antworten. Er ist unsere Familie.", fragt sie ihn ruhig. Valerian verschränkt seine Arme und hebt seinen Kopf etwas an. Unter seinem Kinn zeigt er den beiden die Haut seines Körpers, welche langsam immer empfindlicher wird und sich wie eine Zusammensetzung aus Brandblasen zu pellen beginnt.
"Ja, habe ich. Wie ihr seht bleibt mir nicht mehr viel Zeit und ich dachte die Freundschaft eines Dämons kann mir nützlich werden. Ich mag Shawn. Er kann mich gut in sich tragen, aber sein Körper leidet sehr. Ich hab ein paar Worte mit Xander gewechselt, bei einem Glas Whiskey und dem ein oder anderen abgebrannten Haus. Er versprach mir eine neue Hülle die er mit einem von Ravens Zaubern konservieren wird und zu einem permanenten Ort für mich machen kann. Aber dafür muss ich als Gegenleistung Shawn lebend verlassen, und dafür wende ich zurzeit all meine Kraft an.", erklärt er ihnen und regeneriert genau in diesem Moment die Wunde, welche er kurz zuvor präsentierte.
"Woher sollte Xander so eine Art der Magie kennen?", fragt Gabe misstrauisch.
"Er hat von Raven ein Buch mit mächtigen Ritualen und Sprüchen bekommen. Einer davon wirkt auch auf mich.", antwortet er.
"Und wo ist er jetzt?", will Lily wissen, während die Sirenen immernoch am heulen sind.
Valerian schaut die Straße hinunter, in Richtung Uhrenturm. Lily und Gabe folgen seinen Augen und schauen sich gegenseitig einleuchtend an.

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Im Inneren des Uhrenturms steht Xander auf dem Gerüst, vor dem großen Ziffernblatt, was Rosewood seit jahrzehnten Tag ein und Tag aus die Zeit anzeigt und zu jeder vollen Stunde am schellen ist. Er hat einen kleinen Tisch aufgebaut, auf dem das besagte magische Buch, ein Spiegel, ein paar Kräuter und Knochen mit einem Glas voller Blut steht. Er will seine Magie festigen und sich immun gegen alles machen, was seiner dämonischen Seite möglicherweise Schaden könnte.
Der Sekundenzeiger der riesigen Uhr tickt laut und er schaut nach links, zu dem riesigen Schacht über dem die goldenen Glocken hängen, welche lautstark zu jeder Stunde läuten.
"Bald kann mich nichts mehr aufhalten. Keine Raven. Keine Gargoyles. Und schon erst recht kein Dunkler.", grinst er und übergießt die Zutaten des Rituals mit dem Blut aus der Flasche.
"exaudi me, clamores meos et desiderium virtutis...", beginnt er zu sprechen, als er plötzlich Schritte auf der metallischen Treppe, die nach oben zum Ziffernblatt führt, zu hören scheint. Doch daran lässt er sich nicht stören.

"Du bist es wirklich...Ich...wow..", keucht die Stimme von Gabe und Xander reißt sofort seine Augen auf.
Lily folgt und stellt sich mit großen Augen neben Gabriel. Sie kann es kaum fassen Xander in Fleisch und Blut zu sehen, nachdem er vor den Augen der beiden gestorben ist.
"Bruder?", fragt Xander und das schwarz in seinen dämonischen Augen verschwindet. Nun sieht man wieder sein blindes - weißes - Auge und sein anderes normales, in seinem gewohnten hellen Grünton.
"Was machst du da?", fragt Lily und schaut ängstlich auf den Tisch, auf dem Xander am zaubern ist. Der Prawl dreht sich zu dem Tisch und zeigt auf die Zutaten.
"Ich..ich wollte meine Macht festigen. Ich dachte ihr wollt mir helfen, aber...wirklich alles ist gut, ich brauche keine Hilfe.", erklärt Xander den beiden und ist froh sie wiederzusehen. Der Hass und die Wut ist wie verschwunden. Die dunkle, sadistische und mörderische Seite scheint wie ausradiert.
Gabe nähert sich ihm und hebt seine Hand,
"Wir wissen was passiert ist. Du hast das B&B abgefackelt und Menschen getötet. Bitte, versuch nachzudenken. Wir haben dich sterben sehen."
Xander hört die Worte seines Bruders und vor seinen Augen sieht er seinen Tod. Den Moment in dem Angelica sein menschliches Leben beendete und seine Seele zu einem Dämonen korrumpierte. Er erinnert sich an den Pressesprecher und dem Aufseher im B&B.
"Ich...Nein, du liegst falsch.", antwortet Xander.
"Was?", fragt Lily und schaut ihre beiden Brüder verwundert an.
"Ich habe das nicht getan. Er war das.", sagt Xander und zeigt auf den Spiegel. Gabriel weiß nicht was er sagen soll. Xander dreht sich um und geht langsam auf seine Reflektion zu.
"Bruder, wir können dir helfen. Wir sind hier und Zuhause warten noch mehr Menschen auf dich. Menschen die geholfen haben dich zu finden und dich zu retten. Wir vermissen dich.", erklärt Gabriel und schaut ebenfalls in die Spiegelung, durch die er Xanders Gesicht beobachten kann.

"Es wurde so viel Blut vergossen. Ich habe unsere Familie zerstört.", murmelt Xander verwirrt vor sich hin und scheint nicht ganz bei Verstand zu sein.
Lily holt langsam die Spritze aus ihrer Tasche und schluckt ängstlich.
"Wir vergeben dir, du weißt es. Wir lieben dich doch, du bist unser Bruder.", stammelt sie leise.
Gabe sieht wie sich Xanders Augen in der Spiegelung wieder schwarz färben. Er beginnt zu lachen,
"Liebe ist Schwäche, weißt du das denn nicht, Lily?", fragt er seine Schwester mit brüchiger Stimme. Langsam beginnt die Hand von Xander zu glühen. Gabe wird unruhig und bekommt von Lily die Spritze in die Hand gereicht.
"Ihr wollt mich heilen. Wie von einer Krankheit. Einem...Geschwür. Einem Geschwür was entfernt werden muss, richtig? Aber wisst ihr was? Ich liebe die Krankheit!", krächzt Xander und dreht sich um. Gabriel versteckt die Spritze hinter seinem Rücken.
Sie alle blicken in die dämonischen Augen ihres Bruders. Pure Finsternis, konzentriert in der Seele eines Menschens.
"Niemand kommt um euch zu retten...", flüstert Xander und seine Hand entflammt, in einem höllischen Feuer. Er stürzt sich auf Gabriel aber sofort zückt dieser die Spritze und rammt in diese in die Brust hinein.

* Zisch *

Die Flamme erlischt und Xander keucht erschrocken auf. Lily quietscht besorgt und will ihrem Bruder helfen, aber Gabe greift nach ihrem Arm und hält sie sicher fest.
Xander beginnt schwer zu atmen und keucht angestrengt.
"Er...er wird kommen..HAHAHA IHR KÖNNT NICHTS DAGEGEN TUN! GARNICHTS!", schreit Xander verrückt und lässt sich auf den Rücken fallen. Er reißt sich die Spritze aus der Brust, aber die Flüßigkeit in dieser ist schon längst in seinen Organismus eingedrungen.
Gabriel weißt nicht wovon Xander redet und bleibt auf sicherer Entfernung.
"Wenn der Mond zu Blut wird und die Dunkelheit kommt...dann werdet ihr euch alle Wünschen tot zu sein..", stammelt Xander unkontrolliert und beginnt zu zittern.
"Was ist mit ihm?", fragt Lily und beobachtet wie ihr Bruder krampfartig am zucken ist. Xander richtet sich auf und prescht gegen den Ritualtisch, welcher sofort umfällt. Er drückt sich gegen die Wand und atmet schwer.
"AHHHHHHGGG!", brüllt er und das gläserne Ziffernblatt des Uhrenturms zerbricht. Die drei haben nun freien Blick auf die Stadt und die riesige Rauchwolke, welche durch den Brand immernoch in die Luft steigt. Die Scherben klirren unten auf dem Asphalt des Bürgersteig's auf.

"Xander?", fragt Gabe als sein Bruder ruhiger wird.
"Was hast du getan?", keucht Xander und ein helles Licht erscheint im Inneren des Uhrenturms.

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Als das Licht wieder verschwindet, klimpern Gabriel und Lily geblendet von den hellen Strahlen mit den Augen. Sie schauen auf Xander der wie paralysiert an den beiden vorbeistarrt. Die kühle Luft von außen zieht durch das zerbrochene Ziffernblatt in die Spitze des Turm's hinein. Stille.
"Du...", murmelt Xander. Gabriel und Lily drehen sich um und erblicken nochmals Xander. Doch eine andere Version von ihm. Diese trägt seinen dunklen Ledermantel, mit schweren Stiefeln und schwarzen Handschuhen.
"Schau nur was aus dir geworden ist...", keucht der böse Xander dem Originalen entgegen.
"Das Serum...es hat gewirkt.", stellt Lily fest und sieht nun die beiden Versionen seines Bruder. Gut und Böse, getrennt voneinander.
"Lily..", lächelt der böse Xander und dreht sich mit knackendem Kopf zu ihr um,
"Danke für mein Ticket nach draußen, schwächstes Glied unserer Familie."
Der originale Xander schaut den anderen wütend an.
"Lass meine Schwester in Ruhe!", grummelt er sauer. Gabriel breitet seine Arme schützend vor Lily aus.
"Oder was? Du tötest mich? Guter Witz, wir beide wissen doch, dass du mich brauchst Xander. Ohne mich bist du nichts. Ein Niemand. Dann bist du wieder so wie früher: Die kleine Marionette von Papi.", lacht der böse Xander ihm entgegen.
"Nein...ich brauche dich nicht. Es gibt auf der Welt genug Monster. Da kann ich auf dich verzichten.", flüstert Xander und hebt seine Hand. Er ballt seine Hand zu einer Faust, welche er stark anspannt.
Sofort schnappt der böse Xander nach Luft und packt sich mit beiden Händen an den Hals.
"Wie...du-..", keucht er und schwächelt. Xander kommt seinem bösen selbst näher und schließt seine Augen.
"Es tut mir leid.", flüstert er und drückt zu. Der böse Xander schaut traurig zu Boden und verwandelt sich langsam in Staub, welcher im Wind verweht.

Gabe und Lily schauen ihren Bruder an und können es kaum fassen. Lily steht der Mund offen. Gabriel ist am lächeln.
"Es ist schön dich wieder hier zu haben, Bruder.", grinst er und geht auf Xander zu. Die beiden umarmen sich und ein kleines bisschen Sonne strahlt durch die riesige Rauchwolke am Himmel, direkt hinein in den Uhrenturm...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt