3.05: "Stairway To Heaven"

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Durch einen kleinen Spalt welcher sich in der angerissenen Decke des Raum's befindet und wohlmöglich gleichzeitig die einzige natürliche Lichtquelle ist die es im Bunker der Prawls gibt, strahlt ein wenig des seichten Sonnenlichts hinein, um dem schwarzen Verlies ein wenig Erleuchtung zu spendieren.
Alles was man im Raum erkennen kann ist ein riesiger Kreis aus Asche, welcher eine Art magischen Schutz zu bieten scheint, der einen Stuhl in der Mitte stehen hat. Doch dieser Stuhl ist keinesfalls leer. Auf ihm sitzt die gefangene Minerva. Allein und eingesperrt im einsamsten Teil des verwinkelten Traveller Bunkers, versauert sie für ihren Verrat an der eigenen Familie.

Minerva atmet flach ein, da die Luft alles andere als frisch ist. Doch als sie Schritte vor der Tür hört, welche auch das einzige ist auf das sie blicken kann, schöpft sie Hoffnung. Sie hofft das Nick kommt um sie zu befreien. Doch diese Hoffnung wird zerstört als sich die Tür langsam öffnet. Die dunkle Silhouette von Lucien tritt in den Raum und schließt die Tür sofort leise hinter sich ab.
Die Prawl Mutter atmet angespannt aus und schluckt sich einen Kloß der Angst den Hals hinunter.
"Lucien. Du bist hier...", stellt sie fest und sieht die Runen an seinem Mantel im Schatten flimmern. Lucien tritt in das sanfte Licht und schaut Minerva erfreut an,
"Minerva...Alice Laughlin...aber auch Penelope Dawn. Du hast viele Namen, nicht wahr? Selbstverständlich. Wie könnte ich meine Retterin in den Fängen der Prawls lassen? Ich bin ein ehrenhafter Mann, und kein Monster.", antwortet er auf ihren Ausstoß und hebt seine Hand leicht an. Ein kalter Windzug, welcher wie aus dem Nichts kommt, bläst die Asche fort und ermöglicht es Minerva aus der magischen Fixierung zu entkommen. Erleichtert steht sie auf und lockert ihre Muskeln.
"Danke...vielen vielen Dank, Lucien.", freut sie sich und schließt ihre Augen.
"Aber es gibt keine Zeit zum verschnaufen, Minerva. Wir machen uns auf den Weg und du musst unbedingt mitkommen.", erklärt er ihr und deutet an dass die Reise nach Nighthowl Bay in Kürze beginnt, um das wohl größte Ziel was ein übernatürliches Wesen nur haben kann zu erreichen.
"Ich...ich habe euch befreit. An dieser Teufels Geschichte möchte ich nicht teilhaben...es tut mir leid. Wir sind Quitt.", meint sie und distanziert sich von dem apokalyptischen Vorhaben. Lucien presst seine Lippen leicht zusammen,
"Okay. Ich verstehe. Aber du musst eins wissen, bevor ich gehe.", akzeptiert er ihre Entscheidung,
"Xander hat etwas grausames getan. Ich weiß nicht ob ich dich mit diesem Schicksalsschlag alleine lassen kann...", murmelt er ungewöhnlich mitfühlend und dreht sich mit gesenktem Kopf um. Minerva schnieft ihre Nase, während sich ihre Pupillen ängstlich weiten. Sie weiß eins: In Rosewood sind schlechte Neuigkeiten immer von höllischem Ausmaße.
"Was meinst du?", fragt sie mit brüchiger Stimme. Lucien lächelt bösartig, doch setzt sofort wieder einen traurigen Gesichtsaudruck auf.
"Xander hat deinen Sohn Nick ermordet.", offenbart er und schaut genußvoll von ihr weg, sodass sie seine Mimik nicht erkennen kann. Minerva atmet tobend aus und hält sich sofort am hölzernen Stuhl fest.
"Er...er..unmöglich..? Xander kann doch nicht seinen eigenen Bruder getötet haben..", schluchzt sie und will es nicht wahrhaben. Lucien dreht sich zu ihr um und breitet seine Handfläche vor ihrem Gesicht breit aus. Auf dem Muster seiner Hand erkennt Minerva eine Art Projektion. Ein Abbild der Realität.
"Keine Sorge, Nick. Du wirst auch deine Rolle spielen. Ich hab dich nicht ohne Grund hergeholt.", hört sie die Stimme von Xander sprechen.
"Xander was tust du d-"
* KNACK *
sind die letzten Worte von Nick, welche Minerva in der Projektion vernimmt, ehe sie sieht wie ihr Sohn tot zu Boden fällt.
"Minerva, er hat ihn mit Magie ermordet. Raven hat ihm diese Kräfte beigebracht. Sie...sie haben deinen Sohn ermordet. Genauso wie alle verbliebenen Erben der Nacht. Es war ein Massaker.", manipuliert er Minerva, indem er auch sie endgültig gegen die Prawls wendet. Der Mutter läuft eine einzige Träne die Wange hinunter.
"Was muss ich tun?", fragt sie und schaut den Traveller leer an.

--- Stunden später... ---

An der Stadtgrenze schreiten die Traveller förmlich im Sekundentakt durch den kleinen Bruch in der Barriere. Einer nach den anderen, ohne Pause. Lucien steht zusammen mit Belphegor stolz am Waldrand und beobachtet wie immer mehr der übernatürlichen Wesen in die reale Welt entkommen. Jenseits von den Grenzen der Stadt.
"Und was wenn der Teufel dann frei ist? Dann kommt ihr zurück und tötet Angelica? Ist es das was er will?", fragt Belph interessiert und schaut den Anführer gespannt an.
Lucien lächelt und beobachtet wie die tieftraurige Minerva in den Reihen der Traveller mitmaschiert.
"So einfach ist es nicht. Nur weil er der Teufel ist, heißt es nicht das er wahrlos tötet. Wenn er da ist, bekommen Wesen wie ich...und Wesen wie du endlich das was wir immer wollten.", erklärt Lucien siegessicher den Plan hinter der großen Befreiung des Teufels.
"Die Welt?", fragt Belph lächelnd.
"Nein. Erlösung. Wir gehen in den Himmel, Dunkler.", offenbart er, während das laute Flügelschlagen von Valerian über den Köpfen der Traveller und von Belph zu hören ist. Mit einer rasanten Geschwindigkeit erreicht Valerian die riesige Gruppe und gesellt sich zu dem Anführer und seinem ehemaligen Retter.
"Belphegor.", begrüßt der Gargoyle ihn unerfreut.
"Fledermaus.", erwidert Belph die Begrüßung ironisch. Lucien dreht sich kollegial zu Valerian.
"Hast du den Trank erhalten?", fragt er interessiert. Valerian nickt,
"Ich kann jederzeit wieder ein Mensch werden. Dank dir.", lächelt er und deutet auf einen kleinen Beutel, welcher am Riemen seiner Tasche baumelt.
"Und wieso bist du dann noch ein Gargoyle?", fragt Belph und mustert die neue, aber bereits beschädigte, Hülle des Gestaltwandlers genau.
"Weil ich in Nighthowl Bay meine Kräfte brauche.", grinst er und deutet an, dass er mit den Travellern mitreisen wird. Lucien lächelt und klopft ihm stolz auf die Schultern.
"Gut, gut. Alte Feinde, wieder zu neuen Verbündeten. Perfekt.", grinst er und nickt Belph zu.
"Eher ein 'Mittel zum Zweck.", murmelt Belph. Lucien zeigt auf die Grenze und stapft zu seinen Travellern hinzu.
"Ich verspreche euch Erlösung. Eine Chance auf ein Happy End! Kommt mit mir und ihr werdet nie wieder Sorgen leiden. Ich gebe euch mein Wort.", spricht er und winkt Belph und Valerian zu sich herüber. Sie schauen sich kurz unsicher an, aber der Gedanke ist verlockend.

"Ein Neuanfang?", fragt Valerian lächelnd.
"Unbegrenzte Macht...", grinst Belph und geht auf Lucien zu. Valerian folgt ihm und zusammen schreiten alle durch die Barriere, auf direktem Weg an den Ort wo sich die Welt aufhören wird zu drehen. Den Ort, an dem Luzifer wartet.

Nighthowl Bay.

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt