3.06: "Wie in der Hölle, so auf Erden"

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Etwas später...

Auf dem kalten Tisch des Bunkers liegt nun der tote Körper von Nick, wessen Hals immernoch auf seine Todesursache schließen lässt. Xander starrt die Leiche kühl an, während seine Finger langsam zu seinem Ring wandern. Nervös dreht er an diesem herum, während Gabriel und Lily mindestens genauso geschockt wie er sind. Lily hat jedoch schon geweint, doch Gabe kann seine Emotionen nicht zeigen. Zwischen Wut und Furcht schwebt ihn alles durch den Kopf.
Doch vorallem stellt sich den Prawl eine Frage: Wer zur Hölle hat Nick das angetan?

Angelica fährt mit ihrer Hand leicht über seinen Körper und scheint extrem konzentriert.
"Was machst du da?", fragt Raven und blickt ihr etwas über die Schulter.
"Im verbliebenen Teil seiner Seele nach dem Mörder suchen.", antwortet der Erzengel scharf und atmet plötzlich laut auf.
"Was? Was ist los?", fragt Xander und drängelt sich zum Tisch vor.
"Minerva ist zwar geflohen, aber Gabe hatte recht. Sie hat es nicht getan. Es war...ich weiß nicht wie ich es sagen soll.", stammelt sie und schaut Xander beunruhigt an. Gabe runzelt seine Stirn,
"Komm schon. Raus mit der Sprache.", ordnet er an. Angelica schnieft ihre Nase und lässt von Nicks Leiche ab.
"Xander, es war deine böse Hälfte. Irgendwie hat er...hat 'es' überlebt. Er nutzte die Kraft von Nicks Seele um die Barriere zu öffnen.", erklärt sie. Lilys Gesicht verzieht sich entsetzt,
"Er hat...seine Seele benutzt? Wie..können wir seine Seele wiederherstellen?", fragt Lily ohne jegliche Ahnung von solchen Vorgängen zu haben. Angelica schüttelt den Kopf und senkt diesen dann anschließend. Raven bemerkt die Körperhaltung ihrer engsten Vertrauten und befürchtet das schlimmste.
"Xander hat seine Seele vernichtet. Ich weiß nicht wo Nick jetzt ist. Ich spüre in dem kleinen Teil, welcher noch in der Leiche ist, eine große Verbundenheit zu einem...ich weiß nicht. Einem Brunnen?", fragt sie und schaut die Prawls fragend an. Xander schnappt nach Luft als er die Worte hört.

Sanft schließt er die Augen.
"Leck mich doch am Arsch...", flucht er und greift nach seinem schwarzen Mantel. Gabe dreht sich zu seinem Bruder und schiebt seinen Hut etwas hoch,
"Wohin willst du?", fragt er und eilt Xander hinterher, welcher auf die Treppen zugeht, die aus dem Bunker hinaus führen.
"Diese Schweine sind nach Nighthowl Bay aufgebrochen. Angelica!", erklärt Xander und macht den Erzengel, während er die Treppe hinaufläuft auf sich aufmerksam. Angelica schaut still zu ihm hoch,
"Wenn der Rest seiner Seele mit dem Ort des ersten Mordes verbunden ist, kann er dann dort gerettet werden?", fragt er flüchtig.
"Mit etwas Glück, ja. Fahrt ihr direkt los?", antwortet sie und stellt eine weitere Frage. Xander nickt.
"Wir wissen nicht wen die Traveller alles noch mitgenommen haben. Wir müssen schneller sein als sie, sonst lassen sie den Satan von der Kette.", ruft er entschlossen, und ohne zu zögern greifen Gabriel und Lily ihre Sachen, um ihren Bruder zu folgen und Nicks Seele doch noch zu retten.

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Nighthowl Bay,
16.09.2019
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Lucien und Belphegor stehen auf einer kleinen Anhöhung, über die die Stadt im Herzen der Finsternis perfekt zu sehen ist. Das Leben welches sich auf den Straßen tummelt, die vielen Geschäfte in der altmodischen Innenstadt und eine große Villa, welche hoch oben auf einem grünen Hügel, am Rande der Stadt steht.
Selbstverständlich sehen der Dunkle und der gefasste Traveller Anführer, den hell strahlenden Leuchtturm, der das ganze weite Meer, vor der Küste von Maine erhellt.

"Das soll der Ort sein, an dem die Retter Blutlinie ihren Ursprung nahm? Sieht eher aus wie eine stille Kleinstadt.", merkt Belph an, während der frische Wind sein Sakko etwas zum flattern bringt. Lucien zeigt auf ein kleines Waldstück und beginnt breit zu grinsen.
"Siehst du das da? Dahinter ist ein Friedhof. Der Gemeindefriedhof von diesem Ort hier. Genau dort liegt der Schlüssel zur Lösung unseres kleinen Rätsels.", erklärt Lucien und bemerkt Belphs gleichgültigen Gesichtsausdruck.
"Lucien, bei allem Respekt..mich interessiert deine seltsame Luzifer Fixierung nicht. Tu' was du für richtig hälst, ich will nur eins. Meine Tochter."
Der Traveller nickt,
"Und die bekommst du. Eher als du denkst.", verspricht er ihm und schaut gespannt auf den dichten Wald, hinter dem der Friedhof liegt.
"Wie spät ist es?", fragt Lucien. Belphegor zückt sein Handy und erblickt die Uhrzeit '05:23PM, am 16.09.2019'.
"16.09? Was zur Hölle?", fragt Belph verwirrt. Lucien lacht ironisch,
"Ein kleiner Nebeneffekt der Barriere. Leichte Zeitverschiebung um...nunja, ein paar Monate. Nichts wildes.", erklärt er als der blaue Himmel, welcher gerade noch von der Mittagssonne bedeckt wurde, sich schwarz färbt.

Finstere Nacht bricht, wie aus dem Nichts, herein und überschattet den eben noch so schönen Nachmittag mit lauten Blitzen und plätscherndem Starkregen.
[Siehe 'Nighthowl Bay - Herzfinsternis' S.6 Kapitel 16: 'Das Ende allen Lebens... (2)']

Belphegor weicht erschrocken zurück, da sogar er so etwas noch nie gesehen hat.
"Was hast du getan?", fragt er verwundert.
"Nichts. Das ist nicht mein Werk. Aber keine Sorge, nur dadurch werden wir einen direkten Zugang in die Hölle haben.", antwortet Lucien, während sich am Horizont, über den Bäumen, ein helles Licht erhebt, gefolgt von einem lauten Knall. Unzählige, schwer erkennbare, Silhouetten schießen in die Luft und verteilen sich über der ganzen Stadt.
"Lucien, was ist das?!", fragt Belph erneut und zückt seinen Dolch. Eine der vielen Silhouetten, welche leicht Schimmern und dem Prinzip eines Geists ähneln, schießt auf die Anhöhung zu und erzeugt ein lautes - höllisches - Kreischen. Belph hebt seinen Dolch, doch kann seine Magie nicht nutzen.
Lucien allerdings breitet schützend seine Handfläche aus und lässt die verlorene Seele, bevor sie Belph erreicht, in einem hitzigen Feuer verglühen.
"Seelen. Aus der Hölle.", erklärt der Traveller und lächelt.
"Ein Tor zur Hölle wurde geöffnet.", ergänzt er und ballt seine Hand wieder zu einer Faust. Belphegor schaut in den dunklen Nachthimmel, wo die Seelen umher irren und sich in der kleinen Stadt verteilen.
Belph fasst seinen Dolch an und mustert diesen fragend,
"Wieso kann ich meine Magie nicht nutzen?", möchte er wissen und scheint ungewöhnlich angreifbar. Lucien öffnet eine der vielen Taschen seines - von Runen überzogenen - Mantels und zeigt ihm eine kleine, schneeweiße, Feder.
"Das verdanken wir der Unaufmerksamkeit der lieben Angelica. Ironischerweise bereitet ihre Feder uns die Möglichkeit ihren Bruder wieder auf die Erde zu holen.", erklärt er und deutet auf die Funktion der Feder, welche das Nutzen von Magie für den Traveller außerhalb von Rosewood möglich macht. Belph schaut besorgt in Richtung des Höllentors, welches irgendwo hinter den Bäumen höllische Hitze spuckt.
"Und wenn er da ist, geht ihr in den Himmel. Klar.", scherzt Belph über die Motive von Lucien.
"Wenn das der Weg ist Angelica zu zwingen, endlich ihre Bestimmung zu erfüllen, dann ja.", merkt er beiläufig an. Der Dunkle kommentiert Luciens Worte nicht, aber ahnt eine weit aus tiefere Bedeutung hinter diesen.

Jetzt jedoch stehen sie still da und schauen dabei zu wie Nighthowl Bay wortwörtlich zur Hölle fährt...

[Siehe "Nighthowl Bay - Herzfinsternis" ARC 6 × Kapitel 16: "Das Ende allen Lebens..." (2)]

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