3.16: "Aus Liebe" (2)

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"Was passiert da?", fragt Lily ängstlich, als sich die Sonne immer mehr zu verdunkeln beginnt.
"Luzifer. Die Apokalypse steht kurz bevor.", antwortet die Stimme eines Mannes. Xander und die anderen richten ihren Blick zur Stimme, woraufhin er den Erzengel Raphael erkennt, welcher alleine bei der Gruppe aufgetaucht ist.
"Raphael! Du bist nicht gegangen.", freut sich Gabe etwas und erregt die Aufmerksamkeit der anderen.
"Raphael? Wie der Engel?", fragt Minerva mit gerunzelter Stirn. Raven atmet erleichtert aus,
"Angelicas Bruder.", keucht sie. Der Erzengel lächelt in die Runde und wirft seinen Blick auf Belph, welcher zusammen mit seiner Tochter, zugehörig in der Gruppe steht.
"Alles klar?", fragt Belph den Erzengel. Dieser nickt leicht,
"Ja...es tut gut zu sehen, wie die Familie doch noch nach so langer Zeit Frieden schließen kann.", antwortet er lächelnd, bevor die nächste Erruption den Boden erschüttert. Xander schaut unruhig in Richtung Stadt,
"Hat Luzifer den Rubin schon?"
Raphael deutet auf die Manteltasche des Prawls,
"Mit Sicherheit. Aber ohne das andere Teil, kann er nicht seine ganze Macht ausschöpfen.", antwortet Raphael monoton. Xander bemerkt den Blick des Erzengels und greift in seine Tasche. Hinaus holt er die unvollständige Klinge, welche zusammen mit dem Phönix Rubin die ultimative Waffe ergeben könnte.
"Ja, klar...das ergibt Sinn.", flüstert er und streift über das Loch, in welches der Rubin ursprünglich gehörte.
"Es wird Zeit aufzubrechen. Das Ende steht bevor.", erklärt Raphael den Helden, welche ihn ängstlich anstarren...

--- Villa de la Terreur ---

Vor dem Erdloch, aus dem die Siphoner Königin einst zurück auf die Erde kam, steht der entschlossene Luzifer, welcher mit seinen roten - sich in die Seele brennenden - Augen, den Phönix Rubin anstarrt.
"Das Fegefeuer. Fast wie mein Wohnzimmer...", flüstert er siegessicher, da er sich den Rubin binnen weniger Stunden problemlos aus der anderen Welt, nah der Hölle, besorgen konnte. Kurz schließt der Teufel ruhig die Augen, woraufhin sein Mund sich gehässig nach oben verzieht.
"Xander, wie nett von dir, dass du mir das andere Teil freiwillig bringst.", murmelt er, da er spürt, dass sein Bruder und die Erben der Nacht auf dem Weg zur alten Prawl Villa sind. Er breitet seine linke Hand breit über dem Erdloch aus,
"Aber deine Hilfe kommt leider zu spät, Bruder.", lacht er und lässt seine Augen aufglühen. Starker Wind wirbelt die unzähligen toten Blätter auf, als die Erde sich im Loch zu wandeln beginnt. Grinsend geht er ein paar Schritte zurück und umklammert den Phönix Rubin immer fester und fester. Mit der Macht des Rubins öffnet er ein Portal.
Wo gerade noch ein kleines Erdloch war, ist ein ungeheurer - runder - Schlund in ein heulendes und zischendes Nichts.
Ein Tor in das große Nichts, den Ort an dem Noore den Großteil ihres Lebens gefangen war.
"Bald werdet ihr spüren wie es ist von seiner Familie getrennt zu werden...einfach so verraten zu werden...vom eigenen Bruder..", keucht er wie besessen und schaut leer in das Portal, welches sich mehrere Meter über den Boden erstreckt. Die Gedanken von ihm gebüren seinem Bruder Michael,
"Du lagst falsch. Ich bin stärker als du. Mächtiger als Raphael...und intelligenter als Angelica. Ich bin ein wahrer Erzengel, nicht so wie du..."

Das Schlagen von zwei gefiederten Flügeln ist hinter ihm zu hören.

Luzifer runzelt seine Stirn.
"Hast du mich belauscht?", fragt er mit nun bebender Stimme.
"Es reicht. Lass uns reden, Bruder.", antwortet die Stimme von Angelica sanft.

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Xander und Gabriel stapfen vorne voran, zusammen mit den anderen, durch die grünen Wälder um ihr altes Zuhause rechtzeitig zu erreichen, denn Raphael spürt die Präsenz seines Bruders genau an diesem Ort. Belphegor und Noore unterhalten sich glücklich, während Minerva und ihre Tochter Lily über die Natur von Maine schwärmen. Zudem fragt Raven Raphael detailliert und interessiert über ihre Freundin Angelica aus. Jeder ist auf seine eigene Art und Weise glücklich, denn egal was in der Vergangenheit passiert ist, jeder hat nun seinen richtigen Platz bei den verbliebenen Erben der Nacht gefunden. Auch Xander hätte niemals erwartet Mitglied einer so großen und gefestigten Gruppe zu sein.
"Du scheinst glücklich, Bruder.", merkt Gabriel passend zu der Situation an. Er schiebt sich seinen Hut etwas den Kopf hinauf. Xander nickt leicht,
"Es freut mich einfach, dass alle sich so gut verstehen. Das wird vielleicht der letzte Tag den wir alle auf dieser Erde verbringen, also müssen wir es genießen. Und siehst du? Kein Streit. Keine Diskussionen. Sogar Mom ist hier.", antwortet er lächelnd. Gabe staunt über die Worte seines älteren Bruders.
"Wow! Du hast sie Mom genannt. Und...ich weiß nicht was ich sagen soll, du bist so..."
Xander zieht eine Augenbraue hoch,
"Beleidigst du mich jetzt?", fragt er ironisch. Gabe muss etwas schmunzeln,
"Nein, natürlich nicht. Du bist so anders. Das wollte ich sagen. Du bist genauso wie damals, als wir noch klein waren. Bevor..."
"Ja, ich weiß. Bevor Dad scheiße wurde.", murmelt Xander.
"Ja, genau. Du erinnerst mich an einen Teil in dir, bei dem ich dachte das er mit Nick am Brunnen damals gestorben wäre. Als...als wir hierher zurück kamen sagtest du du liebst das Töten über alles. Egal was du jetzt behauptest, ich weiß, dass es nicht mehr so ist. Du hast dich sehr verändert Xander und deswegen bin ich stolz auf dich. Denn das einzige was du liebst sind die Leute die hier bei uns sind. Und auch die, die nicht mehr bei uns sind."
Xander lächelt und ihm läuft eine kleine Träne aus seinem linken Auge. Gabe fasst sich schnell an den Mund,
"Oh, oh es...tut mir leid.", entschuldigt er sich sofort. Xander schüttelt lächelnd den Kopf.
"Nein, alles gut. Ich liebe dich, Gabriel.", antwortet er und umarmt seinen Bruder kräftig. Gabe freut sich unbeschreiblich riesig und erwidert die Umarmung selbstverständlich.
"Du hast mich immer beschützt, mein ganzes Leben lang...Ich danke dir.", flüstert Gabe emotional in das Ohr des Prawls...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt