2.01: "Der Anfang ist das Ende?"

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Der lilane Nebel, welcher die gesamte Stadt eingehüllt hat, beginnt sich langsam zu verziehen und wie frische Herbstblätter im Winde zu verwehen. Die Sonne scheint hell über der Stadt, so als wäre nie etwas passiert. Gabriel, Lily und Angelica öffnen ihre Augen und befinden sich auf der Hauptstraße von Rosewood, direkt vor dem läutenden Uhrenturm.
Gabe dreht seinen Kopf zu Lily und schweigt verwirrt. Angelica schaut sich um und erblickt die Bürgerinnen und Bürger der Stadt wie sie sich alle ahnungslos umschauen und ihnen die Fragezeichen förmlich in's Gesicht geschrieben sind.
"Was ist das für ein Rauch gewesen?", ruft ein aufgebrachter Bürger über die Straße.
"Wo kam der her?!", ergänzt eine Barkeeperin aus der Frye Bar lauthals.
* HUP HUP *
Grölt die Sirene eines Autos auf der Straße und die Drei weichen sofort aus, während der Wagen sofort weiter fährt.
"Wo sind Raven und Valerian?", fragt Angelica verwundert und klopft sich neben Gabe den Dreck von ihrer Robe. Sofort packt sich Gabriel die 'Erbin der Nacht' und presst sie gewaltsam gegen die Ziegelsteine der Polizeistation.
"Nachdem du meinen Bruder erstochen hast, hat er sich in Rauch aufgelöst. Was ist passiert?!", verlangt er sofort eine Erklärung von Ravens Handlangerin.
Angelica keucht erschöpft und zuckt mit den Augenbrauen,
"Ich weiß es nicht! Wir haben diese Verwandlung noch nie durchgeführt. Er könnte überall sein, aber auch..."
Lily stellt sich neben Gabe und blickt ihr bedrohlich in die Augen, während ihre noch nassen - blauen - Haare durch ihr Gesicht baumeln.
"Tot? Wolltest du das sagen?", keucht die trauernde Schwester passiv aggresiv durch die warme Luft. Angelica nickt und Gabe beginnt sie fester an die Wand zu drücken.
"Dann holen wir ihn zurück. Soll die Stadt doch zur Hölle gehen. Ich bekomme meinen Bruder. Egal was es kostet..."

--- Laughlin Manor ---

* KLOPF KLOPF KLOPF *

"ÖFFNEN SIE DIE TÜR, ODER WIR KOMMEN REIN!", brüllt einer der Bürger aus einer wütenden Meute, vor dem weiß renovierten Haus der Bürgermeisterin 'Alice Laughlin'.
"HÄNGT SIE AUF!", donnert es erneut aus der Menge.
Plötzlich öffnet sich wirklich die Tür und die Bürgermeisterin von Rosewood, Mayor Alice Laughlin, tritt vor die Menge - mit einem breiten Grinsen.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragt sie den Anführer der Meute - dem Pressesprecher von 'Rosewood Times' - provokant.
Er betrachtet die im eleganten grau gekleidete Bürgermeisterin von oben bis unten, als sie sich durch ihr voluminöses, blondes, Haar streift.
"Das Lachen wird Ihnen bald vergehen. Ich habe einen ganzen Artikel über diese satanistischen Hexenbewegungen, hier in der Stadt und den' wird bald ganz Maine sehen.", bedroht er sie selbstsicher und baut sich vor ihr auf.
Hinter ihr kommt, aus einem Nebenzimmer der junge Diego.
"Was ist hier los?", fragt er verwundert und schaut Alice beunruhigt zu wie sie den Pressesprecher bösartig angrinst. Sie reißt ihm die Zeitung aus der Hand und fährt mit ihren Augen zu der Überschrift des Artikels.
'Stadt voller Satanisten und Hexen, unterstützt durch eigene Bürgermeisterin - Rosewood: Gefahr für den ganzen Staat?!', liest sie und schaut entzürnt in die Menge.
"Ihr seid gekommen um eine Hexe zu sehen?", ruft sie lachend den Bürgern entgegen und hebt leicht ihre Arme. Diego stellt sich hinter sie und schaut ihr still zu.
"Dann, Bitteschön. Hier ist sie!", fügt sie hinzu und reißt ihre Hände spreizend auf und der Vorgarten des Anwesens beginnt zu beben.
"Was zur Hölle?", keucht der Pressesprecher und gerät - genau wie die anderen, außer Gleichgewicht.
Alice lacht und knallt hinter sich die Tür zu, während die Meute ängstlich das Weite sucht. Sie klopft sich die Hände ab und geht grinsend an ihrem Sohn vorbei.
"Mom, denkst du das war eine gute Idee?", fragt er sie besorgt und stolpert ihr schnell hinterher.
"Ich habe jetzt die Kontrolle hier. Dank' der Dummheit von den Erben der Nacht kommt niemand mehr in die Stadt, oder wieder heraus. Und ich gehe erst bevor ich ihn habe.", erklärt sie ihrem vermeintlichen Sohn ihr Ziel.
"Du hast es selbst im Schleier gesehen, bevor wir zurückgekommen sind. Wir wissen nicht ob er hier ist. Die Dunkelheit hat ihn geholt.", wirft er unsicher ein.
Alice dreht sich um und starrt Diego ernst an.
"Ich bin dem Tod entkommen. Ich kann alles erreichen, was ich will."

---

Der Pressesprecher stapft aufgebracht über den Friedhof, auf dem Weg zu seinem Auto. Die Menge hat sich aufgelöst, aber er ist fest entschlossen die Wahrheit über Rosewood an's Tageslicht zu bringen. Er zieht den Reißverschluss seiner Wolljacke zu und blickt wütend einher.
"So ein Miststück..", flucht er über die Bürgermeisterin.
Der Wind zieht stark über den Friedhof und wirbelt die toten Blätter vom Kies und der trockenen Erde, hoch auf.
Das Gefühl, dass jemand ihn beobachten würde, kriecht ihm den Nacken hoch. Er dreht sich um, aber erblickt nichts weiter als hunderte Gräber und tote Bäume. Als er weiter gehen will erschreckt er sich.
"AHHH, VERDAMMT!", schreit er als urplötzlich jemand mit einem langen schwarzen Mantel und einer Narbe über dem Gesicht vor ihm steht. Zudem scheint ein Auge von ihm blind zu sein, da es weiß wie Schnee ist.
"Sie haben mich zu tode erschrocken!"
Der Mann nähert sich dem Pressesprecher und blickt auf seine Zeitung, welche er schützend vor sein' Gesicht gehalten hat.
"So einen Quatsch schreiben Sie für die Zeitung?", fragt er den Pressesprecher amüsiert. Er hebt die Zeitung und schüttelt seinen Kopf.
"Nein, nein. Es ist wirklich so. Die Bürgermeisterin hat auch Kräfte, die Videos dazu werden morgen überall in Maine zu sehen sein.
Keine Sorge, wir holen uns diese Monster.", spricht er dem Fremden gut zu.
"Monster?", fragt er und mustert den Mann von oben bis unten.
Er stößt seine Hand nach vorne und diese scheint in den Brustkorb des Pressesprechers einzudringen.
* SCHNALZ *
"Urgh..", keucht er und sackt in die Arme des Fremden.
"Sind...s...sind Sie auch eine H...Hexe?", stöhnt er voller Schmerz.
Der Fremde schüttelt den Kopf.
"Noch viel besser. Ich bin ein Dämon. Xander Prawl um genau zu sein.", stellt er sich selbst gespielt nett vor und reißt seine Hand wieder aus ihm heraus.
Xander hält das Herz des Mannes in der Hand, welches vor Blut und abgerissenen Komponenten, tropft.
Der Pressesprecher fällt zu Boden und sofort lässt Xander das Herz fallen. Seine Augen färben sich gänzlich schwarz und keine Sekunde später löst er sich im dunklen Rauch auf...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt