4.07: "Dunkle Zeiten"

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--- Gegenwart ---

Xander und Finn, welcher entschlossen ist die Abmachung einzuhalten und seinem alten Bekannten bei dem Vorhaben zu helfen, wandern durch den dichten Wald, direkt am Rande von Nighthowl Bay, wobei jedoch nur Xander ein klares Ziel hat.
"Ich steh' echt nicht auf Wanderungen. Wie wär's wenn du einfach sagst was du vor hast?", schlägt Finn vor und schaut auf seine teuren Lederschuhe, welche bereits bedeckt von dem Dreck des feuchten Waldes sind.
"Ich habe zwei Freunde mitgebracht. Ich meine, wir können nicht einfach nach Rosewood fahren und die Stadt zerstören. Dafür muss man genug Kraft aufbringen können und die richtigen Werkzeuge besitzen.", erklärt Xander lächelnd.
"Hast du schonmal etwas von der Box der Pandora gehört?", fragt Xander lächelnd und ist überhaupt nicht überrascht über Finns Gesichtsausdruck.
"Du besitzt die Box der Pandora?!", fragt er schon fast fanatisch, aber auch verwundert. In seiner Zeit als Direktor der Schule, die sich mit dem Okkultismus beschäftigt, hat er viel über die verschiedensten Artefakte und Gegenstände der übernatürlichen Welt gelernt, aber mit so etwas mächtigen sie die Box der Pandora hat der Seed nicht gerechnet. Xander nickt nur leicht.
"Die Box ist von der Stärke her ähnlich dem Phönix Rubin welchen Raphael mir besorgte. Dennoch sind beide essenziell um die Welt ein für alle Mal von der Magie zu befreien. Rosewood umgibt seit Jahren eine magische Barriere und wenn wir die durchqueren und die Stadt erreichen, aktiviert einer meiner Freunde die Box der Pandora, welche die Kraft des Rubins absorbiert. Und dann heißt es 'Bye Bye Magie'.", erklärt Xander detailliert.
"Und wieso wird dabei die Stadt zerstört?", möchte Finn wissen, da er dieses Detail noch nicht ganz nachvollziehen kann.
"Der Prozess ist zerstörerisch. Als ich und meine Geschwister damals nach Rosewood kamen und über die Magie erfuhren, welche tausende Meter von den Hexen unter der Erde eingesperrt wurde, war mir nie klar wie wichtig dieser Fakt für den Erhalt von Rosewood war. Wenn die Magie aus Rosewood gesaugt wird, ist es so als würde einem die Luft zum atmen geraubt werden. Die Stadt wird zu Wald, so wie sie es vor vielen Jahrhunderten war, bevor die Hexen dort siedelten."

Bevor Finn ein weiteres Wort sagen kann, kommen die beiden an einer knorrigen Holzhütte, direkt am strömenden Fluss, welcher durch die Wälder von Nighthowl Bay fließt, an.

"Es wird Zeit, dass du ein paar Freunde kennenlernst.", lächelt der Prawl breit.

--- Monate früher... ---

Sanft schweift die dunkle - feine Rauchschwabe - welche die unmanifestierte Form von Noore ist, über die dunklen Straßen von Rosewood, vorbei an den geschlossenen Läden und grellen Laternen. Sie ist auf der Suche nach nur einer Person. Ihrem Vater...

In der Spitze des großen Uhrenturms, welcher über die gesamte Stadt ragt und die Hauptstraße schmückt, steht Belphegor vor einem kleinen Altar, auf dem sein Dolch liegt.
"Schon bald wirst du sicher sein, mein Schatz.", spricht er über Noore, in voller Überzeugung das alles für ihre Sicherheit zu tun und hebt den Dolch an. Mit seiner linken Hand öffnet er das Ziffernblatt des Turms, sodass er in den klaren Nachthimmel starren kann, an dem sich die Sterne zu ihren gewöhnlichen Zeichen vereinen.
"libera me ab onere pugionis. virtus mea sit aeterna...", spricht er mit geschlossenen Augen und sein Name, welcher den Dolch ziert, beginnt blau zu schimmern. Er greift das Haarbüschel seiner Tochter und schaut es intensiv an. Ein kleines - funkelndes - Leuchten steigt aus diesem hervor und verbindet sich ebenfalls mit dem Dolch. Belph lächelt und legt den Dolch wieder auf dem Altar ab.

"Wenn das Jenseits zerbricht kehrst du zurück an diesen schrecklichen Ort und ich...ich werde sterben...aber ich kann es aufhalten. Aber dafür brauche ich die Macht. Die gesamte Macht...", flüstert er und hebt beide seine Hände in die Luft und starrt in den Nachthimmel.

Mächtige Lichtsäulen schlagen mit lauten - elektronischen - Geräuschen überall in der Stadt ein und bohren sich bis in den Himmel, direkt auf die schützende Barriere, welche die Magie ausschließlich in Rosewood hält. Das Leuchten ist so grell, dass es den Nachthimmel aufglühen lässt, als wäre es Tag.

Er öffnet seine Augen, welche immer und immer schwärzer werden, während sein Grinsen breiter wird. Er spürt wie die pure Kraft der Magie direkt in seinen Körper fließt und der Name auf seinem Dolch Buchstabe für Buchstabe zu verschwinden beginnt.

"Ough...", keucht er plötzlich überrascht und seine schwarzen Augen verändern sich wieder in's Normale. Jedoch steht der Name immernoch auf dem Dolch.
"Was?! WAS ZUR HÖLLE IST PASSIERT?", schreit er, bevor der Dolch - direkt vor seinen Augen - verschwindet.
"Ich bin passiert.", sagt die Stimme seiner Tochter, die an der Wendeltreppe, direkt hinter ihm steht. Belph dreht sich um und erblickt Noore, welche mit Tränen in den Augen den Dolch zitternd in der Hand hält.
"Schatz?", fragt er nun in einer normalen, fast schon besorgt-väterlichen Stimme. Sie schüttelt jedoch nur den Kopf und hebt ihre andere Hand.

Die beiden verschwinden in einer Rauchwolke und werden an die Grenze von Rosewood teleportiert, an der die bröckelnde Barriere flimmert. Sie schaut in den Himmel und lässt ihre Augen grell aufleuchten. Die Lichtsäulen verschwinden und die Barriere regeneriert sich, so als hätte sie kein bisschen Anstrengung dafür nötig, eine so mächtige Magie zu praktizieren.

"Bitte, lass mich erklären.", stammelt Belph und hebt kapitulierend seine Hände. Noore schüttelt den Kopf, aber versucht ihren Zorn zu kontrollieren.
"Du hast verloren. Ich habe Lily vor ihrem sicheren Tod gerettet."
Belph runzelt seine Stirn und kann nicht glauben, dass er in so eine Situation geraten ist,
"Ich...ich wollte das für uns tun. Ich hätte dich und mich vor der großen Vernichtung retten können. Noore, versteh doch, das Jenseits-"
"Zerbricht. Ich weiß.", vervollständigt sie seinen gewimmerten Satz.
"Ich war Jahrtausende zwischen den Universen gefangen. Verdammt im großen Nichts zu leben und Tag für Tag zu spüren wie die Welten atmen. Einige wurden durch Magie zerstört, wobei ganz andere nur durch sie leben konnten. Aber Rosewood...Rosewood ist etwas besonderes.", fährt sie fort und hebt den Dolch an, um näher auf ihn zu zu kommen.
"Bitte..", fleht Belph sie an und tritt immer näher an die Grenze der Stadt.
"Es gibt kaum Orte auf der Erde, an denen die Magie so mächtig ist wie hier. Und dank Angelica wurde die Magie genau hier eingesperrt. So wie es immer sein sollte, in einer kleinen Stadt, mitten in Maine.", lächelt sie und drängt ihn immer mehr an die Barriere.
"Ich weiß nicht was schlimmer ist. Dass du bereit warst eine Person zu opfern die dir vertraut hat, oder dass du mich erneut angelogen hast, nur um mehr Macht zu bekommen."
Er schüttelt nervös den Kopf.
"Nein, nein, so war das nicht. Ich wollte dich retten. Ja, Lily wäre tot, aber es geht doch nichts über Familie, oder? Sie hätte für ihre Geschwister genauso gehandelt!", rechtfertigt er sich stotternd. Noore senkt den Dolch und schaut ihren Vater still an. Ein paar Tränen laufen ihr aus den Augen und ihre Hände zittern unkontrollierter denn je'.
"Hätte sie nicht.", keucht sie und hebt ihre linke Hand.

Eine Druckwelle aus Magie wird erzeugt, die den Dunklen über die Grenze schleudert, wo er auf der anderen Seite, brutal auf dem harten Asphalt aufschlägt.
"Leb wohl.", flüstert sie und verschwindet in ihrer Rauchwolke.
"Noore...NOORE!", brüllt Belph und richtet sich schwächelnd auf. Er schaut über die Stadtgrenze, jedoch scheint die Skyline der kleinen Stadt, samt ihrem Uhrenturm, für seine Augen verschwunden zu sein. Ängstlich atmet er ein und hebt seine beiden Hände, während er langsam die Augen schließt.
Er will den Schutzzauber, um die Stadt herum, fallen lassen, aber nichts passiert. Seine Magie ist weg. Seine Tochter hat den Dolch und er ist außerhalb von Rosewood und kann es nie wieder betreten. Alleine starrt er in tiefer Nacht auf den Wald, wo vorher mal die Stadt zu sehen war und hebt seine linke Hand langsam an. Er sieht blutige Schürfwunden, welche durch seinen Aufprall auf der Straße verursacht wurden. Jedoch regeneriert er nicht. Er ist verletzlich.

Der Dunkle ist ein Mensch, in einer Welt ohne Magie.

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt