3.07: "Rigor Mortis"

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Derweil auf den Landstraßen von Maine...

Der alte Cadilliac Fleedtwood Brougham von Raven rast, mit Xander am Steuer, in Richtung Nighthowl Bay. Auf dem Beifahrersitz des brummenden Oldtimers sitzt Gabriel, während Lily hinten besorgt auf ihren Nägeln herumkaut.
"Die haben uns alle so am Arsch geklebt. Diese Traveller-Wichser haben die ganze Stadt gegen uns aufgebracht. Es ist ein Wunder, dass der Wagen keinen Kratzer hat, so wie die uns bis zur Stadtgrenze hinterhergerast sind.", flucht Xander sauer und biegt quietschend auf den 'Highway 5.3' ab.
Gabriel schaut aus dem Fenster und beobachtet wie die dichten Bäume, in den grünen Wäldern von Maine, in einem hohen Tempo in seinem Augenwinkel vorbeiziehen.
"Wenn dieser 'Lucien' wirklich so mächtig ist wie er scheint, was wird wohl passieren wenn Luzifer frei ist?", fragt Gabe und schaut zu Xander herüber. Dieser hat seine Augenbrauen leicht angespannt. Der Gedanke gefällt dem grausamsten Prawl überhaupt nicht, da es in Rosewood schon eine Vielzahl an mächtigen Wesen gibt.
Lily schluchzt etwas,
"Ich will einfach nur, dass dieser Alptraum endet. Wir sind nach Rosewood gekommen um Raven zu finden. Und jetzt stehen wir im Konflikt zwischen Himmel und Hölle. Und...wir haben noch ein Mitglied unserer Familie verloren..", spielt sie nach wie vor niedergeschlagen auf Shawn an.

Xander tritt härter auf das Gaspedal.

"Ich habe die Schnauze voll. Jedes verdammte mal baut Belph irgendeine Scheiße, die wiederum zu größerer Scheiße führt. Und das alles nur wegen...", er atmet kräftig aus,
"Noore. Alles nur weil sein Kind zu perfekt für ihn war."
Gabe und Lily schauen still zu Xander.
"Bruder, du hast nie explizit von deiner Begegnung mit ihr erzählt. Wo ist sie jetzt?", fragt Gabe über die Tochter des Dunklen. Xander schaut kühl auf die Landstraßen, während ihn das Gefühl der unendlichen Leere, in der er sie traf, wieder einholt.
"Sie ist die Finsternis. Sie ist überall.", antwortet er mit gesenkter Stimme. Lily muss etwas kichern, woraufhin Gabriel sie fragend anschaut.
"Ihm war sein Kind zu perfekt, deswegen wollte er das, was sie besser macht los werden...und für Dad waren wir zu verdorben, deswegen wollte er uns los werden.", erkennt die Prawl eine Parallele zwischen der Geschichte des Dunklen und ihrer eigenen Familie. Xander schmunzelt etwas,
"Väter sind scheiße."

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Auf dem Friedhof von Nighthowl Bay blicken Lucien und Belphegor derweil in das feurige Höllenloch, welches sich tief in den Kern der Erde gerissen hat. Mit erfreuter Mine genießt das Tarveller Oberhaupt die perfekte Vorlage um sein Ritual zu starten.
"Und jetzt?", fragt Belph, als er sich fragend umschaut. Doch alles was er sieht sind umherirrende Traveller und ein gelangweilter Valerian, welcher es sich mit Minerva auf den Treppenstufe der 'Black Krypta' gemütlich gemacht hat.
"Jetzt, Dunkler, tuen wir das wofür wir hergekommen sind. Wir geben, um zu nehmen.", antwortet er und presst langsam seine beiden Hände sanft aneinander. Das Traveller typische Funkeln, welches lila im Feuer des Höllentors leuchtet, blitzt langsam in seinen Pupillen auf.
"viatores venerunt ad explendum sortem suam...", spricht Lucien leise im Wind der Nacht.

Belph dreht sich um und sieht wie die unzähligen Traveller wie paralysiert den Sätzen von Lucien folgen und sich dem Höllenschlund nähern. Der Riss in der Erde, welcher ein tiefer Spalt direkt in die Hölle ist, beginnt noch lauter zu zischen. Valerian runzelt neben Minerva seine Stirn, da auch er verwundert über das Verhalten der Traveller ist.
"Was geht da ab?", fragt er die Mutter der Prawls, welche still zuschaut.
"Das Ritual. Es hat begonnen.", antwortet sie ruhig.

Je länger Lucien die Formel spricht, desto mehr Traveller sammeln sich am Schlund. Schon nach kurzer Zeit stehen fast alle Mitglieder der übernatürlichen Gruppe am feuerspuckenden Inferno.
"Meine Freunde...meine Familie! Ich frage euch, seid ihr bereit nach all den Jahrhunderten der Demütigung durch die Engel endlich euren Platz im Paradies zu finden? ICH FRAGE EUCH, WOLLT IHR UNSEREN VATER, DEN GROßEN LUZIFER BEFREIEN?", brüllt er nun enthusiastisch und sein langer Mantel weht hoch im starken Wind.

Keiner der Traveller antwortet.
"Perfekt..", schmunzelt er und hebt seine Hand. Wie in einem Dominospiel stürzen sich alle Traveller gefügig in das Tor zur Hölle. Ihre Körper erleben den Aufprall, hunderte Meilen unter der Erde, wahrscheinlich nicht einmal, da ihre Seelen vorher zu reiner Asche verbrennen, genau wie ihre schwachen Körper. Belph steht mit aufgerissenen Augen daneben. Sogar für jemanden der die Salem-Prozesse erlebt hat, ist das eine ganz neue Art vom Massensterben.
"Sind sie...?", fragt Belph und schaut allen, bis auf den letzten, Traveller hinterher.
"Tot? Ja.", freut sich Lucien und hat binnen von Sekunden seine ganze Gefolgschaft ausgelöscht. Valerian und Minerva eilen entsetzt zum Dunklen, welcher geschockt neben dem Traveller steht.
"Wieso hast du das getan?", fragt Minerva erschüttert. Lucien ignoriert sie und kramt in den Innentaschen seines Mantels herum.
"Er...er hat sie alle umgebracht. Um den Teufel zu erwecken...", stellt Valerian fest, der die Hölle wie kein anderer kennt. Belph hört die Worte des Gargoyles und erkennt was Lucien getan hat. Über Jahrtausende manipulierte er die Traveller, damit sie ihm ohne Fragen zu stellen bis in die Hölle folgen. Sie waren nichts weiter als ein einziges Werkzeug um Luzifer zu erwecken.
"Das nennst du ein Happy End? Du hast gelogen, Traveller.", grummelt Belph, als die lila Augen von Lucien langsam zu ihm wandern.
"Also stellst du dich...gegen mich?", fragt er schon fast flüsternd. Belph atmet kräftig ein. Der Dunkle baut sich furchtlos vor ihm auf,
"Ich habe dich schonmal aufgehalten. Ich kann es nochmal tun.", entgegnet er ihm selbstsicher, ohne nur ein einziges mal an seinen innigen Wunsch - seine Tochter wiederzusehen - zu denken. Belphegor handelt selbstlos. Lucien beginnt donnernd zu lachen.
"Verräter!", lacht er und schnippst mit den Fingern. Eine magische Druckwelle wirft Belph quer über den Friedhof, direkt in einen der Grabsteine. Valerian und Minerva stehen still daneben, da sie sich ohne Frage nicht mit dem Traveller messen können.

Lucien lässt vom Höllenloch ab und wendet sich Belph zu, welcher sich langsam aufrichtet und sich den Grabstaub von seinem Anzug klopft.
"Weißt du, Belphegor, ich dachte wirklich ich bekomme dich auch dazu reinzuspringen. So sehr wie du deine Tochter wieder sehen willst und förmlich nach Vergebung lächzt...", spricht er leise und schaut den Dunklen durchdringend an.

Aus den dichten Wäldern, welche direkt an den Friedhof grenzen, sprinten Xander, Gabe und Lily, welche sofort mitten ins Geschehen stolpern.
"HEY, TRAVELLER!", brüllt Xander und hebt seine Hand etwas. Lucien schaut verwirrt zum Prawl herüber und schaut ihm dabei zu wie er langsam die Augen schließt. Xander konzentriert sich, woraufhin seine Hand leicht zu flimmern beginnt. Er versucht eine pyrokinetische Feuerkugel zu erschaffen.
Doch es gelingt ihm nicht. Die Funken verglühen und er reißt sauer seine Augenlider auf.
"Wow. Und ihr seid wirklich die Retter? Wie niedlich.", scherzt Lucien und wendet sich ohne zu zögern wieder Belph zu. Dieser steht mittlerweile wieder auf beiden Beinen und schaut zum Waldrand, wo er die eingetroffenen Prawls erblickt.
"Xander! Bleibt zurück.", ruft der sonst so bösartige Dunkle eindringlich. Lily schaut ihn verwirrt an,
"Steht er auf unserer Seite?", fragt sie.
"Scheint so.", antwortet Gabe trocken.

Doch ehe irgendeiner der Beteiligten etwas sagen kann, erhebt sich auf dem Höllentor eine riesige Feuerfontäne, welche sich mächtig auftürmt. Alle, inklusive der stolz lächelnde Lucien, blicken auf das Werk welches die Hölle vorgebracht hat. Eine riesige Form der Magie, welche sich langsam vor den Augen der Beteiligten zu manifestieren beginnt...

ROSEWOOD - Erben der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt