Kapitel 2

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Harold schleppte mich kreuz und quer durch die Geschäfte, auf der Suche nach den perfekten Bikinis. Jegliche Widerrede meinerseits, dass mir sowas nicht stand, ignorierte er geflissentlich. Immer wieder drückte er mir etwas in die Hand und schob mich in eine Umkleidekabine, damit ich es anprobierte. Zumindest erwartete er nicht, dass ich es ihm zeigte. Auf irgendeine Art schien er konkret zu wissen, was mir stand. Er sortierte genau die Teile aus und kaufte die, die mir gefielen. Egal ob ich zuvor behauptete, dass nichts an mir hübsch aussah. Entrüstet schnaubte ich, als er mir Spitzenunterwäsche vor die Nase hielt.

„Komm schon, zier dich nicht so. Deine Schwester läuft sicherlich nur in Dessous herum." Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Brittany lief oft in Unterwäsche gekleidet durchs Haus, wenn nur wir beide da waren. Ich seufzte leise. Dann nahm ich den Hauch von nichts und probierte ihn an. Mir gefiel weder, dass meine Brustwarzen durchschimmerten, noch das kratzige Gefühl auf der Haut. Dennoch hatte ich eine Vorahnung, später diese Kleidung genauso wie einige zu knappe Bikinis in der Plastiktüte vorzufinden. Widerstand war zwecklos. Leise vor mich hin grummelnd zog ich meine normalen Klamotten an und verließ die Umkleide. Wie erwartet nahm der Mann mir die Dessous ab und lief damit zur Kasse. Hoffentlich waren wir endlich fertig. Einkaufen war noch nie mein größtes Hobby.

„Jetzt gehen wir noch ein oder zwei Kleider für dich kaufen", teilte Harold mir strahlend mit. Sein sonniges Gemüt verdüsterte meine ohnehin schon miserable Stimmung, so dass sie ihren absoluten Tiefpunkt erreichte. Lustlos trottete ich ihm hinterher in das nächste Geschäft.

Zwei Stunden später liefen wir durch den Vergnügungspark. Ohne Begeisterung hatte ich bei Beach Burger einen Hähnchensalat gegessen, weil Harold meinte, das wäre aufgrund des bevorstehenden Fotoshootings besser als Fastfood. Er selbst hatte ebenfalls etwas Gesundes genommen. Das hatte mich dann doch geringfügig mit meiner Mahlzeit versöhnt. In diesem Moment standen wir vor dem Riesenrad. Ich hatte bereits verdeutlicht, dass ich nicht im Traum daran dachte, eine Rundfahrt zu unternehmen. Im Gegensatz zu den glücklich lächelnden Menschen, die soeben ausstiegen, hasste ich große Höhen. Der durchtrainierte Mann hatte es enttäuscht zur Kenntnis genommen und unterhielt sich mit einem Bekannten, der mich voller Neugier gemustert hatte. Mir war gelinde gesagt langweilig, dennoch störte ich die Männer nicht.

Ein Brennen am Rücken riss mich aus den sinnlosen Beobachtungen. Irgendwer war neugierig. Ich gähnte und streckte meine müden Beine, die für heute genug Bewegung hatten. Dann drehte ich mich um. Circa zwanzig Meter von mir entfernt standen zwei Jungs, die in meinem Alter waren. Beide grinsten breit und zwinkerten vergnügt. Ein empörtes Schnauben entfleuchte mir. Nur gut, dass es leise war, ich keine weitere Aufmerksamkeit auf mich zog. Herren der Schöpfung brauchte ich nicht. Dennoch musterte ich sie. Der italienisch aussehende Junge hatte braune Haare und wahrscheinlich braune Augen. Auf die Entfernung war es schwer zu erkennen. Sein Freund war blond und hatte blaue Augen. Während der Italiener ein eher kantiges Gesicht hatte, war seins schmaler. Er wirkte unschuldig, doch sein Blick verriet, dass er weitaus weniger brav war, als es den Anschein hatte. Beide hatten definitiv den Schalk im Nacken und ich hatte nicht vor, ihr Opfer zu werden. Das Thema hatte ich zuweilen in der Schule, wenn der Anführer der Badboys, ebenfalls ein Italiener, Langeweile hatte. Dante. Ein gutaussehender Arsch, der Mädchen nur ausnutzte. Mich ließ er meist links liegen, da ich keine großen Brüste hatte. Hatte er jedoch wie gesagt Langeweile, dann stellte er mir mal ein Bein oder machte sich mit seinen Freunden über mich lustig. Daher ging ich ihm soweit möglich aus dem Weg, indem ich die Pausen in der Schulbibliothek verbrachte.

„Ciao Bella, lass uns zusammen Riesenradfahren." Hoppla, meine Gedanken waren wohl zu weit abgeschweift, denn die zwei Jungs standen direkt vor mir, ohne dass ich ihr Näherkommen bemerkt hatte. Ich erlaubte mir, sie kurz zu mustern. Der Braunhaarige war mit einem weißen enganliegenden Shirt bekleidet, das seine durchtrainierte Brust betonte. Sein Kumpel dagegen hatte ein hellgraues an. Beide trugen hellblaue Denim Jeans und Sneaker und sahen zum Anbeißen aus. Aber ich hatte gelernt, dass gutaussehende Kerle Arschlöcher waren. Dementsprechend schüttelte ich nur den Kopf und wandte mich ab.

„Ach komm schon. Du siehst aus, als könntest du etwas Spaß gebrauchen", ließ sich nun Blondie vernehmen. Dabei legte er einen Arm um meine Taille. Der Italiener kam an die andere Seite. Nervös sah ich zu Harold, der nach wie vor in sein Gespräch vertieft war und nichts von dem, was hier gerade passierte, bemerkte. Laut um Hilfe zu rufen, traute ich mich nicht. Womöglich meinten die Jungs es nicht böse und machte ich nur einen unnötigen Aufstand.

Aufgrund meiner fehlenden Gegenwehr manövrierten sie mich zum Riesenrad, wo sie mit mir in eine Gondel einstiegen. Ich atmete erleichtert auf, als sich noch andere Menschen zu uns gesellten. Meine Begleiter nahmen mich in ihre Mitte.

„Du kommst nicht aus der Gegend, oder?" Blondie legte seinen Arm hinter meinem Rücken auf die Rückenlehne unserer Bank. Der Italiener tat es ihm gleich, wodurch ihre Hände jeweils auf dem Unterarm des anderen ruhten. Mein Herz schlug unangenehm hart in meiner Brust, so dass ich jeden Schlag bis in meinem Hals spürte.

„Ich komme aus Toledo", erwiderte ich nach einer Minute, weil die eingetretene Stille mir einen Schauer über den Rücken jagte. Sonst liebte ich die Ruhe, doch nun wurde ich nervös. Was hatten die Jungen vor?

„Lake Erie, südlich von Detroit." Der Braunhaarige schnalzte anerkennend mit seiner Zunge. „Warst du dort schon mal Kunstmuseum? Van Gogh, Cézanne, Matisse, Picasso, Rembrandt. Wusstest du, dass Toledo eine der besten Kunstsammlungen Amerikas hat?" Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er mich anlächelte. Auch etwas anderes fiel mir auf. Blondie fuhr sanft mit seinen Fingern über die Haut des Italieners. Ich wagte einen Blick zur anderen Seite. Dort das gleiche Spiel, nur mit umgekehrten Rollen. Moment, normale Jungs machten das nicht beieinander. Dazu war diese Geste zu vertraut, zu intim. Ja, fast schon zu zärtlich. Erleichtert atmete ich auf. Die zwei waren sicher ein Paar. Mein Puls kehrte zu seinem Ausgangspunkt zurück.

„Ja, vor allem die Netsuke fand ich faszinierend."

„Das sind die kleinen japanischen Holzschnitzereien, oder?" Blondie überlegte kurz, dann grinste er, wobei er seine perlweißen Zähne entblößte. Oh Mann, mit dem Lächeln brachte er garantiert die Mädchenherzen zum Schmelzen. Und ich fühlte mich bei den Jungs augenblicklich sicherer.

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Tja, Shopping wider Willen. Kennt Ihr das oder liebt Ihr es, Bekleidungsgeschäfte zu durchstöbern?

Irgendeine Meinung zu den zwei Jungs?

Verdammte MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt