Schreiend schlug ich wild um mich. Der Mafiaboss hielt eine Pistole auf mich gerichtet und lachte sadistisch. Das war dann wohl wirklich mein Ende. Meine Beine hingen in irgendetwas fest und so lag ich hilflos auf dem Rücken. Der Schmerz, der von ihm ausging, lähmte meinen Unterkörper. Meine Hand knallte auf etwas Unförmiges neben mir.
„Hast du es bald mal?" Das Etwas knurrte missmutig und schaltete eine Nachttischlampe ein. Erleichtert atmete ich auf. Kein Mafiaboss weit und breit. Ich hatte nur geträumt. Alles war in bester Ordnung. Moment. Wer lag da neben mir?
Ängstlich drehte ich den Kopf zur Seite und sah in ein Paar eisblaue Augen. Die Oberlippe blutete leicht und ich schluckte nervös die aufsteigende Panik runter. Ich hatte dem Sohn des Mafiabosses die Lippe blutig geschlagen? Das ließ er sicher nicht auf sich beruhen. Ich rutschte mit Mühe von ihm weg, wandte dabei meinen Blick ab.
„Codarda", murmelte der Schwarzhaarige. Mit großen Augen sah ich ihn an, beobachtete, wie er sich das Blut abwischte. „Das bedeutet übrigens Feigling", fügte er hinzu. Beleidigt schnaufend drehte ich mich um. Wie konnte jemand, der so gut aussah, nur so ein Arschloch sein? Warum lag ich überhaupt mit ihm zusammen in einem Bett?
„Bedeutet das, du bist jetzt friedlich und schlägst nicht mehr um dich? Ich würde nämlich gerne schlafen." Ich hörte etwas hinter mir rascheln. Vermutlich knuffte er sich sein Kissen zurecht.
„Wenn ich dich so störe, kann ich gerne auch woanders schlafen." Der Kerl ging mir sowas von auf die Eierstöcke. Hatte der nichts Besseres zu tun, als junge Mädchen zu beleidigen? Jemanden zu erpressen oder einen Widersacher umzubringen, vielleicht?
„Gute Idee, aber leider muss ich auf dieses nervige kleine Mädchen aufpassen, das nicht einmal bemerkt, dass sie ihre Gedanken laut ausspricht."
Oh mein Gott! Das durfte doch nicht wahr sein. Meine Wangen brannten vor Scham und ich zog mir die Decke über den Kopf. Das dämpfte zu meinem Bedauern kaum das hämische Lachen des Italieners. Wie erwartet, bereitete ihm mein Schamgefühl ein schier unendliches Vergnügen. Hoffentlich heilten die Wunden schnell und unkompliziert, damit ich bald von hier verschwinden konnte. Der Schönling wollte mich nicht hier haben und ich wäre gern woanders. Hatten wir doch etwas gemeinsam, dachte ich bitter. Warum ließ er nicht seinen Bruder auf mich aufpassen, wenn ich doch so eine Last für ihn war?
„Ich kann aber auch zu Mick ins Zimmer gehen", murmelte ich unter der Decke leise vor mich hin, unsicher, ob er es überhaupt gehört hatte.
„Du möchtest unbedingt zwischen zwei verliebten Jungs liegen? Bist du dir da wirklich sicher? Ich möchte nicht wissen, was die zwei gerade so treiben." Der Blauäugige zog mir die Decke vom Kopf. „Schlaf jetzt." Er drehte sich von mir weg, so dass wir nun Rücken an Rücken lagen. Zumindest fast. Wir achteten beide darauf, Abstand zwischen uns zu lassen. Ich, weil mir alles wehtat. Der Italiener, weil ich ihn anwiderte. Von seinem Bruder würde ich sicher eine Umarmung bekommen, damit ich mich wohler fühlte. Ein Seufzer entwich mir. Angestrengt versuchte ich, mich still zu verhalten, doch es klappte nicht. Die Müdigkeit war eh weg. Stattdessen brannte mein Körper wieder. Verärgert warf ich die Decke von mir runter. Ein kalter Lufthauch an meinen Beinen erinnerte mich daran, dass ich keine Kleidung trug. Egal, ich war ja eh nicht sein Typ. Davon ab hatte er mich jetzt schon mehrfach nackt gesehen, als er mich verarztet hatte.
Ich schloss meine Augenlider. Bilder vom Keller schossen mir durch den Kopf und ich riss die Augen wieder auf. Das hatte so keinen Sinn. Die Wunden schmerzten und ich rollte mies gelaunt auf den Bauch. Doch auch so fand ich keine Ruhe, daher drehte ich mich zurück auf die Seite. Egal was ich tat, mein Körper weigerte sich, weiter auszuruhen.
„Was wird das, wenn es fertig ist?", brummte der Italiener wie ein mürrischer Bär, der zu früh aus seinem Winterschlaf geweckt worden war. Schnaufend schaltete er die Nachttischlampe, die er erst wenige Minuten zuvor ausgeschaltet hatte, wieder ein. Es raschelte neben mir und ich nahm an, dass er sich aufsetzte. Eine Hand tastete sich zu meiner Schulter vor, verweilte dort kurz, bis sie an meiner Stirn fühlte.
„Cazzo! Du glühst ja regelrecht. Warum sagst du auch nichts?" Seufzend stand der Italiener auf. „Los, ab ins Bad mit dir. Ein Verbandswechsel steht eh an."
„Wieso? Den hast du doch erst vor ein paar Stunden gewechselt." Bevor ich eingepennt war.
„Ein paar Stunden ist gut", lachte er leise. „Du hast mehr als vierundzwanzig Stunden geschlafen." Erschrocken riss ich die Augen weit auf. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder?
„Du warst so erschöpft von den Tagen im Keller, dass ich es besser fand, dich schlafen zu lassen. Ich kann dir gleich etwas zu Essen warm machen, wenn du möchtest." Mein Magen knurrte prompt zustimmend. „Das fasse ich dann mal als Ja auf. Kannst du laufen oder soll ich dich tragen?" Abwartend sah er mir in die Augen. Der fand mich ohne Scheiß abstoßend. Denn mal ehrlich, welcher Mann blieb so ruhig? Immerhin hatte ich außer dem Verband um meinen Oberkörper keinen Fetzen Stoff am Körper.
Verdammt Dakota, kannst du nicht einfach dankbar dafür sein, dass er dir nicht die Unschuld rauben will?
Vorsichtig rutschte ich zum Bettrand vor, schwang die Beine über Selbigen und stand auf. Sterne tanzten vor meinen Augen und ich ruderte mit den Armen, in der Hoffnung, etwas zu packen zu bekommen, damit ich nicht fiel.
„Schon verstanden", brummte der Italiener und hob mich hoch. So war das jetzt aber nicht geplant. Meine nackte Hüfte lag an seinem Bauch. Bei jedem Schritt, den er machte, spürte ich wie sich seine durchtrainierten Bauchmuskeln bewegten. Wieso trug der Blödmann kein Shirt?
Kurze Zeit später saß ich verarztet auf dem Bett und rieb mir die Schulter, in die der Idiot eine Spritze mit Antibiotikum gejagt hatte.
„Maul weiter herum und du bekommst die nächste in deinen kleinen Arsch." Ich riss meine Augen weit auf. Das würde er nicht wagen! Sein überhebliches Grinsen belehrte mich eines Besseren. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie er den großen Flatscreen-Fernseher einschaltete. Innerlich murrend machte ich mich auf einen Horrorfilm oder Thriller gefasst und zog die Bettdecke über meinen Kopf.
„My heart is a haunted house, once you're in you ain't gettin' out." Der verarschte mich doch eindeutig. Vorsichtig lugte ich unter der Decke hervor. Nein, er hatte tatsächlich einen Zeichentrickfilm angemacht.
„Da ich irgendwann mal schlafen möchte, dachte ich mir, dass Die Addams Family nicht zu aufregend für dich sein würde." Sein schiefes Grinsen war absolut hinreißend. Warum war er nicht immer so?
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Bisschen zu friedlich für meinen Geschmack. 😈
Dakota, pass auf deine Gefühle auf! Du möchtest seinen Papa sicher nicht als Schwiegervater. 🤬
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Verdammte Mafiosi
ActionNeugier ist der Katze Tod, sagen sie. Für Dakota dagegen eine Möglichkeit, Schlimmerem zu entgehen. Panisch flüchtet sie vor dem Mann, bei dem sie die Ferien verbringen sollte. In einer Stadt, in der sie außer ihm nur zwei weitere Menschen kennt. We...