Das angenehm warme, aber etwas harte Kissen, auf dem ich halb lag, bewegte sich. Reflexartig krallte ich mich fest.
„Runter von mir", knurrte es mir ins Ohr. Mein Herz setzte einen Moment aus. Vorsichtig öffnete ich ein Auge. Mist. Das Kissen entpuppte sich als verdammt heißer, mir zum Leidwesen wohlbekannter Mafioso. Warum musste das mir passieren? Wieso hatte er es zugelassen, dass ich auf ihm eingeschlafen war? Auf seiner nackten durchtrainierten Brust, um genau zu sein, auf der ein getrockneter und ein frischer Speichelfleck prangten. Meine Wangen brannten. Beschämt wandte ich den Blick ab und rutschte von ihm runter. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er sich aufsetzte und den Sabber mit der Hand entfernte, die er dann an seiner Boxershorts abwischte. Das alles, ohne einen winzigen Gesichtsmuskel zu verziehen.
„Ich wusste ja, dass du mich heiß findest. Das bedeutet aber nicht, dass du mich vollsabbern darfst." Sein tiefes Lachen dröhnte noch in meinen Ohren, als er längst im Bad verschwunden war. Dieser blöde italienische Macho. Ich setzte mich auf, robbte zum Bettrand vor und schwang die Beine drüber. Wenn ich dieses Haus verlassen wollte, bevor der Mafiaboss von seiner Reise zurückkam, musste ich langsam mal wieder meinen Kreislauf in Schwung bringen. Was hatten wir im Sportunterricht zum Aufwärmen genutzt, wenn wir keinen Platz zum Laufen hatten? Richtig, Jumping Jacks und auf der Stelle Gehen oder Laufen.
Igitt, Hampelmänner. Bei denen hampelte ich immer rum, wie eine Marionette, deren Fäden komplett verheddert waren. Ich entschied mich für das Einfachste und latschte einige Minuten auf der Stelle herum. Mann kam ich mir dabei blöd vor. Die Arme schwang ich kaum mit, weil die Bewegung an der empfindlichen Haut meines Rückens zerrte. Das Geräusch des laufenden Wassers verstummte und ich kroch schnell wieder unter die Bettdecke zurück. Um nichts in der Welt wollte ich mich von Raffaele erwischen lassen. Dieser durchtrainierte Mistkerl würde mich eh nur auslachen. Der Gedanke versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich war blöde Sprüche gewöhnt, aber von dem Italiener tat es besonders weh. Warum eigentlich? Nur, weil er sich um mich kümmerte, mir Essen ans Bett brachte und sanft meine Wunden versorgte?
Wie lange war ich jetzt aus dem Keller raus? Das Leben hatte die letzten Tage nur aus Essen, Schlafen und etwas Fernsehen bestanden. Nach der Addams Family waren wenigstens fünf Nächte vergangen, falls ich nicht einen weiteren vierundzwanzigstündigen Schlafmarathon eingelegt hatte. Obwohl, dann hätte der italienische Idiot es mir, ohne zu zögern, unter die Nase gerieben.
Mit einzig einem Handtuch bekleidet, spazierte dieser seelenruhig ins Zimmer. Mein Blick fiel natürlich direkt auf seine muskulöse Brust und von dort weiter zu seinem heißen Sixpack. Holla die Waldfee. Zu meiner Begeisterung hatte er nicht dieses nervige V, bei dem ich immer vermutete, dass die Kerle sich halb zu Tode hungerten.
„Du sabberst schon wieder." Unvermutet tauchte er vor mir auf. Wo kam der so plötzlich her? Ich hatte ihn doch eben noch beobachtet. Eine unangenehme Hitze kroch über meine Wangen, hin zu meinen Ohren. Das Kinn senkte sich von selbst auf meine Brust.
„Badezimmer ist frei. Geh schon mal rein. Ich ziehe mir nur etwas an, dann schauen wir mal, ob dein Rücken noch ein Salzbad benötigt oder du duschen kannst." Er drehte sich von mir weg, lief Richtung Schrank. Schnell schlüpfte ich unter der Decke hervor. Auf halben Weg zum Bad wurde ich zurückgepfiffen.
„Ich habe es mir anders überlegt. Komm mal her." Zögernd schritt ich auf ihn zu und betete inständig, dass sich sein Handtuch nicht löste.
„Dreh dich um." Brav folgte ich seiner Anweisung. Wenigstens brauchte ich ihn so nicht mehr anzuschauen. Er wickelte den Verband ab und summte zufrieden.
„Salzbad ist überflüssig. Kannst normal duschen, wenn du möchtest." Mit einem Finger fuhr er meinen Rücken entlang und ich zuckte zusammen.
„Ist unsere Kleine etwa kitzlig?", raunte er mir ins Ohr. Ich schnaubte nur empört und lief erneut Richtung Badezimmer. Wieder kam ich nicht weit. Doch dieses Mal war es die Zimmertür, die mich in meinem Lauf stoppte.
„Können wir Dakota endlich das Haus zeigen?" Mick und Sam stürzten ins Zimmer und blieben mit offenen Mündern direkt vor mir stehen.
„Raus! Beide!" Raffaele stürmte zwischen uns und wickelte mir schnell sein Handtuch um.
„Also der Anblick gefällt mir noch besser, Michaele." Sam stützte sich mit dem Unterarm auf Micks Schulter ab, der augenblicklich seinen Freund packte und nach draußen zerrte. Ich mutmaßte, dass er seinen Bruder nicht nackt sehen wollte. Dieser drehte sich prompt zu mir um, so wie die Tür ins Schloss fiel. Ich drückte ihm sein Handtuch errötend in die Hand und flüchtete ins Badezimmer, verfolgt von seinem ohrenbetäubenden Gelächter. Mistkerl.
Das Wasser der Dusche prasselte wie ein warmer Regen auf mich herab. Ich war dankbar, dass es möglich war, die Härte des Wasserstrahls einzustellen. Meine Haare hatte ich nach vorne über die Schultern gezogen. Es war das erste Mal, dass der Italiener mich allein ins Bad ließ. Die anderen Tage hatte er mich grundsätzlich gebadet, als wenn ich ein kleines Kind oder sein Haustier wäre. Ich schnaubte entrüstet. Für wen hielt der Kerl sich überhaupt? Klar, er war der Sohn eines Mafiabosses, aber das bedeutete wohl kaum, dass er ein siebzehnjähriges Mädchen wie ein Schoßtier behandeln konnte! Grummelnd stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche.
„In ein paar Wochen bist du hier weg", murmelte ich, um mir selbst Mut zuzusprechen. In dem Augenblick stieß jemand die Tür auf. Ich schrie und ließ vor Schreck das Handtuch fallen.
„Du brauchst dich nicht entblößen. Ich habe dir doch bereits gesagt, dass du nicht mein Typ bist." Grinsend hielt er mir ein Stoffbündel hin, das ich ihm murrend aus der Hand riss.
„Bastard", knurrte ich leise. Schnell zog ich Slip, Sweatshirt und Hose an.
„BH gibt es erst, wenn es deinem Rücken noch besser geht." Der Italiener drehte mich zu sich. „Ich werde dir nachher mal die beiden Nervensägen reinschicken, da ich etwas für meinen Vater zu erledigen habe." Meine Augen leuchteten wohl zu sehr auf, denn er zerstörte meine Hoffnung auf eine kleine Führung durch das Haus direkt.
„Ihr haltet euch gefälligst nur in meinem Zimmer auf. Der Rest ist tabu." Danach verschwand er mal wieder ohne ein weiteres Wort. Seufzend lief ich zurück zum Bett und schmiss mich drauf.
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Diesem Typen möchte man manchmal doch eine klatschen...
Naaaa, was meint Ihr? Was wird wohl im nächsten Kapitel passieren? 😇😇😇

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Verdammte Mafiosi
AcciónNeugier ist der Katze Tod, sagen sie. Für Dakota dagegen eine Möglichkeit, Schlimmerem zu entgehen. Panisch flüchtet sie vor dem Mann, bei dem sie die Ferien verbringen sollte. In einer Stadt, in der sie außer ihm nur zwei weitere Menschen kennt. We...