Ich schreckte hoch und sah zum Ausgang. Durch einen schmalen Spalt fiel Licht herein. Zwei Stimmen unterhielten sich auf dem Gang. Sie kamen mir bekannt vor, doch es war mir unmöglich, sie zuzuordnen. Der Boss und der braunhaarige Mann waren es zu meiner Erleichterung nicht. Andererseits war es womöglich sein Sohn, der mich wegschaffen sollte. Die Tür flog auf, jemand schaltete das Licht ohne Vorwarnung an. Zischend schloss ich meine Augen. Es war zu plötzlich zu grell. Außerdem weigerte ich mich, meinen zukünftigen Mörder anzusehen.
„Keine Angst Dakota, wir holen dich hier raus." Sams sanfte Stimme veranlasste mich doch dazu, vorsichtig meine Lider zu öffnen. Der Blonde stand vor mir, seine blauen Augen betrachteten mich voller Sorge.
„Cazzo! Wie konnte er dir das nur antun?" Mick stand hinter mir und begutachtete wohl meinen Rücken oder das, was davon übrig war. „Wenn ich doch nur sofort Zeit gehabt hätte, wäre das alles nicht passiert." Schmerz schwang bei seinen Worten mit. Ich nagte nervös an meiner Unterlippe, die sich spröde unter meinen Zähnen anfühlte. Was machten die beiden Jungen überhaupt hier?
„Komm, wir befreien Dakota und bringen sie hoch in unser Zimmer." Der Braunhaarige machte sich nun an meinen Fesseln zu schaffen.
„Das würde ich an eurer Stelle sein lassen." Die schneidende Stimme ließ uns zusammenzucken. Fast schon ängstlich sahen die Jungs zur Tür und ich schluckte. Wenn sie sich vor ihm fürchteten, wie würde es dann mir ergehen? Zögernd hob ich meinen Kopf und schaute in eiskalte blaue Augen. So sah also der Tod aus. Geschmeidig wie eine Raubkatze lief er auf uns zu und genauso raubtierhaft betrachtete er mich. Instinktiv wich ich vor ihm zurück, doch die Fesseln durchkreuzten meinen Plan. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich versuchte, ihn hinunterzuschlucken, aber meine ausgedörrte Kehle verhinderte es.
„Haltet sie fest", befahl er den beiden Jungen, bevor er ein Messer vom Tisch nahm. Das Messer, mit dem sein Vater mich bedroht und verletzt hatte. Er war ein Ebenbild des Mafiabosses. Die gleichen eisblauen Augen und schwarzen Haare, das markante Kinn und die gleiche tödliche Entschlossenheit.
„Raffa, fratello mio, können wir das nicht anders regeln?" Der Schwarzhaarige sah Mick nur drohend an, so dass er und Sam mich beide an den Beinen packten. Mein Herz drohte in meiner Brust zu zerspringen. Ich schielte zum Messer, das sich gefährlich meinem Hals näherte. Doch statt es mir in die Kehle zu rammen, schnitt er die Träger meines BHs durch. Kurz darauf landete der Stoff auf dem Boden. Entsetzt sah ich zu, wie der Italiener nun meine Hose an den Nähten auftrennte, bis er sie ebenfalls von meinem Körper entfernt hatte. Mick und Sam zogen mir die Schuhe und Socken aus, so dass ich nur noch mit einem Slip bekleidet vor ihnen stand. Ich wimmerte leise auf, eine Träne stahl sich aus meinem Auge. Das letzte Stückchen Stoff fiel und ich schloss resignierend meine Lider.
Eiskaltes Wasser traf auf meinen Körper. Ich keuchte entsetzt auf. Meiner Kehle entfloh kaum mehr als ein Röcheln. Der Sohn des Monsters spülte mich ab. Tat er es, damit keine Spuren auf mir anzutreffen waren, falls jemand meine Leiche fand? Eine Gänsehaut nahm von meiner Haut Besitz. Ob wegen der Kälte oder der Angst, es war egal. Der Wasserstrahl verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
„Gib mir mal die Decke rüber." Seine tiefe Stimme verriet, dass er direkt vor mir stand. Ich spürte, wie er mich in den Stoff einhüllte, doch ich hielt meine Augen geschlossen. Wollte nicht in das unverschämt gutaussehende Gesicht meines Mörders sehen. Ein Arm wurde um meinen Rücken gelegt, ein anderer hinter meine Kniekehlen.
„Sam, löse die Fesseln." Ich hörte ein leises Klacken, dann fielen meine Arme kraftlos nach unten. Einer landete hinter dem Kopf auf den Schultern des Italieners, der mich direkt aus dem Kellerraum heraustrug. Erschöpft ließ ich ihn dort liegen. Energie hatte ich keine, um meinen Mörder anzugreifen. Er lief mit mir eine Treppe hoch, ein kleines gerades Stück und dann erneut eine Treppe. Obwohl er mich festhielt, öffnete er erst eine Tür, dann eine weitere. Ich wurde auf etwas Hartem abgesetzt, dabei bückte er sich tief. Nachdem ich seine Nähe nicht mehr spürte, öffnete ich meine Augen. Ich saß in einer großen Badewanne in einem erstaunlich großen und luxuriösen Badezimmer. Außer der Wanne gab es noch eine Dusche, unter der locker zwei Personen Platz hatten. Die Wand- und Bodenfliesen waren anthrazitfarben, genauso wie die Badmöbel. Die Badewanne und der Rest waren weiß. Wollte er mich in diesem schicken Bad umbringen? Meine Leiche zerstückeln und sie dann in Folie einpacken? Ich zog die Decke fester um meinen geschundenen Leib. Sie rieb an den Wunden und ich wimmerte leise.
„Gib die mal her." Mit Leichtigkeit zog er mir den letzten Schutz weg, den ich noch hatte, und er drehte den Wasserhahn auf. Herrlich warmes Wasser strömte in die Wanne. Seine Hand fuhr kurz über meinen Rücken und ich zischte vor Schmerz. Er stand auf und holte eine kleine Packung aus einem Schränkchen. Ich sah zu, wie er das Päckchen aufriss und den Inhalt in die Badewanne schüttete. Der Geruch erinnerte mich an Meersalz. Fantastisch. Da freuten meine Wunden sich garantiert. Nicht! Aber ich wagte nicht, Widerworte zu äußern. Der Italiener verschwand endlich und ich versuchte, mich zu entspannen. Das war hier vermutlich mein letztes Bad. Es sprach nichts dagegen, es zu genießen. Als das Wasser stieg, brannten die verletzten Stellen. Soweit wie möglich ignorierte ich den Schmerz. Die Wärme umschmeichelte meine vor Erschöpfung krampfenden Muskeln. Ich lehnte mich an den Rand und schloss die Augen.
Prustend schnappte ich nach Luft. Ein vorwurfsvoller eisblauer Blick begrüßte mich, nachdem ein Arm mich an die Wasseroberfläche gerissen hatte.
„Ich hab dich nicht aus dem Keller befreit, damit du gleich ertrinkst." Er reichte mir ein Glas Wasser, das ich gierig leertrank. Der Schwarzhaarige zog sich das Shirt über den Kopf. Der Rest seiner Kleidung landete ebenfalls auf dem Fliesenboden. Nur mit einer Boxershort bekleidet, glitt er zu mir in die Wanne und setzte sich hinter mich. Panisch versuchte ich, Abstand zwischen uns zu bringen.
„Keine Angst, du bist nicht mein Typ", raunte er mir ins Ohr und ließ das Salzwasser über die Wunden laufen. Ich biss die Zähne aufeinander, gab ihm nicht die Genugtuung, vor Schmerz aufzustöhnen. Etwas später wusch er meine Haare und spülte sie gründlich aus. Danach half er mir aus der Wanne. Vorsichtig, mit einer Sanftheit, die mich überraschte, tupfte er meinen Körper trocken. Ich stützte mich dabei am Waschbecken ab. Meine Beine zitterten, weigerten sich, mein Gewicht noch länger zu tragen. Bevor ich auf den Boden stürzen konnte, hob er mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer. Er setzte mich auf dem großen Bett ab und nahm mir das Handtuch weg, mit dem ich die Blöße zu verdecken trachtete. Wieder spürte ich seine Hand an meinem Rücken, wo er sanft Salbe auftrug. Auch den Riss an meinem Bauch verarztete er. Zu guter Letzt wickelte er einen Verband um meinen Oberkörper, bevor er eine Bettdecke über mir ausbreitete. Dann verließ er schweigend den Raum und ließ mich voller Fragen zurück. Vor allem eine kreiste mir im Kopf herum. Warum lebte ich noch?
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Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich gehe davon aus, dass sein Vater etwas anderes mit "wegschaffen" meinte.
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Verdammte Mafiosi
ActionNeugier ist der Katze Tod, sagen sie. Für Dakota dagegen eine Möglichkeit, Schlimmerem zu entgehen. Panisch flüchtet sie vor dem Mann, bei dem sie die Ferien verbringen sollte. In einer Stadt, in der sie außer ihm nur zwei weitere Menschen kennt. We...