34 | Eheu, fucaces labuntur anni

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Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, in denen wir kein Stückchen weitergekommen waren. Mit jedem Tag, der verstrichen war, war meine Laune tiefer in den Keller gerutscht. Die Geheimorganisation war unauffindbar, meine Beziehung zu Thea seltsam, die Schwarze Königin weiterhin ein riesiges Fragezeichen, die Suche nach Erklärungen für die Tür dank meines unterirdischen Lesetempos eine Katastrophe. Ich hatte sogar Kathi nach magiefressendem Material gefragt, doch sie hatte auch keine Ahnung gehabt.

Dass ich gerade Biologie hatte, machte es nicht besser. Aus welchen Gründen auch immer hatte mein Zehntklässler-Ich entschieden, Bioklausuren wenigstens für ein Halbjahr mal ausprobieren zu wollen. Ein fataler Fehler, wie es sich derzeit herausstellte. Ich konnte mit Enzymen einfach nichts anfangen.

„Das hier müsste das regulatorische Zentrum sein", murmelte Leonie neben mir.

Wenig motiviert spähte ich auf ihr Blatt. Sie hatte schon fast alle Begriffe in die Zeichnung eingetragen, während meines noch bis auf ein einziges Wort leer war. Ich sollte mir wohl wirklich mal mehr Mühe geben, sonst würde sich meine hart erarbeitete Drei doch noch in eine Fünf umändern.

Auf der anderen Seite unseres Gruppentisches sah es weniger verzweifelt aus. Tina und Emilie waren mal wieder in ein angeregtes Gespräch vertieft, die Arbeitsblätter ausgefüllt vor ihnen liegend.

Von meinem schlechten Gewissen geplagt setzte ich mich erneut an die Aufgaben. Es war erst das zweite Blatt von vier, wenn ich das vor Stundenende noch schaffte, hätte ich heute Nachmittag eventuell noch Zeit, bei den von Thea ausgesuchten Büchern weiterzulesen.

Doch wie üblich hielt dieser Vorsatz nicht lange. Spätestens, als in Tinas und Emilies Gespräch das Wort Maispiele auftauchte, war es um meine Konzentration geschehen. Derzeit gab es nur noch dieses eine Gesprächsthema, egal, wohin man sah. Und mittlerweile konnte ich auch die damit verbundene Aufregung nachvollziehen. Nicht nur, dass sie ansteckend war – gerade die Duelle schienen das Event des Jahres zu sein. Was vermutlich daran lag, dass sie sowohl für den Zuschauer als auch für die Kämpfer unfassbar interessant waren.

„Hast du dich eigentlich schon angemeldet?", fragte Tina.

Emilie lehnte sich zufrieden zurück. „Direkt heute Morgen. Den stufenübergreifenden Teamwettbewerb muss ich noch mit ein paar anderen absprechen, aber das sollte auch in den nächsten Tagen erledigt sein."

„Du machst bei den Teamkämpfen mit?" Aus Tinas Stimme sprach gleichzeitig Neid und Begeisterung.

„Klar, warum nicht. So kann ich schonmal ein bisschen Erfahrung fürs zweite Jahr sammeln. Auch wenn nur im Training. Wer auch immer sich das mit der Nur-komparative-Duelle-im-ersten-Jahr-Regel ausgedacht hat, ist ein absoluter Spielverderber."

„Allerdings", seufzte Tina. „Ich werde auch auf jeden Fall bei den Duellen mitmachen, da kann man ja schon ein bisschen was ausprobieren. Aber das mit den Teamwettbewerben wird vermutlich nichts. Dafür gibt es viel zu gute andere Erstklässler-Luftbändiger."

„Ja, die Konkurrenz ist hart. Versuch es einfach, und wenn es nichts wird, kannst du nächstes Jahr mehr an deiner Magie arbeiten. Dann kannst du auch schon bei den kompetitiven Wettbewerben mitmachen. Die sind ohnehin spannender."

„Hm." Tina spielte unschlüssig mit ihrem Stift herum. „Sag mal, wo macht Tom jetzt eigentlich mit? Bei den Zweitklässlern, oder?"

„Genau." Emilie beugte sich vor. „Aber wenn ich dir was verraten kann: Glücklich ist er darüber nicht, die Zweitklässler sind fast alle besser."

„Aber allein ein Jahr zu überspringen ist doch schon genug, oder?"

„Wenn du ehrgeizig bist und die Spiele gewinnen willst, nicht. Zwei ganze Jahre in eins zu packen ist eben höllisch anstrengend, und ohne seine Freizeit komplett dafür aufzuopfern, schafft man das nicht. Und selbst wenn, es gibt ja auch noch Klausuren, für die man lernen muss. Alles in einem eine sehr stressige Angelegenheit."

Der Ruf der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt