33 | Deus ex machina

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Zu meinem Leidwesen hatte Max in der Mittagspause keine Zeit gehabt. Nun war es bereits abends und wir saßen an unserem üblichen kleinen Tisch. Während ich mein Brot sorgfältig mit Ei belegte und es dann in Rekordzeit vernichtete, erzählte ich ihm von meinen Überlegungen zu der überschüssigen Magie.

„Ich habe nichts mitbekommen", sagte er, als ich geendet hatte. „Und selbst wenn ich es irgendwie geschafft haben sollte, deine Magie aufzunehmen, ich hätte sie kaum derart unter Kontrolle gehabt, dass nur der Schnee geflogen wäre."

Nachdenklich stützte ich die Ellbogen auf den Tisch. „Was, wenn ich sie irgendwie auf dich übertragen habe, ohne dass du es bemerkt hast? Ich habe relativ viel Kontrolle, vielleicht..."

Ich ließ den Satz ins Nichts verlaufen. Selbst in meinen Ohren klang das absurd. Ja, ich hatte Kontrolle. Aber nicht über Wassermagie. Wie hätte ich wissen sollen, wie die funktionierte?

„Gut, vergiss es." Ich seufzte. „Raten bringt uns nicht groß weiter. Die Bibliothek ist ja wieder offen, wir können irgendwann mal dazu ein bisschen recherchieren. Wie sah eigentlich nochmal diese Frau aus?"

„Blond, ungefähr eins siebzig, schmale Lippen, ziemlich teuer aussehende Kleidung. Ich habe mich heute nochmal umgeschaut, aber irgendwie sieht ihr aus der Nähe niemand ähnlich."

„Und wir wissen, dass sie keine Erdbändigerin war", steuerte ich bei. Wobei, wussten wir das eigentlich wirklich? Sie hätte genauso gut vortäuschen können, keine Erdmagie zu haben, um uns absichtlich in die Irre zu führen.

Ich grub mir die Fingernägel in die Handfläche. Das reichte. Wir hatten schon genug Rätsel angehäuft, da brauchten wir nicht noch mehr Paranoia.

„Setzen wir das auch noch auf die Liste." Max tippte mit der Gabel auf seinen Teller. „Der Plan ist jetzt also, die Frau sowie den neuen Treffpunkt zu finden. Sonst noch was anderes?"

„Das mit Frau Schwab und der Schwarzen Königin. Und die Tür mit dem ganzen Schnee- und Magiezeug."

Er stöhnte auf. „Kann nicht mal eine Sache im Leben unkompliziert sein? So habe ich morgen die Hälfte gleich wieder vergessen."

Ich setzte zu einer Antwort an, aber dann begann mein Handy zu klingeln. „Moment."

Ich zog es hervor und warf einen Blick auf den Namen des Anrufers. Es war Thea. Einen Moment lang starrte ich auf das Display. Danach schaltete ich es wieder aus und ließ es in meiner Hosentasche zu Ende klingeln. Ich fühlte mich absolut noch nicht bereit, mit ihr zu reden.

Gegenüber hob Max eine Augenbraue. Ich lächelte gequält. „Tut mir leid, war nichts Wichtiges. Wo waren wir?"

„Ist auch egal. Aber falls das eben Thea war, klär das mit ihr bitte. Dieses hin und her ist nicht wirklich zielführend."

Mein Mund öffnete sich vor Empörung leicht. „Was ich mit wem wann zu klären habe, ist nicht deine Sache. Genauso, ob das zielführend ist oder nicht. Was weißt du schon, was überhaupt passiert ist?"

Er hob beruhigend die Hände. „Ich meinte nur, dass wir ihre Hilfe gebrauchen können. Wir beide sind eher praktisch veranlagt, sie sieht die Zusammenhänge. Du siehst ja, dass wir jetzt schon unsere Probleme haben."

Ich schnaubte. Zusammenhänge sah ich auch. Aber nicht nur in den Mordfällen, sondern auch bei diversen Verhaltensweisen, die mich in den Wahnsinn trieben. Demonstrativ ignorierte ich seine Anmerkung und widmete mich meinem lauwarmen Tee.

„Gut, anderes Thema", sagte Max schließlich. Ich sah betont desinteressiert auf, sagte jedoch nichts.

„Habt ihr heute auch mit Duellen angefangen?"

Der Ruf der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt