37 | Ad absurdum

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Auf der Treppe zu den Zimmern wählte ich bereits Theas Nummer. Sie nahm nicht mal eine Sekunde später ab.

„Wir haben Neuigkeiten zur Schwarzen Königin", platzte ich fast sofort heraus.

„Der Plan hat geklappt?"

„Hat mir Max zumindest geschrieben. Ich bin gerade noch auf dem Weg."

„Hm", kam zurück. Ich konnte es bildlich vor mir sehen, wie sie auf dem Bett saß, nachdenklich ins Nichts starrend und mit ihren langen, seidigen Haaren spielend. Es fühlte sich nicht gut an, dass sie nicht in Person bei dem Treffen dabei war.

Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche und schloss auf. Schnell schmiss ich meine Schulsachen in Theas und meine Hälfte und ging wieder. Wir hatten uns in dem Instrumentenlager hinter dem Orchestergraben verabredet, um wirklich unsere Ruhe zu haben.

Während ich mich durch die Mengen an Schülern drängte, die gerade noch unterwegs waren, versuchte ich, Thea zu den neusten Ereignissen in ihrer Schule auszuquetschen. Viel kam nicht dabei raus, bis auf ein paar nervende Mitschüler. Und, dass sie tatsächlich jemanden gefunden hatte, mit dem sie sich ganz gut verstand. Ihr Name war Stella, und sie war laut Thea das Genie der Schule. Außerdem sah sie furchtbar gut aus und war zusätzlich noch bi. Theas Ton zu urteilen, hätte sie direkt eine Beziehung mit ihr anfangen können, hätte Stella nicht schon eine Freundin gehabt.

Bei der Vorstellung überkam mich ein unerwarteter Anfall von Eifersucht. Ich hatte mir noch nie darüber Gedanken gemacht, dass Thea in Norwegen doch noch jemanden finden könnte, mit dem sie so gut zurechtkam. Vielleicht sollte ich damit langsam mal anfangen. Oder den Kuss direkt ansprechen, der schon so lange unangetastet zwischen uns schwebte.

Zum Glück wartete Max bereits vor der Tür, sodass ich heute noch keine Entscheidung treffen musste. Ich drückte ihm mein Handy in die Hand und öffnete uns die Tür. Dann machten wir es uns so gemütlich, wie es in einem komplett verstaubten Raum nur ging.

„Also, was hast du gefunden?", kam ich direkt zum Punkt.

„Ich habe nur Fotos", sagte Max entschuldigend. „Soll ich die in die Gruppe schicken?"

„Mach einfach", entgegnete ich, während Thea fragte: „Was sind das für Dokumente?"

Er zoomte in seine Aufnahmen hinein, die Stirn gerunzelt. Während er darauf starrte, strich er sich nachdenklich ein paar pechschwarze Strähnen aus der Stirn.

„Jetzt sag nicht, du hast dir nicht mal angeschaut, was du überhaupt fotografiert hast." Ich sah ihn entgeistert an.

„Doch, doch. Aber ich hatte ja nicht ganz so viel Zeit."

„Und dafür muss ich mich jetzt mit den Drittklässler-Maispielen rumschlagen", murmelte ich. Das lief ja mal wieder super.

Max sah auf. „Warte, habe ich was verpasst?"

„Die Ablenkungsaktion für Frau Schwab. Ich erzähle später den Rest, aber mach mal bitte weiter."

Er seufzte, ließ es aber auf sich beruhen. Schon ein paar Momente später fragte er: „Sagt euch Phoenix Department was?"

Ich zuckte ratlos die Schultern. Doch aus dem Lautsprecher meines Handys kam eine Antwort. „Du hast Dokumente vom Phoenix Department?"

„Steht zumindest hier drauf. Warte, ich schicke dir kurz ein Bild."

„Untersteh dich!", fauchte Thea. „Das Phoenix Department ist der Geheimdienst des Rats. Wenn wer mitbekommt, dass wir streng geheime Dokumente haben, könnten wir echt Probleme bekommen."

Der Ruf der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt