40 | Ex libris

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Als ich auf den Flur hinaustrat, fiel die Anspannung sofort von mir ab. Auch wenn die Sache mit Thea nun etwas klarer war, ich wusste immer noch nicht, was ich tun sollte. Vielleicht war es besser, es einfach auf mich zukommen zu lassen und erstmal zu schauen, was Kathi von mir wollte. Sie hatte mich noch nie auf ihr Zimmer bestellt.

Entsprechend neugierig wurde ich also auch, während ich die Treppen ins Dachgeschoss hochstieg. Dort waren die Räume der Drittklässler. Im Vergleich zu den Erst- und Zweitklässlern hatten sie Zweierzimmer und sogar eine eigene Lounge. Doch der Preis dafür war hoch: Jeden Tag mehrmals in den vierten Stock gehen zu müssen, war übel.

Kathis Zimmer war fast direkt über unserem, nur eben zwei Stockwerke höher. Ich klopfte gegen die alt aussehende Holztür. Sie machte sofort auf und winkte mich hinein.

Ihr Zimmer war genauso groß wie unseres. Aber der Unterschied zu vier Leuten gleichzeitig in einem Raum war direkt zu sehen. Es war viel mehr Platz im Allgemeinen da, und es gab deutlich mehr verschiedene Möbel. Außerdem war es nicht von einem Bücherregal getrennt, sondern in der Mitte offen.

Ich setzte mich auf Kathis Schreibtischstuhl, während sie sich den ihrer Mitbewohnerin dazuholte.

„Willkommen bei mir, würde ich sagen." Sie machte eine umfassende Handbewegung in den Raum hinein.

„Sieht gemütlich aus", gab ich zu. Auch wenn ich das Chaos unseres Zimmers vermissen würde.

„Es ist definitiv etwas anderes als die Viererzimmer im ersten und zweiten Jahr. Aber man hat einfach wesentlich mehr Ruhe. Das kann auch von Vorteil sein."

„Kann ich mir vorstellen." Ich sah noch einmal kurz um mich herum und richtete meinen Blick dann auf sie. „Warum sollte ich eigentlich kommen?"

„Erinnerst du dich noch daran, als du vor ein paar Monaten nach dem magiefressenden Metall gefragt hast?"

Ich runzelte die Stirn. Nach Max' und meiner Aktion in diesem seltsamen Gang hatte ich sie tatsächlich darauf angesprochen. Sie hatte allerdings auch nichts gewusst.

„Ich habe letztens nochmal ein wenig Recherche betrieben", fuhr sie fort. „Es gibt so etwas wirklich. Niemand weiß genau, wie es funktioniert und es ist ziemlich selten. Bestimmte Arten davon sind offiziell verboten und werden auch nur auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Die Frage ist, woher weißt du davon?"

Automatisch biss ich mir auf die Unterlippe. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte lediglich wissen wollen, was es war, und hatte nicht weitergedacht. Das hatte jedoch niemand aus unserer Gruppe.

Sie sah mich direkt an. „Egal, was du angestellt hast, ich bin die letzte, die dir Schwierigkeiten machen würde. Es wäre nur wirklich interessant zu wissen, wie das alles zusammenhängt. Solltest du nämlich wirklich in Berührung damit gekommen sein, könnte das gefährlich für dich sein."

Gefährlich konnte ich unterschreiben. Normale Türschlösser brachten einen schließlich nicht um.

„Ich weiß nur nicht...", begann ich. Ich wusste nur nicht, ob ich es ihr erzählen sollte, ohne Thea und Max zu fragen.

Wenn man allerdings einmal genauer darüber nachdachte – die Organisation war nun vermutlich nicht mehr unter der Sporthalle. Der Gang war nichts, wovon gerade Kathi nichts wissen durfte. Wäre sie von der Geheimorganisation gewesen, hätte sie vieles nicht so gemacht, wie sie es getan hätte. Ich vertraute ihr. Und sie hatte ja recht. Das Ding war wirklich nicht harmlos.

„Ich habe letztens einen Geheimgang entdeckt", erklärte ich. „An dessen Ende war eine Tür mit einem Türschloss aus diesem Material. Das hat meine gesamte Magie aufgefressen und hätte sicher noch mehr aufnehmen können, wenn ich den Magiefluss nicht unterbrochen hätte."

Der Ruf der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt