11 | Caedes et occisio

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„Und, werdet ihr bei den Maispielen mitmachen?", fragte Tina in die Runde.

„Wahrscheinlich." Ich löffelte den letzten Rest meiner Suppe aus dem Teller. „Es klang ganz interessant."

„Ich mache auch mit", sagte Leonie. „Ich will mich einmal durch alle Wettbewerbe durchprobieren."

„Durch alle? Ist das nicht ein bisschen viel?" Tina hob eine perfekt geformte Augenbraue.

„Doch. Aber es sind die Maispiele. So hat man eine höhere Chance, irgendwo gut abzuschneiden."

„Wenn du meinst. Ich mache nur die Duelle."

„Nur? Ist das nicht ein bisschen einseitig?", ahmte Leonie Tinas Reaktion auf ihre Antwort nach.

„So kann ich mich perfekt auf die interessanten Kämpfe im zweiten Jahr vorbereiten und mich lenkt nichts anderes ab. Wir wissen doch alle, dass die Duelle im ersten Jahr lächerlich sind."

Während Leonie und Tina noch weiter diskutierten, stupste mich Thea an. Einen Seufzer unterdrückend blickte ich zu ihr. Ich hätte gerne noch weiter zugehört, Tina schien einiges mehr zu wissen als wir anderen zusammen. „Was ist?"

„Kommst du nochmal mit zur Wiese?"

Ich blickte auf den leeren Teller. Eigentlich keine schlechte Idee. So konnte ich die restliche Mittagspause noch produktiv nutzen.

„Gut, lass uns die Sachen wegbringen und dann können wir von mir aus los."

„Super, danke!" Sie lächelte schüchtern.

Diesmal konnte ich mir einen Seufzer nicht verkneifen. Wie kam es, dass ich freiwillig mit ihr zusammen mein Element üben ging? Allerdings musste man ihr zugutehalten, dass sie wirklich niemandem von meinem nächtlichen Ausflug erzählt hatte. Jedenfalls, soweit ich es mitbekam. Max ignorierte mich nämlich seit Tagen und unser abendlicher Tisch im Speisesaal hatte sich somit auch aufgelöst.

Sowohl auf dem Weg zur Wiese und dort bekam ich hauptsächlich Gespräche über ein einziges Thema mit: Die Maispiele. Dank des Duells gestern waren sie in aller Munde und gefühlt jeder wollte teilnehmen. Dabei beschränkten sie sich nicht nur auf die Duelle. Es gab unter anderem auch Elementspezifische Wettbewerbe, Teamwettkämpfe und sogar Elementarschach.

„Möchtest du eigentlich auch bei den Spielen teilnehmen?", fragte ich Thea, als wir uns mit unseren Materialien in die übliche Ecke verzogen hatten.

„Weiß ich noch nicht." Sie tunkte ihren Finger geistesabwesend in ihre Schale und ließ mehrere Wassertropfen aufsteigen. „Es ein bisschen zu groß für mich, denke ich."

„Ist ja auch nicht schlimm."

Ich widmete mich wieder meinem Sand. Zu meiner Überraschung funktionierte meine Strategie von gestern reibungslos. Das Einzige, woran ich noch arbeiten musste, war die Geschwindigkeit. Das tat ich dann auch, bis mich ein Schwall Wasser direkt ins Gesicht traf. Mein Blick schnellte hoch.

„Tut mir leid, das...", stammelte Thea, die Wangen hochrot angelaufen. „Ich..."

Entnervt sah ich an mir hinunter. Es war nicht nur mein Gesicht, das einiges abbekommen hatte, sondern auch mein kompletter Oberkörper.

Ein paar Meter kicherte jemand leise. Mein Blick schnellte in die Richtung. Emilie saß dort und sah aus, als würde sie gleich in Gelächter ausbrechen, genau wie Jannis. Immerhin Emilies Zwilling, von dem ich immer noch nicht den Namen wusste, versuchte, sich diplomatisch zurückzuhalten.

Bei der Gelegenheit bemerkte ich auch, dass uns quasi alle auf dieser Wiese anstarrten. Selbst Schüler fünfzig Meter entfernt hatten Theas Fauxpas mitbekommen. Ich stieß genervt die Luft aus. Konnten die sich nicht mit ihren eigenen langweiligen Aufgaben beschäftigen? Obwohl ich leider zugeben musste, dass ich an ihrer Stelle nicht anders reagiert hätte.

Der Ruf der ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt