𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐𝟓

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Emilia

Ein Klopfen unterbrach unser Starren und ich zuckte erschrocken zusammen. Sofort fuhren wir auseinander und seine Miene wurde auf Knopfdruck ernster. Er deutete mir an still zu sein und lehnte sich vor, um nach seiner Waffe zu greifen, die auf dem Nachttisch lag. Leise stand er auf und ging mit vorsichtigen Schritten auf die Tür zu. Drei Meter entfernt von ihr blieb er stehen und drehte seinen Kopf in meine Richtung. Mit einem Nicken deutete er auf das Bad und ich verstand sofort.

Eilig sprang ich auf und verzog das Gesicht, als ein lautes Gepolter ertönte, sobald meine Füße auf den Boden trafen. Silvan schenkte mir den schärfsten Blick, den ich je erleben durfte und ich warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu.  Für eine Sekunde lang wurde seine Miene etwas weicher, doch das Bild verschwand so schnell, wie es auch gekommen war.

Einbildung. Nichts weiter.

Während ich mit heiseren Schritten auf das Bad zulief, konnte ich hören, wie Silvan die Waffe entsicherte und sich der Tür näherte. Ekelhaftes Adrenalin überfüllte meinen Körper und ich spürte wie mein Herz immer schneller wurde. Ich durfte jetzt nicht in Panik geraten. Das war das letzte was wir jetzt gebrauchen könnten.

Leise machte ich die Badezimmer auf und ließ sie in dem genau selben Moment zufallen, als sich die Tür des Hotelzimmers öffnete. Mein Herz setzte aus, doch es blieb still. Ich erwartete Schreien oder Schüsse. Doch nichts. Es verlieb leise.

Plötzlich nahm ich Schritte war, die in meine Richtung kamen und zuckte zusammen. Sofort wich ich von der Tür zurück und suchte nach irgendetwas, dass mir helfen könnte. Meine Augen trafen auf mein Spiegelbild und ich spürte wie jeder meiner Versuche, nicht in Panik zu geraten, zu Staub verfiel. Was jetzt?Ich ließ meinen Blick weiter gleiten und sprang fast vor Freude auf, als ich einen Metallbecher auf dem Waschbecken auffand. Der sollte wohl für Zahnbürsten gut sein.

Sofort griff ich nach dem Gegenstand und schluckte die Enttäuschung runter, als ich bemerkte wie leicht das Ding war. Ohnmächtig schlagen könnte ich damit auf jeden Fall niemanden.

Die Tür des Bads öffnete sich unerwartet und ein kehliges Schreien entwich meiner trockenen Kehle. Ohne zweimal darüber nachzudenken, was ich da tat, lief ich auf die Person zu und holte aus, doch eine kalte Hand griff noch rechtzeitig nach meinem Arm und stoppte mich davon. Ich war dabei mich von der Person abzureißen, doch eine bekannte Stimme ließ mich inne halten.

„Emilia."

Meine Augen wurde kugelrund und ich spürte wie der Griff um meinen Arm leichter wurde. Ich wendete den Blick von dem vor mir stehenden Oberkörper ab und schaute auf, nur um Bekanntschaften mit zwei von Zorn gefüllten Augen zu machen.

„Silvan", flüsterte ich komplett außer mir. Genervt und wütend zugleich spannte er den Kiefer an und trat mir näher. Wegen ihm, werde ich noch Nackenschmerzen bekommen. Mit mehr Spott als ich erwartete, deutete er auf den Metallbecher in meiner Hand und verengte die Augen. „Du wolltest dich ernsthaft damit verteidigen?", fragte er und blickte wieder auf zu mir. Stumm presste ich die Lippen zusammen und zuckte mit den Schultern, während meine Wangen anfingen zu brennen. Was hätte ich denn anderes machen sollen?

„Und wie genau hattest du das vor?", stellte er mir sofort die nächste Frage. Eine Sekunde lang dachte ich sogar er fände es witzig, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte etwas anderes. Er sah wütend aus. Sogar sehr wütend. „Du hast Glück", zischte er und zog mich näher. Unsere Lippen waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt und es fiel mir schwerer als gedacht, meine Augen oben zu behalten. „Es war nur irgendein Zimmerservice." Obwohl die Worte mich erleichtern müsste, spürte ich gerade alles andere als das. Ich war verwirrt. Warum war er dann so sauer?

„Wie soll ich dich nach all dem hier noch alleine lassen, hm? Wie, wenn du noch nicht einmal selbst auf dich aufpassen kannst", presste er hervor und ich konnte nicht anders, als still zu bleiben. Es war doch nicht meine Schuld! Wie soll man denn in einem Bad Waffen finden, mit denen man irgendwelche Typen bewusstlos schlagen kann. An sowas denkt das Zimmerservice nun mal nicht! Meine Güte!

„Es ist nicht meine-"

Er unterbrach mich. „Das weiß ich", sein Ton wurde schärfer. „Aber das ist mir egal. Ich kann nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert."

Oh. Meinte er das ernst?

„Silvan-"

Er unterbrach mich ein zweites Mal. „Halt den Mund", sagte er kalt und griff nach meinem Kinn. Seine Lippen näherten sich meinen und ich verlor die Fähigkeit vernünftig zu atmen. „Ich sterbe bevor ich zulasse, dass dir irgendein Bastard nur ein Haar krümmt", zischte er und blickte mir durchgängig in die Augen. Mein Herz drohte zu kollabieren. Was hatte er denn so plötzlich?

„Verstanden?"

Ich blieb still und kämpfte gegen den Drang an, ihn mit Fragen zu bombardieren. Ich dachte immer, ich sei ihm unwichtig.

„Emilia", warnte er mich und blickte mich warnend an. „Verstanden?", fragte er mich noch einmal und ich konnte nicht anders als schlucken. Vorsichtig nickte ich und ließ die Schultern sacken. „Verstanden", flüsterte ich.

Er blickte mich für ein paar weitere Sekunden still an und nickte dann schlussendlich. „Gut", erwiderte er und ließ meinen Arm los. Er drehte sich um verließ das Bad, während ich versuchte die plötzliche Kälte, die mich umhüllte, zu ignorieren.

„Du hast 5 Minuten. Danach müssen wir weiter", mit diesen Worten verschwand er aus meinem Sichtfeld und ließ mich regungslos da stehen.

Danach müssen wir weiter.

Sieht so aus, als hätten wir noch eine Menge vor uns.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt