𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟗

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Silvan

Der Stuhl auf dem ich saß fühlte sich kalt an.

Die Augen, die durchgängig in meine starrten falsch.

Denn zum ersten Mal in meinem Leben fühlte es sich wirklich so an, als sei ich der Böse.

Der Mann vor mir lehnte sich vor und legte seine Arme auf den Tisch zwischen und ab, bevor er müde aufseufzte. Die Augen, die bis vor kurzem mich noch lesen wollten, nun fixiert auf die Dokumente vor ihm.

„Sind sie bereit uns ein paar Fragen zu beantworten?", fragte er mich langsam und blickte vorsichtig auf. Der Polizist an der Tür verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Knapp nickte ich und wendete den Blick ab, um die graue Wand neben mir anzustarren.

Der Schuss wiederholte sich in meinem Kopf. Immer und immer wieder.

Ich bekam keine Luft mehr.

„Ich frage ganz konkret. Wollen sie kneifen oder zugeben?"

Seine Worte waren laut genug um die anderen Stimmen in meinem Kopf zu übertönen und ich blickte langsam auf.

„Zugeben."

Er hob eine Augenbraue und versuchte seine Überraschung zu verstecken. Wachsam ließ er seine Augen über jedes Detail meines Gesichtes gleiten und nickte langsam. „Wollen sie mir sagen, was passiert ist?"

Leise seufzte ich auf und ballte meine Hände zu Fäusten. Tu es.

„Er hat meine Mutter umgebracht", sprach ich und fixierte die silbernen Handschellen. Ich habe mir oft vorgestellt, wie sie sich an meinen Händen anfühlen würden, aber das hier übertraf alles. „Er und die Leute, die für ihn arbeiten."

„Können sie mir das genauer erklären? Wann war das? Haben Sie jemandem davon erzählt?", fragte er und runzelte die Stirn.

Ich zögerte kurz. „Meiner Freundin."

Er nickte und wendete sich dem Polizisten zu. „Lassen sie uns bitte alleine."

Der Mann nickte und drehte sich um, bevor er den Raum verließ.

„Nimm dir Zeit", sprach er und lehnte sich zurück in seinen Stuhl.

Einmal einatmen

Einmal ausatmen

Und ich sagte ihm alles.

~

Emilia

Ich weiß nicht wie lange wir auf diesen Stühlen saßen, aber es fing an mich verrückt zu machen. Die ganze Zeit blickte ich panisch um mich rum und setzte mich gerade hin, sobald sich eine Tür öffnete.

Ich verstand nicht warum sich die Jungs so ruhig verhielten.

Ich wollte sie fragen, warum sie noch hier waren. Warum sie nicht schon längst verschwunden sind.

Aber ich konnte nicht. Meine Kehle war zugeschnürt und ich befürchtete, dass in dem Moment, in dem ich mich dazu entscheiden werde, den Mund aufzumachen, alles in mir ineinander bricht.

Wie benommen blickte ich runter auf meine Hände und spielte mit ihnen. Ich wusste nicht mehr was passierte. Ich wusste nicht ob ich nun Gründe hatte, traurig zu sein. Ich wusste nicht, ob es das letzte Mal gewesen war, die Kunst seiner Augen zu bewundern.

Ich wusste nicht, ob alles überhaupt wieder okey gehen würde.

Den Gedanken daran konnte ich nicht aushalten. Er machte mich verrückt.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt