𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟓𝟐

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Emilia

Es fühlte sich so an, als seien Stunden vergangen, als Elias wieder das Zimmer betrat.

Ich hatte mich inzwischen auf den kalten Boden gesetzt. Was sollte ich auch auf dem Bett? Ich war hier kein Gast.

Sein Mundwinkel zuckte, als er sah, wie ich zurückwich, während er sich mir näherte. „Du bist immer noch nicht daran gewöhnt, hm?", fragte er mich und legte den Teller auf das Bett ab. „Iss auf. Du wirst die Energie für später brauchen."

Er wollte sich umdrehen und gehen, doch meine Stimme ließ ihn in seiner Bewegung inne halten. „Wieso willst du es nicht einsehen?", fragte ich ihn, wobei es mir schwerer fiel als gedacht, meine Stimme vor dem Zittern zu bewahren. „Die Geschichte mit Roberto kaufe ich dir nicht ab. Dieser Mann hat nichts gutes in sich, Elias. Siehst du das denn nicht? Bitte, sag mir einfach-"

„Sei still", verlangte er und drehte sich komplett zu mir um. Seine Augen funkelten beinahe vor Zorn. „Du kannst nicht reden."

Der Kloß in meinem Hals wurde unerträglicher. „Und wieso das?"

Humorlos lachte er auf und kam einen Schritt auf mich zu. „Du weißt nicht wie es ist, eine Art Vaterfigur in deinem Leben zu haben."

Das Selbstbewusstsein in mir erlosch und wurde zu Asche, während sich meine Brust schmerzhaft zusammenzog, doch ich wich nicht zurück. Diese Worte hätten mich davon abhalten sollten, nochmals den Mund aufzumachen, doch ich konnte nicht. Egal wie weh es auch tat. „Er ist nicht dein Vater. Er wird es nie sein. Dieser Mann benutzt dich doch nur Elias-"

„Das reicht jetzt!", unterbrach er mich knurrend und kam mir bedrohlich näher. Erschrocken zuckte ich zusammen und drückte mich näher in die Wand rein.

„Kein Wunder, dass Silvan so leicht die Geduld mit dir verliert. Ihr braven Mädchen macht einen ja verrückt. Ihr denkt auch ihr könnt jeder Person das Leben erleichtern mit euren Tipps aber so funktioniert das nicht! Manche sind einfach so aufgewachsen, dass sie keine andere Wahl hatten. Krieg das in deinen Schädel rein! Ich will nichts anderes!" Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und ich erwischte mich dabei wie ich eine Träne verlor.

„Verstanden?", fragte er.

Ich nickte schnell und blickte zu Boden, bis ich hören konnte wie er das Zimmer verließ und die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zumachte.

Ein zittriges Seufzen entwich meinen Lippen und ich schaffte es nicht seine Worte aus meinem Kopf zu kriegen.

Du wirst die Energie für später brauchen

Mit einem mulmigen Gefühl blickte ich zu dem Teller, den Elias mir auf das Bett gelegt hat und hievte mich mit großer Mühe hoch. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seitdem ich hier drinnen aufgewacht bin, aber ich es fiel mir immer schwerer die Panik in mir drinnen zu bändigen. War es bereits dunkel? Oder eher hell am Morgen? Die grelle Lampe, die auf mich runter schien brach all die Hoffnung in mir in tausende von Teile.

Ich werde hier nicht so schnell wieder rauskommen, oder?

~

Ich habe das Essen nicht angerührt. Ich wusste nicht ob es daran lag, dass mir von der ganze Panik und Angst der Appetit vergangen ist oder daran, dass Elias vielleicht etwas darein getan hat, aber ich konnte und wollte das Risiko nicht eingehen. Auch wenn das heißt, dass ihn das noch aggressiver machen wird.

„Du hast nix gegessen", waren seine ersten Worte, als er wieder vor mir stand und mit kalten Augen zu mir runter blickte.

Ich presste meine Zähne zusammen, doch erwiderte darauf nichts. Was soll ich auch sagen? Ich habe das Gefühl, dass jeder Laut, der meinen Lippen entwich, die Chance hier vielleicht noch leben rauszukommen, verringerte.

„Warum so still?", fragte er und kam mir noch näher. Wie auf Knopfdruck spannte ich mich an. „Hat dir meine emotionale Rede den Atem geraubt?"

Zittrig seufzte ich auf. Es ist besser, wenn ich nicht mehr so viel rede. Es bringt mich nur noch mehr in Schwierigkeiten. Und das ist letzte, was ich gerade gebrauchen könnte.

Als er bemerkte, dass ich nichts zusagen hatte, schnaubte er verächtlich auf und kniete sich zu mir runter. Seine Hand legte sich auf meine Wange und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich hatte erwartet, dass er mir wehtun würde, doch er tat nicht derart. Sein Finger fuhr sanfte Kreise auf meine Haut und ich konnte spüren, wie mir ein kalter Schauer über den Rücken fiel. Ich wollte seine Hand wegdrücken, doch traute mich nicht.

„Silvan hat Geschmack. Das lasse ich ihm", sprach er und blickte mich gedankenverloren an, bevor sich ein fieses Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. „Bist du Jungfrau?"

Seine Frage sank ein und es interessierte mich nicht mehr weiter, ob ich ihn verärgern würde. Grob packte ich seine Hand, die immer noch auf meiner Wange ruhte und drückte sie weg. „Fass mich nicht an!", zischte ich und kämpfte gegen den Drang an, ihm in sein hässliches Gesicht zu spucken. Er sollte sich schämen.

Bitter lachte er auf und lehnte sich etwas nach hinten, um mich genauer anzusehen. „Sie kann wieder reden", murmelte er sarkastisch und legte provokant den Kopf schief. „Was ist los? Hast du dich angesprochen gefühlt?"

Ich blieb still und blickte mit erhitzten Wangen zu Boden, während meine Augen anfingen zu brennen. Ich hatte noch Hoffnung, dass er doch nicht so böse ist, wie er vorgibt zu sein, doch all diese Gedanken sind mit seinem Verhalten zu Grunde gegangen.

Seine Hand griff nach meinem Handgelenk und ich wurde harsch hochgezogen. Bevor meine Kopf registrieren konnte, was vor sich ging, gerieten lauter schwarzer Punkte in mein Sichtfeld und hielten mich davon ab, ihm zu folgen. Amüsiert musterte er mich und schüttelte mit dem Kopf.

„Ich habe dir gesagt, dass du die Energie für später brauchen wirst."

Mit diesen Worten verfestigte er seinen Griff um mein Handgelenk und schliff mich mit sich.

~

Wir verließen das Haus nie. Alles was wir taten war einen alten Flue zu durchqueren und ein paar Treppenstufen runterzulaufen. Der Weg führte uns schließlich zu einer kleinen Stahlwand, die Elias mit Leichtigkeit öffnete und mich rein schubste. Meine Knie trafen auf den kalten harten Steinboden und ich musste mich mit meinen Händen abstützen, um das Aufeinandertreffen meines Gesichtes mit dem Boden aufzuhalten.

Elias stellte sich vor mich und blickte mit einem spöttischen Grinsen zu mir runter. „Dann sehen wir mal, was dich so besonders in seinen Augen macht."

Ich schluckte und spürte wie meine Augen anfingen zu brennen, sobald ich meinen Blick um die Umgebung gleiten ließ. Wir waren in einem Keller. Warum waren wir in einem Keller?

Zwei Finger griffen nach meinem Kinn und brachten mich dazu, aufzusehen. Seine grünen Augen brannten sich in meine und er kam mir etwas näher, während sich sein Griff um mein Kinn verstärkte. „Worauf wartest du?", fragte er mich und legte den Kopf schief.

„Zieh dich endlich aus."

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt