𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟕

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Emilia

Ich war gerade von der Schule gekommen, als es passierte. Mein Kopf war überfüllt mit Gedanken und meine Hände nass vor Schweiß. Die ganze Schule wusste davon, dass ich verschwunden war, was mich nicht überraschte. Informationen kommen in Berlin sehr schnell an die Öffentlichkeit.

Jeder starrte mich an. Ich konnte es fühlen. Spüren. Und trotzdem schaffte ich es den ganzen Tag nicht von Boden aufzuschauen.

Nicht einmal Darcy sprach mich an.

Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, sobald ich mich unserem Haus näherte. Denn das Gesicht, dass mit Augen gefüllt mit Panik in meins starrte, war mir nicht fremd.

Verwirrt runzelte ich die Stirn und verfestigte meinen Griff um die Riemen meiner Schultasche, bevor ich mein Tempo beschleunigte.

Was machte er denn hier?

„Rafael?", fragte ich ihn und wurde langsamer bis ich ganz vor ihm zum Stehen kam. „Was machst du denn hier?"

Ich konnte seinen Blick nicht definieren. Etwas schlechtes schwamm in seinen Augen, ich konnte es nur nicht entziffern.

„Ist etwas passiert?", fragte ich ihn vorsichtig und spürte wie meine Knie wegen des Adrenalins anfingen zu zittern. „Geht es dir gut?"

Geht es Silvan gut?

„Emilia", krächzte er und öffnete den Mund, doch nichts kam raus. Verzweifelt seufzte er auf und schloss ihn wieder. Es schien so, als wüsste er nicht was er sagen soll.

„Es ist etwas passiert, oder?", fragte ich ihn flüsternd.

Etwas wurde weicher in seinem Blick und er blickte mich entschuldigend an. „Es tut mir so leid."

Mein Herz setzte aus und ich schüttelte den Kopf. Wie benommen.

„Ich kann nicht lange reden", sprach er leise und blickte mit wachsamen Augen durch die Straße. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen."

"Nein", sprach ich ihn mit heiserer Stimme.

Leise seufzte er auf und schaute mich mit einem Blick an, den ich noch nie an ihm gesehen habe. Fest schluckte er auf. Doch keine Antwort.

Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, schluchzte ich auf. Die Welt um mich hörte auf zu existieren. Ich konnte nur noch meine Knie spüren, die anfingen unkontrollierbar zu zittern. „Nein", flüsterte ich und blickte ihn bettelnd an. Mein Kopf schüttelte sich wie von selbst. „Er hat doch gesagt-"

Ich sprach den Satz nicht zu Ende. Ich konnte es nicht. Wie, wenn ich an diesem Punkt noch nicht einmal vernünftig Luft bekomme? Meine Brust zog sich zusammen und ich schluchzte nochmal auf. Diesmal viel lauter.

Bitte nicht. Er ist doch ein guter Mann.

Rafaels Hände fanden meine Schultern und er fing an mit mir zu sprechen, doch meine Ohren waren wie taub. Ich konnte nur seine Lippen lesen. Doch dazu fehlte mir die Konzentration.

Wie benommen schüttelte ich seine Hände ab und wich zurück. Wich zurück, bis ich all dem entkommen konnte. Doch ich schaffte es nie.

Ich war immer noch hier. Der Schmerz verschwand nicht.

Meine Hand fand mein Herz und ich erwischte mich selbst dabei, wie ich versuchte nach Luft zu ringen.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt