𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟓𝟔

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Emilia

Silvan benahm sich sehr anders, seitdem ich wieder zurück war. Er fragte mich fast jede paar Minuten, ob alles okey war und schlief jede Nacht neben mir. Er redete immer mit einem ruhigen Ton und ging immer sicher, dass ich alles hatte, was ich brauchte.

Es war komisch und es macht mir Angst.

Gerade lagen wir in seinem Bett. Seine Arme waren fest um meine Taille gewickelt und pressten mich ganz eng an ihn, als würde ich in der Sekunde, in der er losließ, verloren gehen. Seine Atemzüge waren regelmäßig und ich wusste, dass er bereits wach war, doch keiner machte sich die Mühe, was zu sagen.

Bis ich aufgab.

„Silvan?"

„Hm?"

Ich drehte mich zu ihm um und schluckte, als seine Nase meine streifte. Er war mir näher, als ich erwartete. „Was ist los?", fragte ich ihn leise und runzelte die Stirn.

Er zog die Augenbrauen zusammen und blickte mich verwirrt an, bevor er anfing mit seinem Daumen Kreise auf meine Hüfte zu malen. „Was soll los sein?"

„Du verhältst dich komisch", platzte es aus mir heraus.

„Komisch?", fragte er und ich nickte.

„Du bist anders, seitdem ich wieder hier bin. Was ist los?"

Seine Augen brannten sich in meine und ich wartete auf seine Antwort doch keine kam. Stattdessen verstärkte er seinen Griff um mich und zog mich näher.

„Silvan?", fragte ich zögerlich.

„Ich will dich nicht wieder verletzen", gab er kalt von sich und presste die Zähne zusammen.

Verletzen?

„Was meinst du-"

„Du verdienst das nicht Emilia", unterbrach er mich und legte seine Stirn auf meine ab, bevor er mich müde anblickte. Mein Herz zog sich zusammen, als ich den Schmerz in seinem Blick ausmachen konnte.

„Du verletzt mich nicht", sprach ich und schaute zu wie er bitter auflachte bei meinen Worten.

„Doch. Du versuchst es nur zu verstecken.", sprach er und wendete den Blick ab.

Ich blieb leise und schaute zu, wie er sich anspannte.

„Als du meine Narben gesehen hast", fing er leise and und schluckte. „Das war mir zu viel."

Meine Augen fingen an zu brennen, ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen konnte und ich atmete tief ein. „Es-Es tut mir leid. Ich wusste nicht-"

„Emilia", unterbrach er mich und blickte mich so gebrochen an, dass es mich in zwei Stücke riss. Ich werde mich niemals an diese Seite von ihm gewöhnen können. Niemals. „Ich hatte Angst. Ich habe dich weggeschubst, weil ich zu schwach war."

Schwach?

„Du bist nicht schwach, Silvan", meine Stimme klang selbstsicher, als ich sprach. „Du bist so verdammt stark. Trotz der ganzen Scheiße, durch die du gehen musstest, stehst du immer noch hier und tust das Richtige. Emotionen zeigen ist keine Schwäche. Angst zu haben, ist keine Schwäche. Gut zu sein und zu lieben ist keine Schwäche. Du Silvan, du könntest niemals schwach sein. Du passt auf mich auf. Du hast dafür gesorgt, dass einer unschuldigen Seele, nicht das Leben genommen wird. Du gibst nicht auf. Du kämpfst weiter. Sag mir, was daran ist schwach?"

„Emilia-", fing er an. Seine Stimme zitterte.

„Deine Mutter wäre so stolz auf dich."

Er erstarrte und blickte mich durch glasigen Augen an. Wie benommen.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt