𝐇𝐚𝐩𝐩𝐲 𝐄𝐧𝐝?

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Emilia

Das Leben ist komisch. Eine Sekunde lang lächelst du so breit, dass es beginnt zu brennen und ehe du dich versieht liegst du mit enormem Druck auf der Brust im Bett und lässt die heißen Tränen über deine tauben Wangen gleiten. Du blickst mit verschwommener Sicht zur Wand und fragst dich wie es wieder so weit kommen konnte - du hattest dir schließlich dieses Mal so viel Mühe gegeben. Dein Kopf dröhnt. Du kannst nicht anders als die Augen zu schließen und aufzugeben, da die Hoffnung nun weg ist. Du seufzt auf und schluckst es runter. All die Optionen die zu diesem Akt geführt haben. All der Stress. All die Hintergedanken.

Alles.

Denn die Leere war plötzlich doch nicht so hässlich, wie du dir sie ausgemalt hast.

Heute war es so, dass ich die Dinge, die in mir vorgingen nicht identifizieren konnte. Ich spürte viele Dinge auf einmal. Denn ich hatte nun den Tag erreicht, der rot auf meinem Kalender umkreist war.

Silvan's Entlassung.

Meine Augen brannten, als ich sie durch die Wohnung gleiten ließ. Statt von Stolz und Selbstsicherheit überrollt zu werden, hatte ich das Gefühl, dass mein defektes Herz nun allmählich den Geist aufgegeben hat. Ich sollte lächeln. Weinen aus Glück. Denn ich hatte nun mein Abitur. Ich würde beginnen zu studieren. Ich hatte meine eigene Wohnung. Durch meinen Nebenjob, konnte ich Mama etwas unter die Arme greifen - auch wenn nur bisschen. Ich sollte keinen Druck auf der Brust spüren. Mir sollte nicht in diesem genauen Moment eine Träne die Wange runterrollen. Es war falsch. Ich sollte glücklich sein.

Glücklich, obwohl mich seine Augen immer noch heimsuchten.

Zwei Jahre.

Es sind zwei Jahre vergangen.

Und kein Tag vergeht, an dem ich nicht vor der Fensterbank knie und zu Gott bete, um ihn darum zu bitten, dass er auf meine Jugendliebe Acht geben soll. Ich bete zu ihm, dass Silvan kein veränderter Mann ist. Ich bete, dass seine Hände keine weiteren Sünden begangen haben. Ich bete, dass er heute zu mir zurückkehren wird. Wie verrückt war ich?

Ich bin oft auf die Idee gekommen ihn zu besuchen. Ich würde sogar behaupten jede Woche, da sich Antworten immer wieder ändern können. Jedoch kam bei jedem Mal, bei dem ich mich vor den Polizisten wieder auffand und nach ihm fragte, die selbe Antwort zurück.

Er will mich nicht sehen.

Das Telefon nahm er erst gar nicht an. Egal wie sehr ich es versuchte und die Nummer änderte. Seine Entscheidung stand bereits an dem Tag fest, als man mich aus seinem Zellenzimmer zog.

Er würde alles daran setzen, mich von ihm fern zu halten.

Es brannte, obwohl ich wusste, welche Absicht er damit hatte. Ich konnte nicht anders als an das Gefühl von Ablehnung zu denken, obwohl ich wusste, dass ich mir das Bild im Herzen komplett anders ausmalte als im Verstand.

Er wollte doch nur, dass ich sicher war.

Liebt er mich noch?

Oder war das nur eine Phase für ihn? Etwas, was nicht von Bedeutung war? Vielleicht sieht er es als Fehler an? Als Reue, da er es jetzt älter ist und denkt, es war rein aus Naivität und Dummheit?

Vielleicht?

Vielleicht aber liebt er mich noch. Vielleicht denkt er so wie ich und sieht es nicht als eine kindliche unbedachte Zeitverschwendung an. Vielleicht bebt sein Herz immer noch so stark, wie es am Tag vor meinem Haus tat, als er meine Hand an die Stelle seiner Brust führte und mir weiß machte, dass ich ihm nicht unwichtig war.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt