𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟗

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Emilia

Die Welt war wie stehen geblieben. Das einzige was ich hören konnte, war mein klopfendes Herz, dass immer schneller wurde. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen und ich spürte wie mein Blut langsam erfror. Das einzige was ich wahrnehmen konnte, waren seine Augen die in meine starrten und der kalte Wind der mir harsch entgegen wehte.

„Silvan?", flüsterte ich und schluckte um meine staubtrockene Kehle zu befeuchten. Da stand er. Mit seiner rechten Hand, die er gegen seinen Bauch drückte und der anderen die nur blutverschmiert an seiner Seite hängte. Sein Gesicht war so blass, dass man ihn tatsächlich versehentlich mit einem Geist verwechseln könnte. Die pechschwarzen Haare die seine Augen immer so betonten standen in allen Richtungen ab und dicke Augenringe dekorierten seine Wangen.

Seine Gesichtszüge waren angespannt und seine Lippen zu einem geraden Strich gezogen, was mich nicht davon hinderte den Schmerz in seinen dunklen braunen Augen zu erkennen. Seine Beine gaben auf und ich lief auf ihn zu, um ihn vom Umfallen zu bewahren. Ich legte seinen Arm über meine Schulter, während ich ihn mit großer Mühe reintrug. Seine Atemzüge wurden immer unregelmäßiger und ich führte innerlich einen kleinen Freude Tanz auf, als ich endlich in unserem Wohnzimmer ankam.

Ich duckte mich etwas um ihm auf das Sofa zu helfen, bevor ich komplett von ihm abließ und ins Bad rannte. Dort griff ich sofort nach dem Erste Hilfe-Koffer und ein paar Tüchern, bevor ich zurück lief. Er behielt seinen Augen schwer offen und die Angst in mir stieg um das genaue Dreifache. Er würde es schaffen, nicht wahr? Ich kniete mich zu ihm runter und hob sein Shirt an, bevor ich die Zähne zusammen biss, um bei der Sache zu bleiben. Es war eine Stichwunde. Eine sehr sehr große.

Wie ist das passiert? Wer hat ihm das angetan? Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich sofort wieder auf die Wunde, die immer mehr Blut verlor. Ich griff nach den Tüchern und drückte sie zu, bevor ich nach seiner Hand griff und sie darauf platzierte. Er war schwach, doch er schaffte es noch mit Druck drauf zu drücken.

Ich machte den Koffer auf und holte das Desinfektionsmittel raus, bevor ich seine Hand vorsichtig entfernte und die Flüssigkeit auf den Schnitt drauf sprühte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und er spannte den Kiefer so stark an, dass ich eine Sekunde lang befürchtete, er würde sich ihn brechen. Ich begann die Wunde zu säubern und wechselte zwischenzeitlich das Wasser aus. Schließlich holte ich mir noch Faden und Nadel zur Hand und nähte sie zu, bevor ich den Schnitt bandagierte.

Danke Grey's Anatomy dafür, nicht mir.

Als ich fertig damit war, räumte ich alles weg und machte einen Lappen und Wasser bereit. Seine Augen waren geschlossen und seine Brust ging in regelmäßigen Zügen auf und ab. So leise, dass ich ihn nicht aufweckte, setzte ich mich neben ihn und machte den Lappen nass, bevor ich ihn auf seine Stirn legte. Schnell lief ich noch hoch und brachte ihm eine Decke, mit der ich ihn dann vorsichtig zudeckte.

Damit Mama keinen Verdacht schöpfte, ging ich mit dem Rest des Wasser vor die Tür und machte die kleine Blutpfütze sauber. Als das gemacht war, wusch ich mir noch einmal gründlich die Hände und begab mich mit heiseren Schritten in die Küche, wo ich dann ein Glas Wasser und einen Teller Nudeln für ihn vorbereitete. Das ganze Blut, dass er verloren hatte, würde ihn zunächst einmal schwächsten, weswegen er die Kohlenhydrate brauchte, um wieder zu Kräften zu kommen.

Ich stellte das Glas und den Teller auf dem kleinen Tisch ab, bevor ich mich auf dem Sessel gegenüber des Sofas nieder ließ und ihn still betrachtete. Wie konnte er in so einer Situation enden? Was verbarg sich in diesem jungen breitgebautem Mann? Warum erweckte er meine Neugier und wieso schaffte ich es nicht einfach wegzuschauen?

Ich war eindeutig verrückt geworden.

Doch als ich ihn mir so anschaute traf mich diese eine Sache. Würde ich je mehr über ihn erfahren? Und überhaupt...

Wollte ich das?

Wollte ich zu der lauten Welt gehören?

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt