𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟔

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Emilia

Ich war nie ein Kind, dass viele Probleme in ihrem Leben hatte. Ich ließ die Dinge einfach so über mich gehen und akzeptierte sie. Jedes Mal wenn ich den Drang verspürte, mich ihnen zu öffnen und endlich zuzugeben, dass mich etwas wirklich störte, schluckte ich es sofort wieder runter. So schnell, dass mein Kopf nicht die Chance hatte sich mit meinem Herz in Kontakt zu setzen und mit diesem zu handeln.

Ich ließ es einfach sein. Denn ich war nicht dumm. Es gab immer jemanden da draußen, der es schlimmer hatte. Warum beschweren?

Es war eine falsche Vorgehensweise, doch die Einzige, die zur Option stand. Denn sobald ich den Mund aufmache, läuft alles den Berg ab. Ich wusste nie was ich wollte und was genau ich fühlte. Ich konnte nicht erklären, was mich genau störte und hasste es meine Probleme mit anderen zu teilen. Mir war bewusst, dass es auch verständnisvolle Menschen da draußen gab. Jedoch steckt hinter jedem Satz ein aber.

Sie wollen dir helfen. Dir zuhören und versuchen nach Lösungen zu finden, die du schon lange entdeckt hast. Sie wollen die sein, die dich retten.

Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr glaubte ich auch daran. Doch dann wurde das ganze Nachdenken schlimmer und ich verstand endlich wie sinnlos das Ganze war.

Sie würden dich nie verstehen. Die könnten dich noch so lange mit irgendwelchen dummen Poesie Sätzen voll labbern und dir erklären, dass du nicht alleine bist, doch würden dich niemals auch nur für den Hauch einer Sekunde lang verstehen.

Sie werden nie die Gefühle nachempfinden können, durch die gegangen bist und werden auch nie das nacherleben, was du erleben musstest.

Sich in eine Situation hineinversetzen würde nie der Realität gleichen. Nie.

Leute sollten aufhören zu versuchen zu jedem Problem eine Lösung zu finden. Manche Dinge sind einfach dazu gemacht, ohne ein Happy End auszugehen.

Wie soll dir jemand helfen wollen, der dich noch nicht einmal versteht? Du kannst nicht einfach so anfangen zu sprechen und Leuten erklären, was genau ihr Problem ist.

Dazu musst du erst das Gleiche durchgemacht haben. Erst dann hast du das Recht dazu, deinen Mund aufzumachen.

Jeder andere Mund spuckt nur Lügen.

„Emilia." Silvans Stimme riss mich aus den Gedanken und ich blickte erschrocken auf. Das Glas in meiner Hand viel zu Boden und ich taumelte einen Schritt zurück, als es zu tausend von Scherben zersprang. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich ihn garnicht bemerkt hatte. „Scheiße", fluchte er leise auf und blickte mich böse an, doch ich mied seinen Blick so gut wie möglich. Ohne auf seine Flüche einzugehen, duckte ich mich runter und fing an die Glasscherben aufzuheben. Leider kam ich dabei nicht wirklich weit. Bevor meine Haut in Kontakt mit dem Glas kommen konnte, griffen zwei kalte und große Hände sanft nach meinen Handgelenken und hielten mich auf.

Meine Augen schossen und hoch und trafen auf sein dunkles Braun, bevor ich versuchte das zu finden, was ich gestern noch in ihnen gesehen habe, doch dort war nichts außer die gleiche Kälte, an die ich gewohnt war. Ein erleichtertes Seufzen entwich meinen Lippen und ich spürte wie meine Schultern einsackten.

Er war nüchtern.

Nach dem kleinen Event gestern Abend, bin ich Silvan nicht mehr über den Weg gelaufen. Ich schlief im Wohnzimmer und verschwand in der Küche, sobald ich hören konnte, wie sich die Tür seines Zimmer öffnete. Ich gebe es ja zu. Ich bin ihm doch einmal über den Weg gelaufen. Das war aber erst, als er schon schlafend auf seinem Bett lag. Ich hinterließ ihm ein Glas Wasser und Aspirin Tabletten. Wenn er Glück hatte und nicht viel getrunken hatte, würden die Kopfschmerzen nicht allzu lange bleiben.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt