𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟏

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Emilia

Mit einem viel zu vollen Kopf blickte ich runter auf meine Hände und fing an mit ihnen zu spielen. Nachdem Silvan sich abgeregt hatte, hat er sich sofort von mir gelöst und verlangt, dass ich in seinem Zimmer warten sollen. Nicht einmal schaute er mich an. Es schien so, als versuche er sich aufzuhalten. Nur vor was?

Ich konnte hören wie die Tür ein bis zwei Male ins Schloss fiel, doch das war's. Keine Stimmen und keine Telefonate. Was hat er mit dem Mann gemacht? Was wird jetzt passieren? Roberto weiß jetzt, wo wir uns befinden, also ist es hier doch nicht mehr sicher? Wo werden wir uns jetzt verstecken?

Eine kalte Hand griff grob nach meinem Kinn und drückte es hoch. Mein Herz setzte aus, als zwei dunkle Augen auf meine trafen. Ich habe gar nicht gehört wie er reinkam. Mein Mund wurde trocken, als ich den Zorn in seinen Augen ausmachen konnte. Er war sauer. Sauer war gar kein Ausdruck. Er war komplett außer sich. Und er würde platzen. Platzen, denn er hat die ganze Wut in sich reingefressen.

Ich habe schließlich nicht auf ihn gehört.

„Bist du verrückt geworden?", knurrte er und presste die Zähne so hart zusammen, dass ich eine Sekunde lang dachte, er würde sie sich gleich brechen. Er kam mir gefährlich näher und sein Duft wurde nur noch intensiver. „Ich habe dir doch gesagt du sollst oben bleiben. Warum hörst du nie zu?!" Seine Stimme fing an zu zittern.

Ich schluckte. „Ich habe mir Sorgen-"

„Sorgen?", fragte er und lachte kalt auf. Meine Augen fingen an zu brennen „Um wen? Um mich? Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Das habe ich dir schon mal gesagt. Ich verstehe einfach nicht, warum du nie auf mich hörst. Bist du zu dumm dafür?"

Seine Worte waren wie Messerstiche. Scharfe Messerstiche die mich geradeaus in das Herz trafen. Ich hatte doch nur Angst um ihn. War das so schlimm?

„Hör auf zu weinen", presste er hervor und duckte sich zu mir runter, um mir die Tränen wegzuwischen. Ich habe garnicht gemerkt, wie ich angefangen habe zu weinen. „Du hast kein Recht dazu. Nicht jetzt. Er hätte dir wehtun können! Wieso checkst du das nicht?" Sein Gesicht kam meinem näher und er schrie mir die Worte beinahe zu. Meine Tränen fanden keinen Halt mehr.

„Dir hätte was passieren können. Versteh mich doch. Was wenn er auf dich gezielt hätte, huh? Was dann? Soll ich das einfach zulassen? Zulassen und zusehen, wie du Tag für Tag mehr in diese ekelhafte Welt mit reingezogen wirst? Denkst du wirklich ich bin so selbstsüchtig? Du gehörst hier nicht hin, Emilia. Krieg das in deinen Kopf rein. Du gehst zur Schule. Du hast ein normales Leben. Du hast es nicht verdient dauernd vor dem Lauf einer Waffe zu stehen. Ich will nicht, dass dir was passiert. Versteh mich doch. Bitte", seine Stimme wurde leiser und sein Ton weicher. Er versuchte mir keine Angst zu machen. Er wollte nur, dass ich ihn verstand.

„Ich flehe dich an", flüsterte er und legte seine Stirn auf meine ab. „Lass mich dir helfen. Bitte."

Ich schloss die Augen. „Silvan-"

„Meine Mutter ist gestorben, Emilia", seine Stimme wurde härter und der Kloß in meinem Hals größer. „Ich will nicht, dass das gleiche mit dir passiert."

Ich schniefte und machte die Augen auf nur um auf seine hilflosen Augen zu treffen, die mich bettelnd anblickten. Ich habe ihn noch nie so verletzt gesehen. Noch nie so offen.

Ich verlor die Konzentration. Wie benommen nickte ich und legte meine Hände auf seine Wagen ab, um ihn näher zu ziehen. Seine Augen suchten nach etwas bestimmten in meinen und ich wusste, dass er es gefunden hatte, als seine Schultern einsackten.

Ich lehnte mich vor, platzierte einen sanften Kuss auf seiner Wange und genoss es wie weich sich seine Haut unter meinen Lippen anfühlte.

Seine Augen verließen mich keine Sekunde lang.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt