Ich ging langsam in den Raum. Der Arzt stand mit dem Rücken zu mir und schrieb grade irgendetwas auf. Ob ich jetzt noch weglaufen könnte? "Machen Sie sich schonmal frei und setzten sie sich auf die Liege", sagte er plötzlich. Nein, ich mache mich auf keinen Fall frei! Ich setzte mich nur auf die Liege. Immernoch in seine Akten vertieft beobachte ich ihn. Von hinten konnte man eigentlich nicht viel von ihm erkennen. Er drehte sich zu mir um. Sofort stach mir sein eines grünes und das andere blaue Auge ins Auge. Warte mal, ich kannte diese ungleichen Augen! Das war doch Ben! "Jacky!", erkannte er mich auch und lächelte mich erfreut an. Ich stand auf. Er umarmte mich, ich erwiederte. "Du bist aber groß geworden", sagte er lächelnd. Sofort fiel all die Angst von mir. Er würde mir sicher helfen. "Und du erst", sagte ich und lächelte ihn auch an. "Das ich dich nochmal auf die Untersuchungsliege bekomme hätte ich im Leben nicht gedacht", sagte er und ließ mich wieder los. Ich wurde wieder ernst. "Ähm da wäre auch das Problem", sagte ich zögernd. Er musterte mich kurz. "Hast du immernoch diese-"
"Ja, bitte ich kann das nicht, du weißt das", unterbrach ich ihn.
"Jacky ich weiß das du das hasst, aber du weißt das ich die Untersuchung machen muss", sagte er.
"Bitte", flehte ich ihn an.
"Jacky ist es wirklich immernoch so schlimm wie beim letzten Mal?"
"Ja, wenn nicht sogar schlimmer...", sagte ich ehrlich.
"Wieso?"
"Ach schlechtes Erlebnis..."
"Der Motorradunfall?" Was?! Woher wusste er davon?
"Woher weißt du davon?"
"Ich hab deine Akte kurz durchgeschaut, klang ziemlich heftig, was hast du angestellt das du so eine dicke Akte hast, ich dachte du meidest Krankenhäuser?"
"Tue ich ja eigentlich auch, aber ich möchte nicht darüber reden, nicht jetzt. Ich war sowieso letztes im Krankenhaus und da war dann ja auch alles in Ordnung also muss die Untersuchung wirklich nicht sein", versuchte ich ihn zu überreden.
Er ging zu einem Computer und schaute etwas nach. Ich senkte den Kopf, naja eigentlich stimmt das ja nicht, ich hatte mich ja selbst entlassen und mich gegen eine Behandlung gewehrt und die Panikattacken wäre ja auch nicht ohne. "Hier steht du hattest mehrere Panikattacken, hast dich gegen eine weitere Behandlung geweigert und dich frühzeitig entlassen, also ist doch nicht alles so gut gewesen", sagte er.
"Ja..."
"Darf ich dich wenigstens mal anschauen?"
"Mhh bitte muss das sein? Du weißt wie sehr ich sowas hasse"
"Naja nach deiner Aktion"
"Ich wollte das auch eigentlich nicht"
"Wir haben deswegen einen RTW rufen müssen"
"Ihr hättet mich einfach lassen sollen"
"Dann hättest du dich gar nicht mehr beruhigt, ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Menschen gesehen der so heftig reagiert hat"
"Ich wollte das ja auch nicht, ihr hättet ja nicht kommen brauchen"
"Dann wären wir aber am Ende auch nicht zusammen gekommen"
"Ja, das stimmt auch..., aber das war wirklich übertrieben mit dem RTW"
"War es nicht"
"Doch, ist ja auch egal". Ich hatte grade wirklich keine Lust mich jetzt wieder darüber zu streiten.
"Eigentlich nicht, aber wir können uns ja auch mal treffen und über alles reden, jetzt bin ich ja wegen was anderem da"
"Bitte nicht, nicht das ich wieder eine Panikattacke bekomme und du einen RTW holen musst", sagte ich einerseits als Scherz andererseits ernst. "Ich bin Arzt und da draußen sind genug Sanitäter", sagte er und zeigte auf die Tür. Okay, er hatte ja recht, ich war ja fast schon in einem Krankenhaus, nur das hier ein Arzt und lauter Sanitäter waren.
"Ich hätte echt gedacht du gehst auch in den Rettungsdienst", lenkte ich ab.
"Hab mich doch dafür entscheiden Arzt zu werden, arbeite sonst noch als Mitarbeiter in einer Firma"
"Was?!" Das Ben mal in einer Firma arbeitet hätte ich echt nicht erwartet.
"Ja ist eigentlich ganz schön, nur der Chef ist nicht so nett, wenn der mal nicht das bekommt was er will und sein Sohn erst, einfach nur schlimm"
"Oh"
"Jetzt kommen wir aber wirklich zu unserem Hauptthema stell dich doch mal auf die Waage", sagte er und zeigte auf die Waage. Ich schüttelte sofort den Kopf. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Mich würde es wirklich nicht wundern wenn ich untergewichtig wäre, bei den Mengen die ich esse. Man konnte auch schon wirklich gut meine Rippen sehen. "Okay es ist wirklich schlimmer geworden", sagte er besorgt. "Bitte können wir nicht wann anders drüber reden und jetzt aufhören, ich kann das nicht. Kannst du nicht einfach schreiben das alles in Ordnung mit mir ist, ist es ja auch", sagte ich und stand auf. "Jacky, du weißt das das sein muss", sagte er und wies mich an mich wieder hinzusetzen. Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte das nicht. "Warum nicht?", fragte er.
"Du weißt das ich sowas hasse" 'und ich grade nicht in so einem guten körperlichen Zustand bin', ergänzte ich in meinem Kopf.
"Ja, ich weiß, ich weiß nur nicht warum du hast es mir seit wir uns kennen gelernt haben nie gesagt, obwohl wir sehr lange zusammen waren"
"1 Jahr genau und dann musstest du ja wegziehen"
"Meine Eltern wollten das, ich war noch zu jung um das zu bestimmen ich war damals dreizehn. Hast du eigentlich einen neuen?"
"Ne, bin Single"
"Kinder wolltest du ja auch nie..."
"Damals..."
"Du hast immer gesagt das du niemals Kinder haben willst und das du dein eigenes Leben führen willst"
"Ja damals..."
"Hast du Kinder?!"
"Naja so in der Art, ist kompliziert aber lass uns das wann anders besprechen ich hab Dienst und die anderen warten sicher schon"
"Ich muss dich aber noch untersuchen"
"Bitte es ist alles gut oder sieht es etwa nicht danach aus?"
Er seufzte, gab sich dann aber geschlagen. "Danke", bedankte ich mich. "Aber nur weil du es bist und ich weiß das es keinen Sinn hat jetzt mit dir zu diskutieren"
Ich gab ihm noch schnell meine Handynummer, bedankte mich nochmal und verschwand dann aus dem Zimmer. Lächelnd und gut gelaunt ging ich zu den anderen, die mich verwirrt ansahen. "Und?", fragte Franco. "Und was?", fragte ich und setzte mich zu ihnen. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er nach. "Ja mit mir ist alles gut, ich weiß nicht was ihr die ganze Zeit habt", sagte ich. Die vier musterten mich. "Wieso bist du so glücklich?", fragte Flo. "Weil ich euch endlich beweisen kann das es mir prima geht", log ich schnell. Ich war so froh das es Ben gewesen war und ich auch der Untersuchung entkommen war. "Bist du dir da sicher?", fragte Flo nach. Ich nickte und lächelte. "Franco Fabiano", kam es aus dem Raum und Franco stand auf und ging zum Behandlungsraum. Ich schaute ihm hinterher. "Jacky was ist da drinnen passiert?", fragte Paula. "Nichts besonderes", sagte ich. "Aber-", fing sie an wurde aber durch unseren Melder unterbrochen. Sofort liefen wir nach unten.
Die restliche Schicht waren Paula und ich hauptsächlich im Einsatz und hatten kaum Pause. In den letzten Stunden nahm ich auch noch heimlich was zur Beruhigung.
Nach vielen Stunden hatten wir endlich Feierabend, worüber ich mehr als froh war. Da ich sehr müde war und einfach nur noch nach Hause wollte.
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Reden ist Silber, Schweigen ist Gold (Asds FF)
FanfictionElly lebt in einer WG mit 7 Ärzten und Sanitätern (Jacky Wendt, Phil Funke, Franco Fabiano, Paula Martinson, Alexander Hetkamp, Tabea Rohde, Charlotte Engel), aber warum lebt sie überhaupt dort? Und was steckt hinter der besonderen Freundschaft mit...