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Elly's Sicht:
Ich schlief bis neun Uhr und beschloss dann aufzustehen. Ich machte mich fertig ließ mir dafür aber ordentlich Zeit. Nach einer halben Stunde beschloss ich nach unten zu gehen da ich Hunger hatte. Grade als ich mein Zimmer verließ kam Franco aus seinem Zimmer. Er kam auf mich zu. "Guten Morgen, keine Schule?", begrüßte er mich und wir gingen gemeinsam runter. Ich schüttelte nur den Kopf. "Wer ist alles da?", fragte ich ihn während wir  in die Küche gingen. "Nur du und ich", sagte er und öffnete den Kühlschrank. Das kann ja was werden. Hoffentlich stellt er keine Frage über Jacky.

Schweigend aßen wir. Ich hatte mir Müsli gemacht, Franco auch. "Und was hast du heute vor?", fragte Franco mich plötzlich. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich wusste es selber nicht. "Und du machst wirklich die Untersuchung am Freitag?", fragte er weiter.
"Muss ich ja..."
"Und Jacky geht mit?"
"Ja..."
"Und die Untersuchung ist im Krankenhaus?"
"Ja Tabea nimmt uns gleich mit..."
"Aha und Jacky geht mit ins Krankenhaus?"
"Ja"
"Und sie geht nur mit?"
"Ja"
"Das wäre praktisch da könnte man gleich die Untersuchung von der Wache wiederholen..."
"Wenn Sie das nicht möchte dann muss sie doch nicht"
"Was gäbe es den für einen Grund das sie das nicht möchte?"
"Das kannst du sie ruhig selber fragen und wehe du zwingst sie zu einer Untersuchung"
"Was? Warum? Gibt es etwas was wir nicht herausfinden sollten?"
"Frag sie das alles selber"
"Also ja?"
"Frag sie das alles selber!"
"Aber-"
Er wurde durch das klingeln seines Handys unterbrochen. "Paula?", sagte er etwas verwundert ging aber dran. "Hey Paula was gibt's?", fragte er dann kam ein langes Schweigen. Wahrscheinlich erzählte Paula im grade was. Was wohl los war? "Mhh okay, nicht gut, wie geht's ihr jetzt?", fragte Franco besorgt. Wem? Jacky? Wieder Schweigen. "Okay, gut, danke das du bescheid gesagt hast-"
"Okay gut dann melde dich einfach nach dem Einsatz wieder"
Dann legte Franco sein Handy weg. "Was ist passiert?", fragte ich sofort.
"Jacky mal wieder", sagte er und aß sein Müsli weiter. "Was ist mit ihr?!"
"Panikattacke"
"Was?! Warum?"
"Frag sie doch selber", wiederholte er meinen Spruch von vorher. Ich hätte ihm dafür so eine runterhauen können. "Warum?", wiederholte ich deutlicher.
"Frag sie doch selber"
"Franco jetzt sag es sofort!"
"Ach ich soll jetzt sagen was los ist"
"Ja!"
"Und warum sagst du mir dann nicht was mit Jacky los ist?"
"Sag mir jetzt sofort was mit Jacky passiert ist!"
Ey ich könnte ausrasten, das er bei sowas einfach damit kommt!
"Okay jetzt reg dich mal wieder ab jetzt weißt du wie ich mich fühle mit eurer Geheimniskrämerie. Jacky hat bei einer Beispieluntersuchung mitmachen müssen, ist dort aber beim abtasten und beim pulsmessen in Panik geraten und ist weggerannt, in den Bereitschaftsraum. Paula und die anderen haben sie einigermaßen beruhigen können und sie ist auch ziemlich schnell eingeschlafen", berichtete Franco. Was?!
"Und jetzt?", fragte ich. Wie gern wäre ich jetzt bei Jacky. "Jacky schläft noch und Paula wurde grade zu einem Einsatz gerufen", erklärte er mir.
Wieso musste ausgerechnet Jacky immer in solche Situationen geraten?

Gegen Nachmittag kamen Jacky und die anderen Nachhause. Den Tag hatte ich hauptsächlich vor dem Fernseher verbracht und mit Sorgen über Jacky machen. Wenigstens fragte mich Franco nicht mehr nach Jacky's 'Geheimnis'.
Als es um vier Uhr klingelte war ich sofort aufgesprungen. Auch Franco ging schnell zur Tür. Jacky und die anderen standen davor. Jacky sah fertig und müde aus und war die erste die das Haus betrat. "Wie geht's dir?", fragte Franco sie. "War ja klar das du davon bescheid weißt", sagte sie leicht genervt und zog ihe Jacke und ihre Schuhe aus. "Ich gehe hoch", sagte sie schnell und wollte weglaufen doch Phil hielt sie am Arm fest. "Nicht so schnell wir haben doch besprochen das du gleich was isst", sagte er. "Ja aber nur weil ihr mich damit erpresst habt das ihr mich sonst zu Niklas ins Krankenhaus bringt!"
"Das ist keine Erpressung", sagte Phil ruhig.
"Ich ess in ein paar Stunden, ich muss sowieso noch den Verband wechseln", versuchte sie sich rauszureden. "Du bist in 15 Minuten in der Küche, die Psychologin kommt in einer Stunde", gab Phil sich geschlagen. Das hatte ich ja komplett vergessen. Jacky nickte nur und dann verschwanden wir beide nach oben. "Ich dachte du musst jeden zweiten Tag den Verband wechseln also erst wieder morgen?", fragte ich sie. "Habs gestern vergessen, aber ein Tag mehr oder weniger", erklärte sie und ging ins Bad, ich folgte ihr. "Hast du Schmerzen?", fragte ich nach. "Bisschen aber es geht". Sie begann den Verband abzuwickeln. Ich merkte wie unangenehm ihr meine Aufmerksamkeit war, da sie gegen Ende immer langsamer wurde. Sie atmete nochmal tief durch bevor sie den Verband ganz abmachte. Zum Vorschein kamen die vielen Wunden welche teilweise auch genäht waren. Jacky starrte ein paar Sekunden ihren Arm an. Erst als ich ihr über den Rücken strich regte sie sich. Schnell holte sie einen Verband und ein Desinfektionsmittel raus. Ohne lang zu zögern sprüht sie das Desinfektionsmittel auf ihren Arm. Man konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen das es brannte. "Man scheiße!", sagte sie wütend als auch noch der Verband runterfiel. Ich merkte wie Jacky mit den Tränen kämpfte. Schnell hob ich den Verband auf. Man sah ihr ihre Wut an. Ich begann ihr den Verband um den Arm zu machen.

Jacky's Sicht:
Wut stieg in mir auf. Warum war ich nur so blöd und hab das gemacht? Ich hasste mich dafür! Ich presste meine Lippen aufeinander und heiße Tränen stiegen mir in die Augen. Elly begann mir wortlos den Verband umzuwicken. Ich hasste mich so sehr dafür! Wie oft hatte ich schon Jugendlichen erklärt das Selbstverletzung keine Lösung sei?, und machte es jetzt selbst. Ich zitterte vor Wut. Ich hasste meinen Körper! Mich! Alles! Elly sah mir in die Augen als sie fertig war. Sie umarmte mich wortlos. Heiße Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich konnte nicht mehr. Mein Alltag machte mich fertig. Der ständige Kampf mit den anderen wenn es um essen und Untersuchungen ging. Meine Kraftlosigkeit, die ständige Angst das jemand etwas rausfand. Ich wollte einfach nicht mehr. Automatisch suchten meine Auge nach der Klinge bis mir einfiel das Franco sie ja weggenommen hatte, so wie all die anderen scharfen Gegenstände. Ich biss mir fest auf die Lippe. Ich brauchte es, so sehr. Meine Arme füllten sich an als würden sie gleich platzen. "Komm wir gehen aufs Bett", sagte Elly nach einer Weile, ließ mich los und zog mich sanft zum Bett. Ich folgte ihr. Immernoch liefen heiße Tränen  über mein Gesicht. Wir legten uns aufs Bett. Wer braucht mich denn schon?, fragte ich mich. Wie aufs Wort kuschelte Elly sich an mich und sagte:"Ich brauche dich". Sie hatte recht ich hatte eine Verantwortung. Die Verantwortung für sie. Ich konnte sie doch nicht alleine lassen auch wenn ich am liebsten grade gehen würde...
Ein paar Minuten später hatte ich mich einigermaßen beruhigt und fragte mich wie ich sowas denken konnte. Wie kam ich darauf? Was war nur los mit mir? Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Phil kam rein. Zum Glück hatte ich mit dem weinen aufgehört, bin aber dadurch extrem müde geworden und wollte nur noch schlafen. "15 Minuten sind um", sagte Phil. Ich verdrehte die Augen. "Da brauchst du nicht die Augen verdrehen, kommt jetzt bitte", sagte er. "Ich ess später was", sagte ich. Er seufzte. "Die Psychologin kommt in einer dreiviertel Stunde, nach dem Termin isst du aber wirklich was", gab er sich geschlagen. Ich nickte nur. "Aber diesmal wirklich"
"Jaja"
Dann ging er, es dauerte nicht bis ich einschlief.



Reden ist Silber, Schweigen ist Gold (Asds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt