Kapitel 11

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Nachdem du Chrissy, die nach dem Aufwachen völlig verwirrt war, erklärt hast, wie sie in deinen Trailer gekommen ist schweigt ihr euch eine Weile an. Chrissy hat sich aufgesetzt und spielt nervös mit ihren Fingern.
"Hör Mal,"sagst du, rutschst vom Fenster weg und lässt deine Beine vom Schreibtisch baumeln, "Du musst mir gar nichts erzählen, wenn du nicht willst"
"Nein, ich...ich will es ja erzählen, es ist nur...",sagt sie leise und verstummt.
"Du kennst mich nicht, ich versteh das",sagst du sanft.
"Warum bist du so nett zu mir?",will sie wissen.
Du runzelst die Stirn.
"Du brauchtest Hilfe. Ich konnte dich doch nicht einfach draußen in der Kälte lassen."
Chrissy schweigt. Dann schaut sie plötzlich auf und sieht dich an.
"Danke",sagt sie und du nickst.
"Kein Problem",antwortest du.
"Möchtest du einen Kaffee?",fragst du nach einer Weile, in der niemand von euch etwas gesagt hat.
Sie nickt kaum merklich und lächelt.
"Das wäre toll",sagt sie und hüpfst vom Schreibtisch.
"Komm mit",sagst du lächelnd und Chrissy steigt aus dem Bett und folgt dir.

Ihr setzt euch mit euren Kaffeetassen auf die Couch. Chrissy zieht ihre Beine eng an ihren Körper.
Du legst den Kopf schief.
Du wartest geduldig, du willst sie nicht unter Druck setzen.
Doch umso länger ihr schweigt, umso mehr driften deine Gedanken wieder zu Eddie und seinen Worten ab.
Das ist mir eine Nacht bedeutungslosen Sex nicht wert.
Dieser Satz hat sich schmerzhaft in dein Hirn gebrannt.
Chrissy räuspert sich und du zuckst zusammen.
"Ehm...also",beginnt sie leise, dann strafft sie ihre Schultern und sieht dich an.
"Jason, er...",fährt sie fort und schluchzt leise. Deine Muskeln spannen sich an und du spürst, wie die Wut sich einen Weg durch deinen Organismus bahnt.
"Er wollte...ich bin aber noch nicht so weit, ich...ich möchte noch nicht....er wurde wütend und....",stottert sie.
Deine Augen weiten sich. Oh Gott.
"Hat er...?",fragst du vorsichtig und Chrissy schüttelt energisch den Kopf.
"Nein, er hat aufgehört als ich angefangen habe zu weinen",sagt sie leise.
Heilige Scheiße.
"Erst als du angefangen hast du weinen?",presst du aus zusammengebissene Zähnen hervor und Chrissy nickt. Sie verbirgt ihr Gesicht in ihren Händen.
Du empfindest augenblicklich unglaubliches Mitleid für sie.
"Dieses miese Arschloch",sagst du wütend und erhebst dich.
"Das ist unglaublich!" Du beginnst auf und ab zu gehen.
"Sag mir bitte, das du ihm eine runter gehauen hast!"
Chrissy schüttelt den Kopf.
"Er ist doch mein Freund"
Du starrst sie mit offenem Mund an.
"Chrissy, das...",beginnst du, doch dir fehlen die Worte. Du schnaubst und raufst dir die Haare.
"Ich hoffe du meintest, er war mein Freund!",sagst du bestimmt und Chrissy senkt den Kopf.
"Das ist nicht dein Ernst?!",rufst du und setzt dich wieder neben sie.
"Chrissy! Der Typ hat dich fast vergewaltigt, nur weil du nicht mit ihm schlafen wolltest! Das geht gar nicht! Das darfst du nicht akzeptieren!"
Chrissy weint wieder. Du stöhnst und lässt dich rücklings an die Sofalehne fallen.
"Hör mir zu, Chrissy",sagst du und fährst dir mit den Händen durchs Gesicht, "Du wirst auf keinen Fall, auf keinen Fall, zu diesem Arsch zurückgehen. Hast du das verstanden?!"
Chrissy hebt den Kopf und sieht dich an.
"Aber ich liebe ihn!"
Um Himmels Willen. Du atmest tief durch.
"Okay, dann sag mir, was du an ihm liebst",sagst du ruhig.
"Was?",fragt sie erstaunt.
"Sag mir, was genau es ist, das du an ihm liebst!", wiederholst du mit Nachdruck.
"Naja, er ist hübsch und manchmal ist er auch echt lieb zu mir",sagt sie leise.
"Das ist alles?",fragst du und runzelst die Stirn.
"Ja?",es klingt mehr wie eine Frage und so wie Chrissy dich ansieht, war es auch so gemeint.
"Das ist keine Liebe,"sagst du sanft.
"Doch! Ist es!",ruft sie empört.
"Ist es nicht! Wenn ich dich frage, was du an ihm liebst, sollte deine Antwort nicht sein, das du sein Aussehen magst und er nett zu dir ist!"
Chrissy sieht dich nur aus ihren großen Augen an.
"Deine Antwort sollte sein, das du liebst, wer du bist, wenn du bei ihm bist. Das du sein Lachen, seinen Gang, seine Stimme, seine Art, dir das Gefühl zu geben, die schönste Frau auf der Welt zu sein, liebst. Du liebst ihn, weil er nicht nur schön, sondern auch liebevoll, witzig und fürsorglich ist. Weil er da ist, wann immer du ihn brauchst und weil er dich so liebt wie du bist. Mit all deinen Ecken und Kanten. Und du ihn. Du liebst ihn, weil dieser eine Mensch dir nunmal alles bedeutet", flüsterst du und eine Träne rinnt über deine Wange.
"Wow",sagt Chrissy leise.
"Klingt als hättest du so jemanden gefunden."
"Das hatte ich. Und dann habe ich ihn verloren",sagst du mit bebender Stimme. Du presst die Lippen aufeinander und schließt die Augen.
"Das tut mir leid",sagt Chrissy.
Du atmest hörbar aus.
"Das, was du da eben über Jason gesagt hast, das ist keine Liebe Chrissy",sagst du mit tränenerstickter Stimme, "Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche. Du solltest nicht einmal in Betracht ziehen, Jason zu verzeihen."
"Das ist nicht so einfach",sagt sie, "Wir sind schon seit einer Ewigkeit zusammen. Unsere Eltern sind befreundet. Wir sind das Vorzeigepaar. Nicht nur für die Hawkins High. Auch für unsere Familien. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich ihn verlasse. Sie hat schon unsere Hochzeit geplant",platzt ein Schwall aus Worten aus Chrissy heraus.
"Das klingt verdammt anstrengend und ganz ehrlich",sagst du und siehst sie an, "Es klingt wie ein echt beschissenes Leben."
"Wem sagst du das",sagt sie und kichert plötzlich leise.
"Meine Mutter hat sogar schon das Blumenbouquet für die Hochzeit ausgesucht"
"Das ist nicht dein Ernst?!"
"Doch!",sagt sie und ihr prustet los. Ihr haltet euch vor Lachen die Bäuche. Unglaublich. Du hättest nie gedacht, das du mit Chrissy Cunningham einmal so lachen würdest. Sie ist gar nicht so übel. Und sie wirkt auch kein bisschen arrogant. Eher im Gegenteil. Sie ist total unsicher.
"Aber jetzt Mal ernsthaft, Chrissy",sagst du atemlos, "Du musst Jason in die Wüste schicken, ganz egal, was das für Konsequenzen hat. Ein Mann, der dich so behandelt, sollte keinen Platz in deinem Leben haben",sagst du und Chrissy seufzt.
"Ich weiß...",flüstert sie, "Ich habe Angst."
"Das verstehe ich ja, aber weißt du was? Wenn deine Mutter ausrasten sollte, dann kommst du einfach wieder hier hin. Du kannst so lange hier bleiben wie du willst, okay?"
"Wirklich?",fragt sie und schaut dich erstaunt an.
"Wirklich",sagst du und legst ihr eine Hand auf die Schulter.
Chrissy lächelt verlegen.
"Danke, das hilft."

Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt