Kapitel 53 - Eddies POV

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Die Tage ziehen sich wie Kaugummi und Elfi und Izzy kommen immer weiter voran.
Elfi scheint das ganze sehr mitzunehmen, oft höre ich sie laut weinen oder brüllen.
Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was sie gerade durchmacht.
Auch Izzy leidet unter der Situation.
Robin sagt, sie fühlt sich schuldig, das sie Elfi zwingen muss, ihrem Trauma ins Auge zu sehen.
Robin fungiert inzwischen beinahe wie eine Informantin.
Aus irgendeinem Grund scheint es ihr wichtig zu sein, das ich weiß, was vor sich geht und wie Izzy sich fühlt.
Vermutlich versucht sie so den weichen Kern in mir zu triggern. Hofft, das ich schwach werde. Das ich es nicht aushalte, zu hören, wie Izzy leidet.
Und es fällt mir auch unendlich schwer.
Ich würde sie gerne in den Arm nehmen, sie küssen und ihr sagen, das alles gut werden wird. Doch es wäre gelogen. Denn dank ihrer Entscheidung stehen die Chancen dafür schlecht.
Das kann ich nicht vergessen.
Trotzdem höre ich sie immer wieder sagen, das ich die Liebe ihres Lebens bin. Die Worte haben sich schmerzhaft in mein Hirn gebrannt.

Ich schrecke auf als ein lautes Brüllen gefolgt von einem ohrenbetäubenden Lärm ertönt.
Die Lichter in ganzen Haus flackern und mir läuft es kalt den Rücken herunter.
"Was zum...?!",entfährt es mir und auch Robin, die neben mir auf der Couch saß, ist aufgesprungen.
"Was war das?!",will sie ängstlich wissen und ich schüttle mit dem Kopf.
"Keine Ahnung",sage ich wahrheitsgemäß.
Izzy.
Panisch springe ich auf und sprinte die Kellertreppe hinunter.
Atemlos erreiche ich den Fuß der Treppe und mir bietet sich das reinste Schlachtfeld.
Sämtliche Glühbirnen im Raum sind gesprungen und Glasscherben liegen überall verteilt. Funken sprühen aus den elektrischen Leitungen, die blank liegen. Kleine Flammen züngeln hie und da.
Steve stürzt nach vorn und greift nach dem Feuerlöscher an der Wand, beginnt die Flammen zu löschen.
Elfi hockt schwer atmend und tranenüberströmt auf dem Boden, während Izzy, beinahe starr vor Erschrecken, ihre Beine dicht an ihren Körper gezogen hat.
"Izzy!",rufe ich und laufe zu ihr. Ich gehe neben ihr in die Hocke und betrachte sie besorgt.
Ihr Gesicht ist übersät mit kleinen Kratzern. Aus manchen tropft Blut.
"Mein Gott...",sage ich bestürzt und ziehe Izzy, ohne darüber nachzudenken, an mich.
"Was ist passiert?!",will ich wissen.
"Sie erinnert sich",sagt Izzy leise. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Sie klammert sich an mich und ich spüre, wie sie zittert.
Ich wende mich zu Elfi, die sich nicht gerührt hat. Sie starrt auf ihre Hände.
Max, die, gefolgt von den anderen, die Treppe herunter gekommen ist, geht neben ihr in die Knie und legt ihr vorsichtig eine Hand auf den Rücken.
"Hey, Elfi",sagt sie sanft.
"Es ist alles okay."
Elfi hebt langsam den Kopf.
Dann steht sie auf und geht die Kellertreppe hinauf.
"Hey! Wo willst du hin?!",rufe ich ihr zornig hinterher.
"Lass sie",sagt Izzy und klingt ein wenig gefasster als noch vor wenigen Minuten.
Ich sehe sie an.
"Es ist schwer für sie",fügt sie hinzu und ihre Augen verdunkeln sich.
"Wir haben es geschafft",flüstert sie und ich spüre, wie meine Kehle sich zuzieht.
Augenblicklich lasse ich von Izzy ab.
"Was meinst du damit?",will ich mit bebender Stimme wissen.
"Sie ist soweit",erwidert Izzy und ich lasse mich nach hinten auf meinen Hosenboden fallen.
Shit.

Die Gruppe hat sich im Wohnzimmer versammelt und diskutiert bereits seit einer halben Stunde, was nun der nächste Schritt ist.
Ich höre kaum zu.
Ich schaffe es nicht, meinen Blick von Izzy und Steve zu nehmen, die in der offenen Küche stehen. Steve ist gerade damit beschäftigt, Izzys Wunden zu versorgen.
Es sticht mich, sie so zu sehen.
Steve hält Izzys Kinn in seinen Händen und tupft vorsichtig die Kratzer ab.
Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und schmecke bereits Blut, doch ich ignoriere es.
"Starr die beiden nicht so an",flüstert Robin neben mir und ich verdrehe die Augen.
"Lass mich in Ruhe, Rob",sage ich und sie schnaupt.
"Ich hoffe, du bereust es gerade so richtig, Ed! Du solltest da stehen und ihre Wunden versorgen, nicht Steve",sagt sie und mein Kiefer mahlt.
"Gottverdammt Robin! Lass es endlich gut sein!",knurre ich sie an und verlasse fluchtartig das Wohnzimmer.
Auf der Veranda lasse ich mich auf einem der Stühle nieder und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
"Hey Eddie!",höre ich Dustin sagen und atme genervt aus.
"Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen?! Kann ich nicht einmal in Ruhe eine rauchen?!"
"Woah beruhige dich, Alter! Ich wollt nur Mal kurz nach dir sehen",sagt Dustin und hebt beschwichtigend die Hände.
"Nicht nötig, mir geht's gut",sage ich gequält und raufe mir die Haare.
"Jap, so siehst du aus",sagt Dustin.
"Was willst du, Henderson?!",fahre ich ihn an.
"Nichts",sagt er schulterzuckend.
"Dann verpiss dich!",sage ich und Dustin schüttelt mit dem Kopf.
"Nö",sagt er und setzt sich neben mich.
Das darf doch nicht wahr sein!
"Wie lange willst du das eigentlich noch durchziehen?",fragt er und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, der ihn aber offenbar kalt lässt.
Das waren noch Zeiten, als der kleine Scheißer Schiss vor mir hatte.
"Das geht dich gar nichts an, Henderson!",knurre ich und zünde mir eine Zigarette an.
"Weiß nicht, schon irgendwie. Ihr zieht die Stimmung ganz schön runter",sagt er schulterzuckend.
"Oh, das tut mir aber leid!",sage ich zynisch und Dustin grinst zu meinem Erstaunen.
"Hätte nicht gedacht, das du so blöd sein kannst",sagt er und ich richte mich auf, strecke ihm meinen Zeigefinger entgegen.
"Vorsicht, Henderson, werd ja nicht übermütig!"
Dustin zuckt mit den Schultern.
"Was willst du machen? Mich schlagen?"
Ich stöhne genervt und lasse meinem Zeigefinger sinken.
"Dachte ich mir",sagt Dustin und ich schäume vor Wut.
Der kleine Scheißer treibt mich in den Wahnsinn!
"Weißt du, Eddie",sagt er und ich ziehe an meiner Zigarette, "Wenn Suzie und ich uns streiten..."
"Vergleichst du gerade deine Kindergartenbeziehung mit Izzy und mir?!",unterbreche ich ihn harsch.
"Beziehung ist Beziehung, oder nicht?",erwidert er und ich habe keine Ahnung, was ich dazu noch sagen soll.
Deshalb schüttle ich nur resigniert mit dem Kopf.
"Jedenfalls, was ich sagen wollte",beginnt er wieder und ich komme nicht umhin, mir zu wünschen, das mir jemand in den Kopf schießt.
"Wenn Suzie und ich uns streiten, dann bin immer ich derjenige, der nachgibt. Sie ist viel zu stolz und stur. Und meistens hat sie sowieso Recht",sagt er.
"Das ist ja ein Ding!",sage ich trocken.
"Ich weiß!",antwortet Dustin, als habe er den Sarkasmus in meiner Stimme nicht einmal bemerkt.
"Aber da du und Izzy beide stur seid...",murmelt er und reibt sich nachdenklich das Kinn, "Überlege ich ernsthaft, ob ich euch zusammen irgendwo einsperren sollte"
Ich sehe ihn ungläubig an.
"Sag Mal, Henderson...bist du als Kind mal auf den Kopf gefallen?"
"Mehr als einmal, vermutlich",sagt er schulterzuckend.
"Aber naja",sagt er und erhebt sich plötzlich, "Steve kümmert sich ja auch ganz gut um Izzy, oder?"
Ich atme hörbar aus.
"Ich weiß, was du tust, Henderson. Ich rate dir, lass es lieber sein!",knurre ich.
"Was denn? Steve ist ein netter Kerl! Izzy könnte sich glücklich schätzen! Und die Ladys lieben seine Brustbehaarung, behauptet er zumindest!"
Mir platzt die Hutschnur und ich schnelle auf die Beine und packe Dustin am Kragen, der mich nur amüsiert ansieht.
"Der Gedanke tut weh, was?",fragt er und ich lasse schnaubend von ihm ab.
"An deiner Stelle würde ich nicht zu lange warten, Alter!",sagt er und geht.
Kleiner, fieser Gnom!

Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt