Kapitel 50

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"Eddie?",rufst du, bekommst jedoch keine Antwort.
Du stehst am Kelleraufgang und starrst die Treppe hinunter. Du hast bereits das Haus abgesucht und hoffst inständig, das Eddie hier unten ist. Denn wenn nicht, würde es bedeuten, das er wieder abgehauen ist. Und das wäre mehr als dumm.
"Eddie...",rufst du erneut, dieses Mal etwas zögerlich. Du setzt einen Fuß auf die Treppe, die Stufe knarrt unter deinem Gewicht.
Langsam humpelst du die Treppe hinunter und siehst dich im Raum um.
Du entdeckst Eddie auf der Couch. Er sitzt nur da und beobachtet dich.
Dir läuft ein unangenehmer Schauer über den Rücken.
Du kannst den Zorn in seinen Augen glitzern sehen.
Er schweigt.
Du lehnst dich mit dem Rücken an die Wand und siehst ihn an.
Für eine gefühlte Ewigkeit, sagt keiner von euch ein Wort.
Dann wendet Eddie den Blick von dir ab und schüttelt kaum merklich den Kopf.
"Ich weiß, das du mir nicht das Recht einräumst, deine Entscheidung in Frage zu stellen",sagt er heiser und du presst betreten die Lippen aufeinander, "Aber ich kann das nicht, Izzy. Ich kann dich nicht dabei unterstützen, wenn du dich in Lebensgefahr begibst."
Noch immer sieht er dich nicht an, schaut auf seine Hände, dreht nervös an seinen Ringen.
"Was bedeutet das jetzt für uns?",willst du mit bebender Stimme wissen.
Du spürst, wie dir bereits die Tränen in die Augen schießen.
Eddie fährt sich mit den Händen durch sein Gesicht.
Du bemerkst, das er weint.
"Ich weiß es nicht, Izzy",sagt er leise.
Du gehst einen Schritt auf ihn zu, doch er bedeutet dir, stehen zu bleiben.
"Nicht...bitte",flüstert er heiser.
"Dann war's das also, du machst Schluss mit mir?",willst du wissen und deine Stimme klingt dir fremd.
Du unterdrückst ein Schluchzen.
Eddie zuckt mit den Schultern und dein Herz rutscht dir in die Hose.
"Wenn du unsere Beziehung beenden willst, Eddie, dann sprich es wenigstens aus!" Du brüllst jetzt, tränenerstickt.
"Das kann ich nicht!",brüllt er zurück und du zuckst zusammen.
"Was dann?",fährst du ihn an und endlich hebt er den Blick.
Sein Gesicht ist tränennass.
"Ich flehe dich an, nur dieses eine Mal, Izzy. Tu das nicht!",fleht er und du sinkst mit dem Rücken an der Wand auf den Boden.
"Ich muss es tun",flüsterst du und verbirgst dein Gesicht in deinen Händen.
"Ich habe zu viel angerichtet. Ich kann jetzt nicht einfach zusehen, wie alles den Bach runter geht, verstehst du das denn nicht?"
Du hörst, wie Eddie sich erhebt.
Ein Knarzen verrät dir, das er die untere Stufe der Treppe betreten hat.
Du hebst den Kopf und drehst ihn so, das du Eddie ansehen kannst.
Er hält den Blick gesenkt und seine Finger krallen sich um das Geländer der Treppe, seine Knöchel treten weiß hervor.
"Dann muss ich es wohl aussprechen. Das war's, Izzy. Ich kann das nicht",sagt er tränenerstickt und geht die Treppe hinauf.
Du siehst ihm durch einen Schleier aus Tränen hinterher und als die Kellertür hinter ihm ins Schloss fällst, weinst du haltlos.

"Izzy?!",nimmst du entfernt Robins Stimme wahr. Du rührst dich nicht. Du hast keine Ahnung, wie lange du schon so dasitzt. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Deine Tränen sind versiegt, du kannst nicht einmal mehr weinen. In dir herrscht nichts als Leere. Und der Schmerz in deinem Herzen droht dich zu zerreißen.
"Izzy",ertönt Robins sanfte Stimme, jetzt direkt neben dir.
Du spürst, wie sie dir eine Hand auf dein Knie legt.
"Hey...",sagt sie leise.
Du antwortest nicht.
"Ich hab mit Eddie gesprochen, er hat mir erzählt, was zwischen euch passiert ist",sagt Robin und du zuckst nur mit den Schultern.
"Er hat sich entschieden",sagst du tonlos.
"Izzy, ich denke ihr solltet...",beginnt Robin doch du unterbrichst sie harsch und schlägst ihre Hand beiseite.
"Nein! Er will mich im Stich lassen?! Bitte sehr! Soll er doch! Nichts Neues für mich! Hat er schon einmal gemacht!",brüllst du und erhebst dich.
Du stürmst die Kellertreppe hinauf und ignorierst dabei den stechenden Schmerz in deinem Fuß. Du willst einfach nur raus hier.
Du stößt die Tür auf und humpelst stolpernd an Eddie und Steve vorbei, die am Esstisch sitzen.
"Izzy!",ruft Robin, die dir die Kellertreppe hinauf gefolgt ist.
"Warte doch!"
"Lasst mich einfach in Ruhe!",brüllst du tränenerstickt und bist erstaunt, das sie wieder fließen.
"Verdammt nochmal, Eddie! Geh ihr gefälligst nach!",hörst du Robin sagen, Eddies Antwort wartest du nicht mehr ab und durchquerst das Wohnzimmer, wo die Kids dich erschrocken ansehen.
Du reißt die Terrassentür auf, ohne ihnen Beachtung zu schenken.
Robin scheint nicht locker lassen zu wollen und auch Nancy erscheint auf der Veranda, als du den Garten betrittst.
"Wo willst du denn hin?!",ruft Robin und du hälst inne.
Du hast keine Ahnung.
Du kannst nicht einfach durch die Gegend laufen.
Laut Steve wirst auch du gesucht.
Bonnie und Clyde?!
Von wegen.
Scheiß drauf!
Du manifestierst eine Tür und legst die Hand an den Knauf.
"Izzy! Bleib hier!",hörst du Nancy rufen.
Eine Sekunde zögerst du, dann stellst du den Walkman an und setzt dir die Kopfhörer auf.
Die Rufe der anderen verstummen und The End dröhnt auf voller Lautstärke in deine Ohren.
Du reißt die Tür auf und gehst hindurch.

Du lässt dich auf das Bett in deinem Trailer fallen und verbirgst weinend dein Gesicht in deinen Händen.
Wie konnte er das nur tun?!
Wie kann er dich einfach so im Stich lassen?
Du kannst dich noch sehr gut daran erinnern, als er dass das erste Mal getan hat.
Doch dieses Mal fühlt es sich anders an.
Entgültiger.
Er war so ruhig.
So entschlossen.
War all das, was er letzte Nacht zu dir gesagt hat, nur leere Worte?
Ich würde mit dir durch die Hölle gehen, nur um bei dir zu sein!
Das waren seine Worte.
Und was ist jetzt?
Jetzt musst du allein gehen.
Du schreckst auf, als du draußen vor deinem Fenster Stimmen hörst.
Du kletterst langsam vom Bett und wirfst vorsichtig einen Blick durch das Fenster.
Scheiße.
Polizei!
Offenbar überwachen sie eure Trailer.
Einer der Polizisten wirft einen Blick durch das Fenster und du duckst dich schnell unter den Schreibtisch.
Dein Herz schlägt dir bis zum Hals.
Verdammter Mist!
Du musst hier weg!
Du krabbelst auf allen Vieren aus dem Schlafzimmer in Richtung Bad, wo du dich erhebst. Das Badezimmer ist fensterlos, so bist du vor Blicken geschützt.
Du willst nicht zurück, doch dir fällt kein anderer Ort ein, an den du gehen könntest, also manifestierst du erneut eine Tür, straffst deine Schultern und trittst den Rückweg an.

"Izzy! Gott sei Dank!",ruft Robin und stürzt auf dich zu, nimmt dich überschwänglich in den Arm.
Du stehst stocksteif da.
Eddie betritt die Veranda und du wendest den Blick von ihm ab. Du kannst ihm nicht einmal in die Augen sehen.
"Sie observieren unsere Trailer",sagst du kühl, als du an ihm vorbei ins Wohnzimmer gehst.
Er antwortet nicht und rührt sich auch nicht.
"Komm Elfi, wir fangen an",sagst du und sie und die anderen Kids erheben sich und folgen dir in den Keller.
"Muss das sein?!",fragst du und drehst dich am Treppenabsatz zu der Gruppe um.
"Was denn?",will Dustin wissen.
"Müsst ihr unbedingt alle dabei sein?!"
"Müssen sie nicht",sagt Elfi und greift nach Mikes Hand, "Nur Mike"
Du nickst und bedeutest den anderen, oben zu bleiben.
Enttäuscht treten sie den Rückzug an.
Du hast nicht die Nerven auf alle acht zu geben, während du vermutlich genug damit zu tun haben wirst, in Elfis Erinnerungen zu wühlen.
Für die Ablenkung bist du trotzdem dankbar, auch wenn du dich lieber in einem tiefen Loch verbuddeln würdest.





Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt