Kapitel 12

137 13 2
                                    

Du bringst Chrissy zur Tür.
"Ich würde dich ja nach Hause fahren, aber mein Auto steht immernoch bei Jason",sagst du und Chrissy schüttelt ihren Kopf, ihre rotblonden Locken hüpfen auf und ab.
Sie ist wirklich wunderschön, denkst du, kein Wunder, das Eddie sie mag.
"Ist schon gut, ich kann laufen",sagt sie lächelnd.
"Ist es nicht total weit bis zu dir?",fragst du und sie zuckt mit den Schultern.
"Ach, ich komm schon an."
Verdammt. Verdammt. Verdammt.
Du seufzt.
"Warte kurz hier, ja?", Sagst du und Chrissy nickt erstaunt.
Du verlässt den Trailer und steuerst Eddies an. Du kannst nicht glauben, was du gerade in Begriff bist, zu tun. Du schubst Chrissy quasi in Eddies Arme. Aber Chrissy alleine nach Hause laufen zu lassen, nachdem was sie letzte Nacht erlebt hat, kannst du einfach nicht über dich bringen. So eine verdammte Scheiße.
Du klopfst an Eddies Tür.
Kurze Zeit später geht sie auf und Eddie begrüßt dich lächelnd.
"Hey Izzy, ist Chrissy schon gegangen?",fragt er und steckt den Kopf aus der Tür.
"Nein, das ist genau der Grund, warum ich hier bin. Könntest du sie nach Hause fahren? Und mich vielleicht zu meinem Auto?",zwingst du dich zu sagen. Die Worte kommen nur schwer über deine Lippen.
"Klar!",sagt Eddie prompt, verschwindet im Trailer und kommt mit seinen Autoschlüsseln in der Hand wieder raus.
Dann schließt er die Tür hinter sich.
"Danke,"sagst du leise, "Ich gehe Chrissy holen."
Eddie nickt und lächelnd wirft er einen Blick zu deinem Trailer. Dein Herz sticht unangenehm.
Du holst Chrissy, dir unsicher hinter dir her läuft.
"Eddie Munson?",fragt sie leise und schließt zu dir auf.
"Ist der nicht voll gefährlich?"
Du lachst laut auf.
"Eddie ist alles, aber nicht gefährlich, Chrissy. Du solltest nicht alles glauben, was Jason dir erzählt. Eddie ist ein echt netter Kerl",sagst du und öffnest die Heckklappe von Eddies Van. Er sitzt bereits auf dem Fahrersitz. Aus der Kabine dringt Musik. Dio, wenn du dich nicht täuschst.
"Du kannst dich auf den Beifahrersitz setzen",sagst du zu Chrissy und sie starrt dich beinahe entsetzt an.
"Es sei denn du möchtest lieber auf der Ladefläche mitfahren?",fragst du schulterzuckend.
"Oh eh, nein schon gut, ich geh nach vorn",sagt sie nervös und öffnet die Beifahrertür.
Eddie schaut Chrissy nicht an, als sie sich auf den Sitz fallen lässt. Du siehst, wie er nervös die Hände am Lenkrad verkrampft.
Was hast du nur getan...

Eddie trommelt im Takt der Musik auf dem Lenkrad herum. Chrissy schaut nervös auf ihre Hände, die in ihrem Schoß ruhen.
"Du brauchst keine Angst vor mir zu haben",sagt Eddie plötzlich und du horchst auf. Es ist schwer, über die Musik hinweg zu hören, was vorne gesprochen wird. Du lehnst dich rücklings an Eddie Sitz und legst den Kopf schief.
Als Chrissy ihm nicht antwortet, fährt Eddie fort.
"Das ist nicht das erste Mal, das wir abhängen",sagt er und du erstarrst. Nicht im Ernst. Dieses Gespräch? Hier und jetzt? Dir wird schlecht.
"Nicht?",fragt Chrissy erstaunt.
"Du erinnerst dich nicht?"
Chrissy schüttelt den Kopf.
"Tut mir leid",sagt sie verlegen. Du würdest am liebsten laut schreien. Das darf doch alles nicht wahr sein.
"Middleschool? Talentschow? Du hattest dieses Cheer Ding, du weißt schon",er ahmt mit einer Hand das Pompomschwingen nach.
"Und ich war dort mit meiner Band..."
"Corroded Coffin!",ruft Chrissy aus und klatscht in die Hände.
"Corroded Coffin! Ja! Du erinnerst dich!",ruft Eddie begeistert und beginnt auf seinem Sitz auf und ab zu hüpfen.
"Corroded Coffin! Natürlich, wie konnte ich das vergessen! Dieser Name!",ruft Chrissy und lacht.
"Ich weiß auch nicht, Chrissy, du bist ein Freak",sagt Eddie und dir rutscht das Herz in die Hose.
Du kannst nicht fassen, das du gerade live und in Farbe erlebst, wie Eddie mit Chrissy flirtet. Oh Gott.
"Nein, es ist nur...du sahst so...",beginnt Chrissy lächelnd und Eddie unterbricht sie,
"Anders aus? Ja, meine Haare waren kürzer und ich hatte noch nicht diese Tattoos hier",sagt er und zieht allen Ernstes sein Shirt ein Stück runter. Großer Gott.
"Du hast Gitarre gespielt, richtig?",fragt Chrissy und Eddie nickt.
"Tue ich immer noch, tue ich immer noch. Du kannst gerne kommen. Wir spielen im Hideout, immer Freitags. Es ist nicht der Garden, aber irgendwo muss man ja anfangen. Wir haben sogar schon eine kleine Crowd, von ehm...5 Betrunken und Izzy",sagt er lachend.
"Weißt du, du bist nicht so wie ich dachte",sagt Chrissy und strahlt übers ganze Gesicht.
"Du meinst gemein und gruselig?"
"Ja",sagt sie kichernd.
"Weißt du, ehrlich gesagt dachte ich, du wärst gemein und gruselig",sagt Eddie und Chrissy lacht wieder.
"Ich?"
"Verrückt oder?"
Du willst im Erdboden versinken.

Den Rest der Fahrt bist du dazu verdammt, dir anzuhören, wie Chrissy und Eddie sich angeregt unterhalten. Eddie hat die Musik leiser gedreht. Du schließt die Augen und hälst dir die Ohren zu.
Endlich kommt Eddies Van vor Chrissys Haus zum stehen.
Einen Moment ist es still im Auto.
"Danke fürs Fahren",sagt Chrissy dann verlegen.
"Kein Problem",sagt Eddie und spielt mit den Ringen an seiner Hand.
"Vielleicht sehen wir uns ja Mal?",fragt er und schaut sie an.
Sie lächelt. Und wie sie lächelt.
Chrissy dreht sich zu dir um.
"Bestimmt",sagt sie lächelnd und nickt dir zu. Du zwingst dich zu einem Lächeln.
"Und danke Izzy, ehrlich, du bist eine Lebensretterin"
Seufzend presst du die Lippen aufeinander. Chrissy entwaffnet dich augenblicklich mit ihrer herzlichen Art und du schaffst es nicht, ihr böse zu sein.
"Gern geschehen",sagst du deshalb und Chrissy steigt aus.
Du kletterst nach vorn auf den Beifahrersitz.
Schweigend legst du den Gurt an und verschränkst die Arme vor der Brust.
"Wahnsinn",sagt Eddie verträumt, "Chrissy Fucking Cunningham",sagt er, mehr zu sich selbst, als zu dir. Dann setzt er den Wagen in Bewegung. Du zuppelst nervös an dem Bund deines Shirts und schaust zu Boden.
"Alles okay?",fragt Eddie und du nickst.
"Du wirkst aber nicht so",sagt Eddie misstrauisch.
"Ich denke nur über das nach, was Chrissy mit erzählt hat",lügst du.
"Was war es?",will Eddie wissen.
"Das werde ich dir nicht sagen, weil es dich nichts angeht. Vielleicht erzählt Chrissy es dir ja irgendwann, aber ich werde ihr Vertrauen nicht missbrauchen",sagst du schnippisch.
"Schon gut",sagt Eddie beschwichtigend, "Du hast ja Recht."
Ihr schweigt. Du versuchst krampfhaft, nicht in Tränen auszubrechen. Die Fahrt zu Jasons Haus dauert eine gefühlte Ewigkeit, obwohl es nur zwei Querstraßen von Chrissys entfernt liegt.
Als ihr endlich ankommt, reißt du ohne ein Wort die Tür auf und springst aus dem Wagen. Dann knallst du die Tür hinter dir zu.
Auf dem Weg zu deinem Auto rinnen dir bereits Tränen über die Wangen. Du schließt den Wagen auf, setzt dich hinters Lenkrad und hörst, wie Eddies Van davonrast. Dann bricht es aus dir heraus und du stützt schluchzend deinen Kopf auf das Lenkrad. Was hast du nur getan?
Du hast dafür gesorgt, das Eddie und Chrissy sich viel früher als geplant kennenlernen. Es war dir klar, das sie sich über den Weg laufen würden, wenn du dich mit ihr anfreundest. Aber doch nicht so! Nicht jetzt! Nicht bevor Eddie sich in dich verliebt hat. Du hattest so sehr gehofft mehr Zeit zu haben. Mehr Zeit mit ihm verbringen zu können um ihm zu zeigen, das du mehr als eine Freundin sein kannst. Das er dich lieben könnte.
Bevor er Chrissy trifft!
Du schnappst nach Luft und hast doch das Gefühl zu ersticken.
Und du bist auch noch selbst Schuld! Du hast die beiden zueinander geführt! Hast zugelassen, das sie sich annähern. Du hämmerst mit der Hand gegen das Lenkrad. Wie kann man nur so dumm sein?!

Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt