Kapitel 55 - Eddies POV

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Ich stürme zurück ins Haus und flüchte in den Keller. Noch immer spüre ich Izzys Lippen auf meiner Haut, die Stelle brennt wie Feuer.
Beinahe hätte ich dem Verlangen nach ihr nachgegeben.
Sie bringt mich noch um den Verstand!
Schwer atmend lasse ich mich auf das Sofa fallen.
Verdammter Mist!
Wenn sie so weiter macht, werde ich schwach.
Izzy weiß genau, welche Knöpfe sie bei mir drücken muss, um mich in den Wahnsinn zu treiben.
Ich will ihr nicht nachgeben. Ich will einfach nicht! So, wie es ist, ist es gut.
Der Schmerz bereitet mich auf den Verlust vor.
Ich weiß, das dies nur die Spitze des Eisbergs ist, aber es ist leichter zu ertragen.
Ich schrecke auf, als ich ein Geräusch höre.
Ein Poltern.
Es kommt von oben.
Im nächsten Moment höre ich einen gellenden Schrei.
Scheiße!
Ich sprinte die Kellertreppe hinauf, überspringe immer eine Stufe, reiße die Tür auf und blicke in Carvers Gesicht, der neben Izzy steht und ihr eine Waffe an den Kopf hält.
"Na, wen haben wir denn da?! Du hast zu meinem Glück noch gefehlt, Freak!"
Fuck!
Mein Blick huscht zu Izzy, ihre Augen sind vor Schreck geweitet.
Meine Kehle schnürt sich zu.
"Lass sie gehen, Jason!",sage ich aus zusammengebissenen Zähnen.
Er lacht laut auf.
"Keine Chance, du Freak. Du und deine kleine Hure werdet jetzt bekommen, was ihr verdient!",sagt er und nickt seinen Lemmingen zu.
Ich folge seinem Blick.
Die Kids sitzen völlig verängstigt auf der Couch, vor ihnen stehen Jasons Anhängsel und richten jeweils eine Waffe auf die Gruppe.
"Sie sind noch Kinder!",knurre ich und hebe beschwichtigend die Hände.
Jason legt den Kopf schief.
"Sie sind Freaks, wie du und deine kleine Schlampe, Munson. Die Welt wird ein besserer Ort sein, wenn wir euch endlich aus dem Weg geschafft haben."
Im Augenwinkel sehe ich, wie Izzy sich langsam ruckwärst bewegt.
Jason bemerkt meinen Blick und packt Izzy an den Haaren, zieht sie zu sich.
Sie schreit auf und mir rutscht das Herz in die Hose.
"Jason! Bitte! Hier...",sage ich versöhnlich und gehe einen Schritt auf ihn zu, "Mach mit mir was du willst aber bitte, bitte lass sie gehen!"
"Waffen runter!",brüllt Nancy, die gerade die Terrassentür aufgestoßen hat.
Sie richtet eine Schrotflinte auf Jasons Lemminge.
Direkt hinter ihr erscheint Steve und geht auf Jason zu.
Steve hebt eine Glock, zieht den Schlitten nach hinten und richtet sie auf Jason.
"Lass sie los!",sagt Steve zornig und Jason grinst breit.
"Schieß doch, Harrington. Mal sehen wer von uns beiden den schnelleren Finger hat",sagt er und zieht Izzy noch ein Stück näher an sich, drückt ihr den Lauf der Waffe an die Schläfe.
Robin positioniert sich neben Nancy. Auch sie hält eine Glock in der Hand und richtet sie auf Patricks Hinterkopf.
Ihre Hände zittern.
"Sie nennen euch Bonnie und Clyde! Ist das nicht witzig?!",sagt Jason und ein süffisantes Grinsen legt sich auf seine Lippen.
"Erinnert ihr euch, was aus Bonnie und Clyde geworden ist?"
Mein Atem geht schnell und mein Puls rast. Ich kann meinen Blick nicht von Izzy abwenden, die inzwischen ihre Augen geschlossen hat. Ihre Lippen beben.
"Mach schon, Jason",sagt sie plötzlich und mir wird heiß.
"Wie bitte?!",Jason lacht amüsiert auf.
"Drück ab, du Feigling!",provoziert Izzy ihn weiter und ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen.
Was tut sie da?!
"Sag das nochmal, Schlampe",knurrt Jason und drückt seine Wange an Izzys.
"Drück endlich ab, du Feigling!",wiederholt sie und ich sehe, wie Jasons Finger am Abzug zuckt.
Plötzlich leckt er ihr über die Wange und mir steigt die Galle empor.
"Weißt du, Winchester",sagt er und dreht ihr Gesicht so, das sie ihn direkt ansehen muss.
"Eigentlich hatte ich für dich einen anderen Plan"
Er zieht sie an der Taille vor sich und lässt seine Hand ihren Körper hinab wandern.
Izzy entfährt ein Schluchzen und Wut flammt in mir auf. Ohne eine Sekunde nachzudenken stürze ich mich auf Jason.
Dicht an meinem Ohr ertönt ein lauter Knall und ich höre nichts mehr, als ein schmerzhaftes Klingeln auf meinem rechten Ohr.
Steve stürzt nach vorn und reißt Izzy am Arm von Jason weg, der mit mir zu Boden geht.
Ihm fällt die Waffe aus der Hand und schlittert über den Boden.
Ich strecke meinen Arm nach der Glock aus und bekomme sie am Lauf zu packen. Ich ignoriere den Schmerz, den der heiße Lauf auf meinen Fingern hinterlässt. Schnell ziehe ich zu mir, nehme sie in die Hand und richte sie auf Jasons Gesicht.
Für eine Sekunde bin ich versucht, abzudrücken.
Doch in dem Moment, als mein Finger bereits den Abzug umschließt, höre ich Izzys Stimme.
"Eddie, nein!",brüllt sie und ich nehme langsam den Finger vom Abzug.
Ich beuge mich zu Jason herunter, der mich mit vor Schreck geweiteten Augen ansieht.
"Dein Glück, das Bonnie ein gutes Herz hat, du Bastard",knurre ich und packe ihn am Kragen, ziehe ihn auf die Beine und richte die Waffe auf seine Brust.
"Das wirst du bereuen, Freak",sagt Jason aus zusammengebissen Zähnen und ich hole aus und schlage ihm mit voller Wucht den Griff der Waffe gegen die Stirn.
Jason sackt bewusstlos zu Boden.
Mein Atem geht schnell und ich hebe den Blick.
Steve hat Izzy an seine Brust gezogen, sie steht auf wackeligen Beinen und Tränen rinnen ihr über das Gesicht.
"Eddie...",presst sie tränenerstickt hervor und stolpert auf mich zu.
Irritiert sehe ich sie an, als sie schluchzend vor mir zum Stehen kommt.
Erst als sie ihre Hände auf meine Schulter presst, bemerke ich den brennenden Schmerz und stöhne auf.
Ich schaue an mir herab und entdecke dunkelrotes Blut, das sich um die Schusswunde in meiner Schulter in den Stoff meines Shirts saugt.
Mir wird schwindelig und im nächsten Moment wird alles um mich herum schwarz.

Ich öffne meine Augen und schließe sie sofort wieder, als mir übel wird.
Ich stöhne auf, als das Schmerzzentrum in meinem Hirn sich aktiviert.
"Nicht bewegen",höre ich entfernt eine Stimme.
Plötzlich durchzuckt mich ein fürchterlicher Schmerz, der mich direkt wieder in die erlösende Ohnmacht katapultiert.

Als ich das nächste Mal erwache, ist der Schmerz dumpfer und heiß.
Hörbar entweicht die Luft aus meinen Lungen und ich schlage die Augen auf.
"Hey, Munson. Willkommen zurück unter den Lebenden",höre ich Steve sagen und versuche mich aufzurichten. Sofort bereue ich es, denn der Schmerz durchzuckt mich wie ein Blitz.
"Nicht so voreilig, junger Mann",höre ich wieder diese Stimme. Sie ist mir unbekannt.
Ich lasse meinen trüben Blick schweifen und sehe in ein bärtiges Gesicht.
"Ich wette, du überlegst es dir das nächste Mal zwei Mal, ob du den Helden spielen willst",sagt der Mann und ich stöhne auf, als er beginnt, an meiner Schulter herumzufingern.
"Gut, das die Kugel nicht so tief drin gesteckt hat",sagt er und grunzt, "Dann wärste nämlich jämmerlich krepiert!"
"Murray!",höre ich eine weitere unbekannte Stimme.
"Mach dem Jungen doch nicht solche Angst!"
"Ich sag doch nur wie's ist, Joyce! Und es geht ihm doch gut! Kein Grund zu Panik!"
Ich schüttle irritiert den Kopf und versuche erneut gegen die Ohnmacht anzukämpfen.
"Ich hab dir ein Schmerzmittel verpasst, das dich in eine andere Dimension kickt. Genieß es!",sagt der Mann, den sie Murray nennen und im nächsten Moment falle ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.



Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt