Kapitel 52 - Eddies POV

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Ich beschäftige mich die meiste Zeit des Tages damit, Izzy aus der Ferne dabei zu beobachten, wie sie mit Elfi daran arbeitet, ihre Erinnerungen zurück zu erlangen.
Izzy sieht erschöpft und müde aus.
So wie ich mich fühle.
Seit der Trennung habe ich kaum geschlafen. Und Izzys Worte höre ich ununterbrochen in meinem Kopf.
Ich weiß, das sie Recht hat, aber ich schaffe es nicht, über meinen eigenen Schatten zu springen.
Ich hab zu große Angst davor, was es mit mir machen würde. Und meine Wut steht mir im Weg. Ich kann nicht darüber hinweg sehen, dass Izzy nicht einen Gedanken an uns verschwendet. Das es ihr egal zu sein scheint, was ihre Entscheidung für Konsequenzen haben könnte.

Robin belagert mich beinahe ununterbrochen. Sie ist nicht mehr ganz so wütend, aber sie lässt auch nicht locker.  Eigentlich sollte ich froh sein, das ich Menschen um mich habe, die sich dafür interessieren, was in mir vorgeht. Aber es macht mich nur noch abweisender. Ich bin es nicht gewohnt und halte es kaum aus.
Harrington geht mir aus dem Weg. Was ich verstehen kann. Ich war nicht gerade nett zu ihm. Und werde es auch in Zukunft nicht sein, wenn er weiter so um Izzy herumschleicht. Nancy scheint es auch zu registrieren. Sie ist noch zickiger als sonst zu ihm. Und der Idiot schnallt es einfach nicht. Sie scheint ihn aus anderen Augen zu betrachten. Izzy sagte mal, das Steve erwachsen geworden sei. Und das ist offenbar neu für Nancy. Hin und wieder erwische ich sie dabei, wie sie ihn beinahe verträumt beobachtet. Ich bin gespannt, was passiert, wenn Jonathan auf den Plan tritt.
Immerhin lenkt mich dieses ganzes drumherum gut von der Tatsache ab, das ich Izzy wie wahnsinnig vermisse.
Mir fehlt ihre Nähe. Mir fehlt ihr Lachen, das ich seit Tagen nicht mehr gehört habe.
Sie ignoriert mich nicht gänzlich, aber sie scheint es in meiner Nähe auch nicht auszuhalten.
Ab und zu rauchen wir zusammen, doch länger als zehn Minuten scheint sie es nicht zu ertragen.
Jedes Mal flüchtet sie beinahe.
Und fast immer weint sie.
Es zerreißt mich fast, sie so zu sehen. Zumal es mir genauso geht.
Ich schaue von meinen Händen auf, als ich Jubelrufe aus dem Keller wahrnehme. Jemand kommt die Treppe hochgepoltert und reißt die Kellertür auf.
"Es klappt!",höre ich Mike rufen und mir wird schlecht.
Denn diese zwei kleinen Worten, machen mir höllische Angst.
Ich will nicht, das es klappt.
Denn das bedeutet, das Izzys Selbstmordkommando bald in die Tat umgesetzt werden wird.
Ich erhebe mich von den Stufen der Veranda und gehe langsam ins Haus.
Mike berichtet gerade wild gestikulierend von dem Erfolg, den Izzy und Elfi erzielt haben.
"Das müsst ihr sehen!",ruft er und stürmt wieder den Keller hinab.
Unschlüssig stehe ich da, während die anderen Mike folgen.
Will ich sehen, wie weit sie bereits sind?
"Komm schon, Munson!",sagt Nancy und ich seufze.
Unten angekommen trifft mein Blick Izzys. In ihren Augen lese ich dieselbe Angst, die mich umtreibt.
Schnell wendet sie den Blick von mir ab und ich beginne nervös mit meinen Ringen zu spielen.
Elfi hockt in der Mitte des Raumes und hat die Augen geschlossen.
Beunruhigt beobachte ich, wie die Lichter im Raum anfangen zu flackern.
Aus Elfis Nase läuft Blut.
Dustin hüpft begeistert auf und ab.
Es muss also etwas Gutes sein.
"Der Wahnsinn!",ruft er und klatscht in die Hände.
Elfi öffnet die Augen und wischt sich das Blut mit dem Ärmel ab.
"Noch nicht wie früher, aber ein Anfang",sagt sie lächelnd. Dabei fällt mir auf, das sie dunkle Ringe unter den Augen hat.
"Izzy, du bist eine Superheldin!",ruft Dustin anerkennend und klopft ihr auf die Schulter. Sie zuckt zusammen.
Scheinbar war sie mit den Gedanken ganz woanders.
"Übertreibs nicht",sagt sie zu Dustin und lächelt verlegen.
"Wir machen Minischritte",fügt sie hinzu.
"Besser als gar nichts!",erwidert er und sie zuckt mit den Schultern.
Ich presse die Lippen aufeinander.
Erneut streift Izzys Blick meinen und sie hält ihn für einen Moment stand.
Ich sehe, wie ihr Tränen in die Augen schießen und sie stürmt an mir vorbei die Kellertreppe hinauf. Sie humpelt noch immer, doch die Wunde scheint gut zu verheilen.
Ich sehe ihr nach und zögere einen Moment.
Ich bemerke Robins Blick auf mir.
Tonlos formt sie mit ihren Lippen die Worte: Geh ihr nach!
Ich beiße mir auf die Unterlippe und atme hörbar aus.
Dann folge ich Izzy.

Izzy sitzt draußen auf der Veranda und zieht mit zitternden Händen an einer Zigarette.
Wortlos setze ich mich in den freien Stuhl neben sie.
Sie hält mir die Schachtel Zigaretten hin ich ich nehme mir eine und zünde sie an.
"Beeindruckend, was du da erreicht hast",sage ich leise.
"Bitte lass das",antwortet sie und ich hebe meine Augenbrauen.
"Ich weiß, das du dir wünschst, wir würden es nicht schaffen",sagt sie und ich antworte nicht.
Sie seufzt schwer und bläst dabei den Rauch der Zigarette aus.
Ihre Lippen beben.
Dann sieht sie mich an.
"Hab ich Recht?",will sie wissen, ich fahre mir mit der flachen Hand durch mein Gesicht und nicke kaum merklich.
"Geht mir auch so",sagt sie dann leise und ich sehe sie erstaunt an.
"Wirklich?",platzt es aus mir heraus und sie nickt.
"Glaubst du, ich habe keine Angst?",fragt sie und ich zucke mit den Schultern.
"Oh bitte, Eddie. Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wie es in mir aussieht. Du kennst mich besser als jeder andere",murmelt sie beinahe beleidigt, "Du hattest schon immer das Talent, in meine Seele zu blicken",fügt sie so leise hinzu, das ich es kaum höre.
"Vielleicht",sage ich.
Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen, verschwindet aber sogleich wieder.
Plötzlich wendet sie sich mir zu und greift nach meiner Hand. Ich zucke zusammen, ob der plötzlichen Nähe.
"Falls ich wirklich sterben sollte, möchte ich, das du eines weißt, Eddie",sagt sie und ich versuche erfolglos den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Die Tränen sammeln sich bereits in meinen Augen und ich will meinen Blick von Izzy abwenden, doch sie legt eine Hand an meine Wange und zwingt mich, sie anzusehen.
"Du bist die Liebe meines Lebens. Nichts wird das je ändern. Du kannst mich von dir stoßen, so oft du willst. Ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben."
Ich schließe die Augen und eine Träne rinnt  heiß meine Wange hinab.
Izzy lässt von mir ab und als ich die Augen wieder öffne, ist sie verschwunden.
Ich atme mit bebenden Lippen aus und im nächsten Moment weine ich haltlos.

Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt