Zwei Wochen sind vergangen, seit deinem Auftritt bei der Open Mic Night im Hideout.
Eddie und du habt euch jeden Abend getroffen, habt lange zusammen gesessen, Filme geschaut oder geraucht.
So wie auch heute. Du und Eddie sitzt auf dem Schreibtisch in deinem Schlafzimmer. Zwischen deinen Fingern glüht ein Joint.
Du hast im Wohnzimmer eine Platte von Accept aufgelegt. Leise dringt die Musik zu euch durch.
Eddie wippt im Takt der Musik mit dem Kopf. Du lächelst.
Nach eurem Gespräch vorm Hideout hast du es eine Weile kaum ausgehalten, wenn er dich berührt hat. Und sei es nur ein Streifen gewesen. Jetzt sitzt ihr euch wieder, mit ineinander verschränkten Beinen, gegenüber. Du hast gelernt, seine Nähe einfach zu genießen. Du nimmst, was du kriegen kannst. Wie eine Ertrinkende.
Die körperliche Komponente eurer Freundschaft scheint euch beiden wichtig zu sein. Immer geht es von euch beiden aus. Niemals lehnt ihr die Nähe des anderen ab.
Woran das liegt, kannst du nicht genau benennen. Eddie scheint die Nähe genau so sehr zu brauchen wie du."Ich habe übrigens morgen ein Date",sagt Eddie plötzlich und er klingt, als habe er den Satz immer und immer wieder in seinem Kopf wiederholt, bis er den Mut hatte, ihn laut auszusprechen.
Dein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.
"Mit Chrissy?",fragst du und er nickt.
"Woher weißt du das?",fragt er und sieht dich mit schief gelegtem Kopf an.
"Ich sehe, wie du sie ansiehst, Eddie",sagst du und du meinst einen Anflug von Unsicherheit in Eddies Augen zu sehen.
"Sie ist seit der Middle School mein Crush",sagt er verlegen.
"Verstehe",sagst du und schluckst den Kloß in deinem Hals herunter. Auf keinen Fall darfst du jetzt weinen.
"Magst du sie sehr?",fragst du und versuchst, das Zittern in deiner Stimme zu verbergen.
"Kann ich noch nicht genau sagen. Sie ist klug und witzig. Ihr Lachen ist zauberhaft",sagt er und presst die Lippen aufeinander.
"Und sie vergöttert dich",sagst du und Eddie schaut dich überrascht an.
"Wie kommst du denn darauf?",will er wissen.
"Ich sehe auch, wie sie dich ansieht, Eddie. Sie himmelt dich an. Weil du ihr zeigst, dass das Leben auch Spaß machen kann. Das sie nicht der Norm entsprechen muss, um anderen zu gefallen",sagst du und Eddie beginnt nervös mit den Ringen an seinen Fingern zu spielen.
"Du tust ihr gut",fügst du leise hinzu und es ist nicht einmal gelogen.
Eddie tut Chrissy tatsächlich gut. Sie ist inzwischen immer mit am Hellfire Tisch. Sie hat auch ihr Lachen wiedergefunden. Sie kleidet sich anders und wirkt viel selbstbewusster. Das freut dich wirklich für sie. Und es bedeutet vielleicht, das sie gar nicht erst in Vecnas Fokus gerät. Was das für Konsequenzen haben könnte, darüber machst du dir im Moment noch keine Gedanken.
"Sie fragt oft nach dir",sagt Eddie.
"Ich glaube, sie braucht dich. Du hast ihr geholfen, als ihre Welt zerbrach. Du solltest dich vielleicht Mal mit ihr treffen",sagt Eddie.
Du nickst. Du weißt das er Recht hat, aber mit Chrissy Zeit zu verbringen hast du noch nicht übers Herz gebracht.
Du willst ihr nichts Böses, sie ist ein herzensguter Mensch. Aber gleichzeitig wünschst du dir, sie wäre nie in Eddies Leben getreten. Du hättest die beiden nie einander bekannt gemacht.
"Hat sie dir erzählt, was auf der Party vorgefallen ist?",greifst du euer Gespräch wieder auf.
Er nickt.
"Am liebsten würde ich Jason dafür gleich nochmal die Nase brechen",sagt Eddie und ein Anflug von Zorn schwingt in seiner Stimme mit.
"Der leidet auch so schon. Nicht das es annähernd ausreichen würde. Aber die Trennung von Chrissy hat seinem Ruf einen ordentlichen Dämpfer verpasst",sagst du und Eddie nickt.
"Ja, das bekomme ich mit. Und er lässt es mit Vorliebe an mir aus. Ich schwöre bei Gott, wenn der Typ mich nocheinmal im Schulflur anrempelt, vergesse ich mich,"sagt Eddie und ballt eine Hand zur Faust.
"Ich halte ihn fest und du schlägst zu",sagst du und Eddie lacht.
"Partner in Crime",sagt er und du schmunzelst.
"Partner in Crime",wiederholst du.
"Wo gehst du mir ihr hin?",fragst du nach einer Weile und Eddie zuckt mit den Schultern.
"Ich weiß noch nicht genau. Ich dachte ans Hideout aber hab mich dagegen entschieden",sagt er und du runzelst die Stirn. Nervös ziehst du am Joint.
"Wieso das?"
Wieder spielt er nervös mit seinen Ringen.
"Ich weiß nicht, das ist irgendwie...",eure Blicke treffen sich,"...unser Ding",beendet er seinen Satz.
Eine wohlige Wärme breitet sich in dir aus und dein Herz schlägt einen Takt schneller.
Du greifst nach seiner Hand.
Er verschränkt seine Finger mit deinen.
"Danke",sagst du leise und blinzelst die Tränen weg.
Er presst die Lippen aufeinander und nickt.
Er beugt sich nach vorn und streicht dir eine Strähne deines Haares aus dem Gesicht.
Du lächelst verlegen.
"Rotschopf",sagt er, beinahe liebevoll.
Ein Kratzen ertönt als die Nadel des Plattenspielers die Mitte der Platte erreicht hat.
"Ich gehe sie umdrehen",sagst du und willst seine Hand loslassen, doch Eddie lässt es nicht zu.
"Bleib hier",sagt er und du bleibst.
Keiner von euch sagt ein Wort. Ihr sitzt nur da, und schaut aus dem Fenster in den Nachthimmel über Hawkins."Morgen",sagst du und lässt dich auf den Beifahrersitz von Eddies Van fallen.
Inzwischen fahrt ihr immer gemeinsam zur Schule. Ihr wechselt euch ab, mal fährt Eddie, mal fährst du. Ab und an sammelt ihr Max auf dem Weg zur Bushaltestelle ein.
Und immer läuft das Absolut Munson Mixtape. Ihr singt immer aus voller Kehle mit. Es ist zu einem Ritual geworden.
Manchmal muss Eddie nach der Schule noch Geschäfte erledigen, dann wartest du auf ihn.
Auch seht ihr Robin und Steve inzwischen regelmäßig. Robin und Eddie verstehen sich hervorragend. Sie haben bereits Spitznamen füreinander und manchmal tuscheln sie heimlich miteinander. Du musst jedesmal grinsen.
Mit Steve ist das was anderes. Steve ist Eddie ein Dorn im Auge. Ab und an versucht Steve sein Glück erneut bei dir und jedesmal funkt Eddie dazwischen. Doch Eddie behauptet immer noch Stein auf Bein, er würde dich nur vor einem gebrochenen Herzen bewahren wollen. Du bist da anderer Meinung. Doch das sagst du Eddie nicht.
Auch sagst du ihm nicht, das du mitbekommst, wenn er dich beim Schlafen beobachtet. Manchmal schaut ihr bis in die Nacht Filme und oft döst du in Eddies Armen ein. Und jedes Mal fährt er mit den Fingern über deine Wange.
Noch immer verwirrt dich sein Verhalten. Doch du hinterfragst es nicht mehr. Du willst nicht gefährden, was ihr habt. Denn du nährst dich von diesen Momenten. Sie helfen dir, nicht den Verstand zu verlieren."Morgen",antwortet Eddie und gähnt herzhaft.
"Gut geschlafen, Rotschopf?",will er wissen und du gibst einen murrenden Laut von dir. Die Nächte sind zu einem Problem geworden. Sobald du dich ins Bett legst und mit deinen Gedanken allein bist, stürzt alles über dich herein. Oft weinst du dich in den Schlaf.
"Und du?",willst du wissen.
Er seufzt.
"Ging so",sagt er. Er antwortet immer ging so.
Eddie dreht den Schlüssel in der Zündung um und legt den Rückwärtsgang ein.
Aus den Boxen schallt Rainbow in the Dark von Dio und Eddie und du werft euch einen Blick zu. Ihr strahlt beide übers ganze Gesicht.
Laut gröhlend trommelt ihr im Takt der Musik. Er auf dem Lenkrad, du auf dem Amaturenbrett.
Es sind genau diese kleinen Momente, die du so sehr liebst.
"Hey, wenn ich von dem Date zurück bin und du immernoch wach sein solltest, kann ich dann zu dir rüber kommen?",ruft Eddie über die Musik hinweg, als ihr auf den Parkplatz der Schule abbiegt.
Du nickst, und faltest deine zitternden Hände in deinem Schoß.
Kurz hast du das Gefühl, jeden Moment in Tränen auszubrechen, doch du schaffst es, es zu unterdrücken.
Eddie stellt den Motor ab und ihr steigt aus.
Ihr geht gemeinsam in die Schule und Eddie verabschiedet sich, wie jeden Tag, mit einem Kuss auf deine Stirn.
Das jagt dir jedes Mal einen Schauer über den Rücken.
Dann geht ihr beide in eure Klassen und du zählst die Minuten bis zu Mittagspause.
Auch wenn Chrissy immer am Hellfire Club Tisch sitzt und du ihr dabei zusehen musst, wie sie Eddie anhimmelt und er es sichtlich genießt, freust du dich doch jeden Tag auf die Mittagspause.
Denn dann siehst du ihn. Und obwohl er viel mit Chrissy spricht, übersieht er dich nie. Ab und zu wirft er dir verstohlene Blicke zu oder haut einen eurer vielen Insider, wie das Partner in Crime, raus und ihr lacht.
Chrissy beobachtet euch dabei immer aufmerksam. Manchmal sieht sie traurig aus. Du vermutest, das es sie ein wenig stört, wie vertraut du und Eddie miteinander umgeht.
Denn auch wenn sie dabei ist, verzichtet ihr nicht auf Körperkontakt. Ihr setzt die Grenzen nur anders. Dinge wie die Hand des anderen nehmen oder Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen passieren nur, wenn ihr allein seid.
Ansonsten beschränkt ihr euch auf kleine, liebevolle Schubser, oder Mal eine Umarmung hie und da.
Ab und an legt Eddie auch seinen Arm um dich, zieht dich an sich und küsst deinen Scheitel. Auch das hat Chrissy bereits mehrmals mitbekommen. Sie wendet immer den Blick ab.
Du kannst verstehen, das es sie stört. Wäre Eddie so vertraut mit einer anderen Frau, wenn ihr daten würdet, wärst du rasend vor Eifersucht.
Doch als Eddie und du zusammen wart, hat er sowas nie gemacht, nicht einmal bei Robin. Und du bist dir sicher, auch keine andere Frau hätte sein Interesse geweckt.
Deshalb kommt dir immer Mal wieder der Gedanke, ihn einfach zu küssen, wenn ihr allein seid. Doch du verwirfst ihn jedes Mal. Du hast Angst davor, das Eddie dich zurückweist.
Denn Chrissy ist ihm wichtig, das kannst du sehen. Und du spürst das Knistern zwischen den beiden.
Dieses Knistern, das vielleicht zu einer lodernden Flamme werden könnte.
Was du dann tust, wenn es so weit kommt, hast du dir noch nicht überlegt. Aber du bist dir sicher, das es dich zerreißen wird.
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Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2
FanfictionSPOILERWARNUNG! Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, solltest du dies nachholen, bevor du dich Part 2 widmest! Nach den Ereignissen im Jahr 86 beschließt du nach Hawkins zurück zu kehren, um Geschehens rückgängig zu machen. Es gilt nun...