Kapitel 51 - Eddies POV

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Ich sehe Izzy hinterher, die mit den Kids im Schlepptau Richtung Keller geht.
"Au!",entfährt es mir, als Robin mir gegen die Brust boxt.
"Du dämlicher Vollidiot!",fährt sie mich an, "Du bist im Begriff sie zu verlieren! Hast du sie noch alle?!"
"Robin, lass gut sein",sage ich und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Lass gut sein?! Wieso bist du nur so stur?! Du weißt genauso gut wie ich, das Izzy das Beste ist, was dir je passiert ist!",faucht sie mich an und ich bin ein wenig erstaunt darüber, wie wütend sie werden kann.
"Du verstehst das nicht",sage ich zerknirscht.
"Oh ich verstehe sehr gut! Du bist feige! Du hast Angst, das sie stirbt und bevor du dich diesem Schmerz auslieferst, beendest du es lieber! Du Arschloch!"
"Okay, jetzt reicht's, Buckley!",schnauze ich sie an und packe sie am Arm.
"Ich lasse mich nicht von dir beschimpfen!"
"Du hast es verdient und es ist mir scheiß egal, ob du es hören willst oder nicht! Du verhältst dich wie ein riesen Arschloch und Punkt!",brüllt sie und windet sich aus meinem Griff.
Dann stürmt Robin ins Wohnzimmer und ich atme hörbar aus.
"Sie hat Recht, Munson",höre ich Steve sagen, der die Veranda betritt und sich neben mir an die Wand lehnt.
"Du nicht auch noch, Harrington",sage ich genervt.
"Ich hab dir eben schon gesagt, das du einen Fehler machst. Eine Frau wie Izzy schießt man nicht einfach so in den Wind",sagt er und ich stoße mich von der Wand ab und fingere eine Schachtel Zigaretten aus meiner Hosentasche.
"Leck mich, Föhnfrisur",sage ich und er zieht die Augenbrauen hoch.
"Alter, ich versuche nur, dir zu helfen."
"Ach ja? Sicher, das du es nicht doch nochmal bei ihr versuchen willst, jetzt wo du freie Bahn hast?!",knurre ich und Steve wendet sich zum Gehen.
"Du solltest aufhören Menschen von dir zu stoßen, denen du wichtig bist, Munson. Am Ende stehst du nämlich alleine da",sagt er und verschwindet im Haus. Ich schließe meine Augen und atme hörbar aus.
Dann lasse ich mich auf den Stufen der Veranda nieder und zünde mir eine Zigarette an.
Ich stöhne genervt auf, als sich Nancy neben mich setzt.
"Was willst du denn jetzt, Wheeler?!",frage ich und inhaliere den Rauch, "Ich brauche nicht noch eine Standpauke."
"Ich hab nicht vor, dir eine zu halten",sagt sie schulterzuckend.
Ich sehe sie erstaunt an, während ich mir erneut die Zigarette zwischen die Lippen klemme.
"Ich möchte nur gerne wissen, ob du dir sicher bist, das du das Richtige tust",sagt sie ruhig und sieht mich mit schräg gelegtem Kopf an.
Einen Moment lang sehe ich sie nur an.
Ich zucke mit den Schultern.
"Mh",macht sie und stützt ihren Kopf auf ihren Händen ab, "Ich kann verstehen, warum du das tust",sagt sie und ich schweige weiter beharrlich, blase den Rauch der Zigarette aus.
"Weißt du",beginnt sie, "Ich habe auch jemanden verloren, der mir sehr wichtig war. Und das nur, weil ich egoistisch war. Ich habe nur an mich und meine Bedürfnisse gedacht, nicht eine Sekunde daran, wie sie sich gefühlt haben muss."
Ich schlucke schwer.
"Das tut mir leid",sage ich leise und Nancy schüttelt energisch den Kopf.
"Ich bin noch nicht fertig",sagt sie und ich schweige, "Wenn du glaubst, deine Entscheidung, dich von Izzy zu trennen, schützt dich vor dem Schmerz, den ihr Tod verursachen würde, dann täuschst du dich, Eddie. Es wird nur noch mehr weh tun, glaub mir. Du solltest die Zeit nutzen, die du mit ihr hast, denn eines kannst du mir glauben, du wirst es bitter bereuen, wenn sie tatsächlich sterben sollte."
Mit diesen Worten erhebt sich Nancy und geht ins Haus.
Ich bleibe zurück und klopfe die Asche von der Zigarette, während ich versuche, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Vergeblich.

Erneut höre ich Schritte hinter mir und senke den Blick, in der Hoffnung, wer auch immer sich da anschleicht, sieht meine Tränen nicht.
Im Augenwinkel sehe ich, das Izzy sich neben mich setzt und ich erstarre.
"Du hast noch meine Zigaretten",sagt sie so leise, das ich sie kaum verstehe.
Ich fummle mit zitternden Händen die Packung aus meiner Hosentasche und halte sie ihr hin.
Sie nimmt sie wortlos entgegen, klopft eine aus der Packung und steckt sie sich zwischen die Lippen.
Ich halte mein Feuerzeug unter ihre Zigarette und zünde sie an.
Izzy nimmt einen tiefen Zug und bläst den Rauch aus.
Sie beginnt nervös mit ihrem Ring zu spielen und ich muss mich zusammenreißen, nicht meine Hand auf ihre zu legen, um sie zu beruhigen.
Ich drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus und ziehe einen Joint aus der Brusttasche meiner Lederjacke.
Ich nehme ihn zwischen die Lippen und zünde ihn an.
Als ich ihn das zweite Mal an meinen Mund führe, nimmt Izzy ihn mir aus der Hand und ich zucke kaum merklich zusammen, als sich unsere Fingerspitzen berühren.
Sie hält mir ihre Zigarette hin und ich nehme sie entgegen, während sie am Joint zieht.
"Du bist dumm, wenn du glaubst, das es dich vor dem Schmerz rettet, wenn du dich von mir trennst",sagt sie plötzlich heiser und ich schlage die Augen nieder.
Sie hält mir wieder den Joint hin und ich reiche ihr die Zigarette.
"Ich bin sehr wütend auf dich, Eddie",sagt sie, "Aber ich werde nicht zulassen, dass du mich im Stich lässt."
Ich presse die Lippen aufeinander.
"Was willst du dagegen tun?",frage ich und unterdrücke das Zittern in meiner Stimme.
"Ich erlaube es dir nicht",sagt sie und das erste Mal, seit sie sich neben mich gesetzt hat, sehe ich sie an.
Sie sieht schlimm aus. Ihre Augen sind gerötet und ihre Wangen blass.
"Du willst mir verbieten, dich zu verlassen?!",frage ich und lege meine Stirn in Falten.
Sie nickt, sieht mich noch immer nicht an.
"Ich möchte nicht, das du dich irgendwann für diese Entscheidung verfluchst",sagt sie.
Ich halte ihr den Joint hin und sie nimmt ihn mir aus den Fingern, reicht mir die Zigarette, die ich im Aschenbecher ausdrücke.
Dann sieht sie mich an. Und ich erwidere ihren Blick, ohne es zu wollen.
Ich kann nicht anders. Sie ist so wunderschön und ihre Augen ziehen mich immer wieder in ihren Bann.
"Eddie",sagt sie leise und legt eine Hand auf meine, "Mir ist klar, dass das was ich tue, egoistisch und riskant ist. Aber das gibt dir nicht das Recht, dich aus der Affäre zu ziehen. Wir stecken gemeinsam da drin, weißt du nicht mehr?"
In ihren smaragdgrünen Augen liegt eine tiefe Traurigkeit und ich komme nicht umhin mich zu fragen, woher sie trotz dessen diese unglaubliche Stärke nimmt.
"Natürlich weiß ich das noch! Aber es gibt dir nicht das Recht, alles über meinen Kopf hinweg zu entscheiden ohne darüber nachzudenken, was das für mich, für dich,...für uns...bedeutet",erwidere ich.
"Ich weiß",sagt sie und senkt den Blick, "Und es tut mir leid."
Ich seufze und fahre mir durch die Haare.
"Aber es ändert nichts an deiner Entscheidung, oder?",frage ich und sie schüttelt kaum merklich den Kopf.
"Nein",sagt sie.
"Aber ich brauche dich an meiner Seite, Eddie. Bitte, lass nicht zu, das es so endet",ihre Stimme nimmt einen flehenden Unterton an und ich schließe mit bebenden Lippen meine Augen.
Sie gibt mir den Joint und erhebt sich ohne ein weiteres Wort.
Als sie die Terrassentür hinter sich zu zieht, atme ich hörbar aus und lasse den Tränen freien Lauf.

Die Zeitreisende, Izzy & Eddie Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt