Bitter ist die Liebe

Kapitel 11

Als der späte Nachmittag hereingebrochen war, fragte ich mich, inwieweit ich mich auf dem Anwesen bewegen konnte.

Ich hatte den grauen Pullover übergezogen, ein paar schwarze Socken angezogen und trat auf den Flur hinaus.

Ich blickte in die Gesichter zahlreicher Fremder die mich abwertend aus ihrem Portrait heraus anstarrten und allesamt begannen über mich herzuziehen.

Ich mochte vielleicht mit meinem Aussehen betrügen, doch die Portraits ließen sich nicht täuschen. Zumindest bemerkten sie, dass ich keine reinblütige Hexe aus Italien war.

„Betrügerin!"

„Hochstaplerin!"

Ich ignorierte die fiesen Rufe der Gemälde und schlich den Flur entlang, die Treppe hinunter bis zur Eingangshalle.

Es war bereits eine Weile her als ich das letzte mal hier gewesen bin. Damals war ich mit Harry und Ron hier gewesen, nachdem ein paar Greifer uns auf der Jagd nach Horcruxen gefangen hatten.

Mit diesem Anwesen konnte ich keine schönen Erinnerungen verbinden. Eher traumatisierende.

Ich räumte die Gedanken bei Seite und setzte mich wieder in Bewegung. Nachdem ich ein wenig herumgeirrt war, hatte ich schließlich die Küche gefunden in der vier Elfen bereits fleißig das Abendessen vorbereiteten.

„Oh Miss Zabini, schon hungrig?" Eine kleine freundliche Elfe kam auf mich zu und lächelte mich an.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, dass sie mich meinte. Ich war Miss Zabini.

Ich lächelte ebenfalls und schüttelte meinen Kopf. „Alles in Ordnung, ich wollte mich nur etwas umsehen"

Die Elfe nickte und wandte sich wieder den Kartoffeln zu, die sie sorgfältig zu schälen begann.

Auf der Frühstückstheke entdeckte ich eine alte Ausgabe des Tagespropheten vom 08. April 1998.

Ich setzte mich auf den schwarzen Lederhocker und begann zu lesen.

Vierzig Tote bei Angriff auf Gringotts
Todesser haben am vergangenen Montag einen Anschlag auf die Bank von Gringotts verübt, wobei mehr als zwanzig Menschen, dreizehn Kobolde und weitere magische Geschöpfe tragischerweise ums Leben gekommen sind. Zeugen nach zu urteilen, handle es sich dabei um einen geplanten Angriff Lord Voldemort's um die Fluchtversuche der Bevölkerung zu unterbreiten. Die Liste der Opfer steigt somit auf über dreihundert.

Plötzlich tauchte eine Tasse mit Kaffee neben der Zeitung auf und mein Kopf schnellte in die Höhe. Die freundliche Elfe von eben lächelte mich an. „Dankeschön.", flüsterte ich und las weiter.

Eine Liste der Toten und Vermissten finden Sie auf Seite 4

Ich blätterte hastig zu Seite vier und begann die Liste zu lesen.

Joseph und Marie Flingbott
Miranda Blan
Peter Groult
Ted Tonks
Gornuk
Dirk Cresswell
...

Ein räuspern riss mich aus meinen Gedanken und mein Kopf schoss erneut in die Höhe. „Jemanden den du kennst?"

Draco näherte sich und schnappte sich einen Apfel aus der Schale, die auf der Theke stand.

Ich schüttelte langsam meinen Kopf. „Nein, die meisten die ich kenne, sind erst vor ein paar Tagen gestorben"

Ich klappte die Zeitung zu und sah Malfoy dabei zu, wie er genüsslich in den grünen Apfel biss.

„Es wird sowieso keine neue Ausgabe geben" schmatzte er.

Ich zuckte mit den Augenbrauen um nach einer Erklärung zu verlangen. Nachdem er den Bissen heruntergeschluckt hatte, fuhr er fort: „Rita Kimmkorn, die Autorin ist ebenfalls tot."

Ich nickte und warf erneut einen Blick auf den Tagespropheten. Die Bilder der Trümmer von Gringotts jagten mir einen Schauer über den Rücken.

„Was ist mit den anderen passiert?", fragte ich geradewegs heraus.

Er blickte mich fragend an, als wüsste er nicht was ich meinte. Er wusste es, ohne, dass ich es ihm erklären musste.

„Was meinst du?"

„Was ist mit Ginny und Ron passiert?"

Er verzog einen Moment das Gesicht.

„Sie wurden mit dem dunklen Mal gebrandet, Ginny musste mit dem Imperius-Fluch gefügig gemacht werden."

Mir stockte der Atem.

„Was ist mit Neville? Und Luna?"

Er sagte nichts. Er wandte seinen Blick von mir ab und in meinem Magen machte sich ein ungutes Gefühl breit.

„Was ist mit ihnen?", forderte ich und Malfoy verzog erneut das Gesicht bevor er mit kühlen Augen zu mir aufsah.

„Sie sind tot"