Kapitel 80

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Mit keuchendem Atem wartete ich darauf, dass man mich fand und ich bereitete mich auf einen weiteren Kampf vor. Der Mann hinter mir auf dem Boden röchelte noch ein paar Sekunden bis er schließlich an seinem Blut völlig erstickte und verstummte. Das einzige Geräusch welches den Raum noch erfüllte, war mein angestrengter Atem der stoßweiße aus mir herausbrach.

Ich war mir sicher, dass das Adrenalin gerade der einzige Grund war, warum ich noch auf meinen Füßen stehen konnte. Ansonsten wäre ich bestimmt schon zusammengebrochen. Aber ich würde mich nicht kampflos geschlagen geben. Auch wenn ich mich verdammt müde und ausgelaugt fühlte, musste ich es zumindest versuchen. Das schuldete ich meinen Freunden.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass eine vermummte Gestalt in einer Todesseruniform kommen würde um zu beenden was Artus begonnen hatte, als ein blonder Mann in den Raum gestürmt kam in Begleitung seines Freundes.

Draco.

Ich sackte kraftlos auf dem Boden zusammen und ließ die blutige Glasscherbe fallen. Ich atmete erleichtert auf und wischte mir mit einer Hand meine Tränen weg bevor meine Kräfte mich verließen.

„Fuck!", war alles was ich noch hörte bevor mir mein eigener Geist entwischte und ich in Draco's Armen bewusstlos wurde. Ich war scheinbar nicht lange weg, denn als ich das nächste Mal meine Augen geöffnet hatte, befanden wir uns noch immer in der dunklen Wohnung.

Draco hielt mich noch immer in seinen Armen und ich hörte wie er aufgebracht mit jemandem sprach: „Sieh dort drüben nach!", zischte er.

„Ich glaub ich hab ihn!", zischte jemand. Schritte hallten durch den Raum und Blaise blieb mit einem Spiegel in der Hand neben Draco stehen. „Ist er das?", fragte er ihn. Draco streckte seine Hand nach dem Spiegel aus und er schien augenblicklich zusammenzuzucken. „Ja, zweifellos."

Meine Augenlider fielen andauernd zu und ich wurde immer mal wieder für ein paar Sekunden bewusstlos aber wachte dann auch sofort wieder auf wenn Draco mich schüttelte. „Du musst wach bleiben, verdammt.", fluchte er. Ich spürte wie seine Arme meinen schlaffen Körper ganz vorsichtig aufhoben und ich keuchte sofort vor Schmerzen auf.

Der Folterfluch hatte sich bis in meine Knochen gelegt und wütete dort immer noch leise vor sich hin. Kaum zu fassen, dass er so lange anhielt. Ich schloss angestrengt meine Augen und presste meine Lippen aufeinander um nicht laut loszuschreien während Draco mich aufhob.

Er ließ mich nicht los, sondern trug mich vor sich auf seinen Händen. Als ich eine halbwegs angenehme Position gefunden hatte, lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und schloss meine Augen. „Hey!", Draco schüttelte mich sanft. Schnell öffnete ich wieder meine Augen und sah zu ihm auf. „Kannst du mir einen Gefallen tun und deine Augen offen lassen?", fragte er.

Ich schüttelte fast unmerklich meinen Kopf. „Ich kann nicht.", hauchte ich. Draco nickte. „Wir haben es gleich geschafft, dann sind wir zu Hause, ja?", wisperte er und strich mir sanft mit einer Hand durch mein Haar. Zu Hause? Komisch. Vielleicht war das Malfoy Manor sein zu Hause gewesen, doch mein zu Hause war es nicht.

Mein zu Hause war Hogwarts gewesen und jetzt war es zerstört, besudelt mit dunkler Magie und besetzt mit schrecklichen Menschen.

Aber trotzdem fühlte das Malfoy Anwesen  sich ein kleinen wenig danach an. Nach zu Hause.

„Draco?", flüsterte ich ohne ihn dabei anzusehen. Tränen strömten noch immer meine Wangen herunter. Ich konnte im Augenwinkel erkennen, wie er seinen Blick auf mich wandte. „Es tut mir leid.", fuhr ich fort. Draco schüttelte schnell seinen Kopf. "Schht! Nicht."

Plötzlich spürte ich den Sog des Appararierens und ich war mir sicher, dass es diesmal viel länger dauerte als sonst. Als wir im Malfoy Manor angekommen waren, verlor ich erneut mein Bewusstsein und ich bekam den Tumult um mich herum gar nicht mehr mit.

Es dauerte ein paar Stunden bis ich wieder zu Bewusstsein kam und zu meiner Erleichterung, befand ich mich diesmal nicht in diesem komischen Krankenflügel des Anwesens, sondern in Draco's Schlafzimmer. Und tatsächlich saß er auch neben mir und hielt dabei den Handspiegel zwischen den Fingern.

Als ich mich versuchte aufzusetzen, schnellte sein Kopf in die Höhe und er drückte sofort seine Hand auf mein Dekolleté um mich wieder nach unten zu drücken. „Du musst liegen bleiben, Granger.", sagte er mit dünner Stimme. Ich sah zu ihm auf und seine grauen Augen blitzten kurz auf.

„Geht es Hokey gut?", fragte ich sofort. Draco grinste kurz und nickte dann vorsichtig. „Du wärst beinahe gestorben und das erste wonach du fragst ist, ob es meinem Hauself gut geht?", spottete er.  Verwundert über seinen dennoch sanften Ton starrte ich ihn einige Sekunden lang an. „Ähm, ja?"

„Hokey geht es gut. Sie hat uns geholt.", erklärte Draco dann.

Bitter ist die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt