Kapitel 20

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Ein Mann mit langem blondem Haar, bekleidet mit einem schwarzen Umhang und einer schwarzen Hose, stand vor mir und starrte mich grimmig an.

Lucius Malfoy.

Vor lauter Schreck, klappte ich das Buch zu, erhob mich aus dem Stuhl und starrte ebenfalls, mit erröteten Wangen, zurück.

Er räusperte sich, warf mir allerdings nur einen abschätzenden Blick zu und wandte sich dann einem Regal zu.

Nach ein paar Sekunden, die sich übrigens wie Stunden angefühlt hatten, zog er ein Buch, das in schwarzes Leder gebunden war, aus dem Regal, wandte sich wieder zu mir um und begann zu sprechen: „Sie sollten die Bücher nicht einfach achtlos zuschlagen, die meisten Bücher hier drin sind uralt und die Einbände sind empfindlich."

Er zog eine Augenbraue hoch, klemmte sich das Buch unter den Arm, drehte sich um und verließ dann mit großen Schritten die Bibliothek.

Ich war so überrumpelt von seiner plötzlichen Präsenz und seiner deutlichen Arroganz, dass ich gar nicht antworten konnte.

„Ja, Sir!", rief ich noch, da war er allerdings schon verschwunden.

Erleichtert atmete ich aus und setzte mich wieder auf den Stuhl und las in meinem Buch weiter.

Ich musste zugeben, die alte Hexenkunst war wirklich zum Sterben langweilig gewesen, denn etwas anderes interessierte mich viel brennender.

Wie konnte es möglich sein, dass Lucius, der schon seit Ewigkeiten ein treues Mitglied Voldemort's war, meine Anwesenheit hier duldete?

Ich wusste nicht genau womit ich sonst gerechnet hätte, vielleicht, dass er mich beschimpfte, mich verspottete oder sogar schlimmeres, aber das? Das war ja gar nichts gewesen.

Natürlich war sein Auftritt nicht elegant gewesen und schon gar nicht die feine englische Art, aber das machte diese Familie aus: Arroganz und Hochnäsigkeit. Das stand wohl ganz oben auf der Liste, wenn ich die Malfoy's beschreiben müsste.

Mit meinen Gedanken ganz woanders, blätterte ich gelangweilt durch das Buch als mir plötzlich ein kleiner Fetzen Pergament entgegen flog, der wohl zwischen den Seiten gelegen hatte.

Ich schob das Buch zur Seite und musterte das Stück Pergament mit neugierigen Augen. Die Schrift darauf war mittlerweile so verblasst, dass ich den Fetzen gegen das Licht halten musste, um irgendetwas entziffern zu können.

Seelenspaltung?
Horcruxe?
Basiliskengift?
Dämonsfeuer?

Es sah aus wie eine Liste die jemand zusammengestellt hatte, aber wer? Wer könnte hinter das wohl gefährlichste Geheimnis aller Zeiten gekommen sein?

Bis auf Harry, Ron, Ginny und einschließlich mir selbst, wusste keiner von diesen Dingen. Zumindest dachte ich es. Bis jetzt.

Plötzlich wurde die Tür zur Bibliothek erneut geöffnet und Draco kam direkt auf mich zugesteuert.

Aus Panik, er könnte sehen was ich gefunden hatte, riss ich das Buch wieder an mich und ließ das Stück Pergament in meiner Jeans verschwinden.

Als Draco bei mir angekommen war, starrte er mich misstrauisch an. „Was ließt du da?", fragte er.

Ich schaute auf das Buch hinunter und versuchte den Titel darauf mit meiner Hand weitestgehend zu verdecken.

„Ach nur so ein langweiliges Buch über alte Hexenkunst...", antwortete ich ihm und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen.

„Kann ja nicht so langweilig sein, wenn du es vor mir versteckst?"

Er kam näher, stellte sich hinter mich und griff mit seiner Hand nach dem Einband.

„Ich wollte...hey...warte!"

Bevor ich das Buch festhalten konnte, hatte er es bereits aus meinen Fängen befreit und es an sich genommen.

Er schlurfte um den Tisch herum und grinste mich dabei an. „Zeig doch mal her!", sagte er.

Ich wurde nervös als er seinen Blick auf das Buch gerichtet hatte, ich wusste ja nicht, wer das Pergament darin zu verstecken versuchte, vielleicht war er es gewesen.

Aber seinem Blick nach zu urteilen, konnte er es nicht gewesen sein. Denn er blätterte genauso gelangweilt durch die Seiten, wie ich es tat, bevor mir dieses Stück Pergament entgegen geflogen war.

Bitter ist die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt